Afghanistan

USA töten 47 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft

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Die Empörung ist groß. Bei einem Luftangriff der USA kamen vergangene Woche 47 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft ums Leben.

In Afghanistan hat erneut der Tod von zahlreichen Zivilisten bei einem Luftangriff ausländischer Truppen für Empörung gesorgt. Nach Angaben einer von Präsident Hamid Karzai eingesetzten Untersuchungskommission vom Freitag kamen am vergangenen Sonntag mindestens 47 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft bei US-geführten Angriffen im Osten des Landes ums Leben. "Wir haben herausgefunden, dass 47 Zivilisten, mehrheitlich Frauen und Kinder, bei dem Luftangriff getötet und dass neun weitere Menschen verletzt wurden", sagte der Kommissionsleiter Burhanullah Shinwari. Die US-geführten Streitkräfte kündigten eigene Untersuchungen an.

Keine Verbindung zu Taliban oder Al Kaida
"Die Opfer waren alle Zivilisten und hatten keinerlei Verbindung zu den Taliban oder Al Kaida", sagte Shinwari, der die neunköpfige Kommission mit Vertretern des Verteidiungs- und Inneministeriums leitete. Nach Angaben eines weiteren Mitglieds der Kommission, Mohammed Asif Shinwari, waren drei Männer unter den Todesopfern des Angriffs vom 6. Juli im abgelegenen Bezirk Deh Bala in der Provinz Nangarhar. Die Hochzeitsgäste hätten die Braut in der Bergregion nahe der pakistanischen Grenze begleitet, als der Angriff erfolgte. "Die letzte Leiche wurde gestern in den Trümmern gefunden. Damit beläuft sich die Zahl der Toten auf 47, aber weitere Menschen gelten noch als vermisst", sagte Mohammed Asif Shinwari. Auch die Braut sei unter den Todesopfern.

Die US-geführten Streitkräfte hatten die Anschuldigungen zunächst zurückgewiesen und erklärt, bei den Luftangriffen in Nangarhar seien "mehrere Aufständische" getötet worden. Nach der Veröffentlichung des Ergebnisses der Untersuchungskommission verwies US-Militärsprecherin Rumi Nielson-Green auf laufende eigene Ermittlungen. "Jeder Verlust von Zivilisten ist tragisch (...) Wir zielen niemals auf nicht am Kampf Beteiligte", sagte sie weiter.

Immer wieder zivile Opfer
Bereits am 4. Juli hatten die afghanischen Behörden in der Provinz Nuristan - ebenfalls im Osten Afghanistans - von einem Luftangriff berichtet, bei dem mehr als zehn Zivilisten starben. Auch bei diesem Vorfall bestritten die US-geführten Streitkräfte zunächst, Zivilisten getötet zu haben. Er sollte ebenfalls von der Kommission untersucht werden. Präsident Karzai hatte die Untersuchung der Luftangriffe am vergangenen Samstag angeordnet, nachdem örtliche Behörden sich über zivile Opfer beklagt hatten. "Wenn sich solche Vorfälle fortsetzen, wird die Bevölkerung zur Regierung auf Distanz gehen", sagte Burhanullah Shinwari.

Die derzeit rund 70.000 ausländischen Soldaten in Afghanistan sind in der Vergangenheit bereits häufiger wegen ziviler Opfer bei den Kämpfen gegen Aufständische in die Kritik geraten. Seit Anfang 2008 kamen bereits rund 700 Zivilisten im Land ums Leben. 255 von ihnen starben durch die internationalen Streitkräfte, wie der UN-Koordinator für Hilfseinsätze, John Holmes, sagte.

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