Die USA haben ein Al-Kaida-Versteck im Süden von Somalia angegriffen. Unter den Opfern befindet sich Top-Terrorist Fazul Abdullah Mohammed.
Die USA haben erstmals seit Beginn der äthiopischen Militärintervention zur Niederwerfung der Islamisten in Somalia direkt in den Konflikt am Horn von Afrika eingegriffen. Die US-Luftwaffe flog im Gebiet von Ras Kamboni im äußersten Süden des Landes an der Grenze zu Kenia einen Angriff auf vermutete Stellungen des Terrornetzwerks Al-Kaida. Dabei seien "zahlreiche Menschen" ums Leben gekommen, sagte der Vizepremier der von den USA unterstützten somalischen Übergangsregierung und frühere Warlord Hussein Aideed (Aidid) am Dienstag in Mogadischu.
Ziel der Militäraktion sei gewesen, die Verantwortlichen für die verheerenden Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 zu töten, sagte Aidid. Unter den Opfern habe sich Fazul Abdullah Mohammed befunden, dessen Name auf der CIA-Liste der meist gesuchten Terroristen stehe, meldete CNN unter Berufung auf ungenannte Pentagon-Quellen in Washington.
Mindestens 30 Tote
Der somalische Übergangs-Präsident Abdullahi
Yusuf Ahmed, der erst am Vortag in Mogadischu eingetroffen war, hat den USA
das Recht auf Luftangriffe gegen Al-Kaida-Mitglieder "in aller Welt"
attestiert. Auf einer Pressekonferenz sagte er, die Angriffe der
US-Luftwaffe hätten sich gegen die Urheber der Anschläge auf die
US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 gerichtet. Nach Informationen der
von äthiopischer Militärhilfe abhängigen Übergangsregierung sollen
mindestens dreißig Menschen bei dem Bombardement ums Leben gekommen sein.
Augenzeugen berichteten, unter den Opfern seien sechs Mitglieder einer
Familie, die gerade auf einer Hochzeitsfeier waren.
Miliz zog sich an die Grenze zu Kenia zurück
Die USA haben
den somalischen Islamisten, die nach der äthiopischen Invasion Ende Dezember
Mogadischu kampflos aufgegeben hatten, vorgeworfen, Al-Kaida-Terroristen
Unterschlupf gewährt zu haben. Die Miliz der Islamischen Gerichte, die die
Hauptstadt ein halbes Jahr lang kontrolliert hatte, hat sich inzwischen in
das südliche Grenzgebiet zu Kenia zurückgezogen.
Erster Angriff am Montag
Der erste Angriff richtete sich am
Montagnachmittag gegen Badmadow an der Südspitze Somalias. "Der
Angriff wurde ausgeführt, nachdem bestätigt worden war, dass sich
Al-Kaida-Mitglieder in dieser Region befinden", erklärte
Regierungssprecher Abdirahman Dinari. Die US-Streitkräfte flogen einen
weiteren Angriff 50 Kilometer östlich der Ortschaft Afmadow. Zuvor hatte ein
Regierungsbeamter in Washington den Angriff bestätigt. Daran sei mindestens
ein Kampfflugzeug vom Typ AC-130 beteiligt gewesen, hieß es. Die in
Dschibuti (Djibouti) stationierte "Combined Joint Task Force"
wollte sich zu den Angriffen nicht äußern.
USA befürchten islamistischen Staat
Nachdem die Milizen
der islamischen Gerichtshöfe Mogadischu und große Teile des Landes vor über
einem halben Jahr unter ihre Kontrolle gebracht hatten, befürchtete die
US-Regierung die Errichtung eines islamistischen Regimes nach
Taliban-Vorbild. Nach US-Erkenntnissen erhielten die Islamisten Waffenhilfe
und finanzielle Unterstützung aus Eritrea, dem Jemen und Saudi-Arabien.
Washington unterstützte die im Juni vergangenen Jahres unterlegene Warlord-"Allianz
für die Wiederherstellung des Friedens und gegen Terrorismus"
(ARPCT), deren Führer jetzt in der Übergangsregierung sitzen. Nach
Informationen der "New York Times" sollen sie vom US-Geheimdienst
CIA jeweils mit Summen von bis zu 150.000 Dollar monatlich unterstützt
worden sein.
EU verurteilt US-Luftangriff
Die Europäische Kommission hat den
US-Luftangriff auf mutmaßliche Terroristenstellungen im Süden Somalias
kritisiert. "Jegliche Vorfälle dieser Art sind auf längere Sicht nicht
hilfreich", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel.
"Nur eine politische Lösung kann eine ernsthafte Aussicht auf Frieden und
Stabilität in Somalia bringen."
Die Sicherheit in dem ostafrikanischen Bürgerkriegsland kann nach Auffassung der EU-Kommission "nur durch einen Abzug der äthiopischen Soldaten so schnell wie möglich" und durch den Aufbau einer internationalen Friedenstruppe gewährleistet werden. Wichtig sei auch, "mit den gemäßigten Vertretern der islamischen Gerichtshöfe den Dialog zu suchen". Die äthiopische Militärintervention in Somalia habe dem Land nicht mehr Sicherheit und Stabilität gebracht: "Was in den vergangenen Wochen passiert ist, ist keine Lösung", sagte der Kommissionssprecher.