UN-Sicherheitsrat

Venezuela zu Verzicht bereit?

Teilen

Laut Boliviens Präsidenten Morales will Caracas seine Kandidatur zugunsten des Andenlandes aufgeben. Guatemala wartet ab.

Im Ringen mit Guatemala um den Platz für Lateinamerika im UN-Sicherheitsrat ist Venezuela offenbar zum Verzicht auf seine Kandidatur bereit und will Bolivien den Vortritt lassen. Venezuela wolle seine Kandidatur zurückziehen und habe Bolivien gebeten, ins Rennen zu gehen, sagte der bolivianische Präsident Evo Morales am Dienstag. In der vergangenen Nacht habe ihn zuerst der venezolanische Botschafter angerufen und dann Chávez, sagte Morales. Chávez habe ihm gesagt, Venezuela trete seine Kandidatur an Bolivien ab, weil es keine Aussicht auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Sicherheitsrat habe.

USA weiter für Guatemala
Morales ist einer der engsten Verbündeten des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez. Die USA sind dagegen ein erklärter Chávez-Gegner und unterstützen Guatemala. Solange es keinen offiziellen Kompromisskandidaten der Gruppe der lateinamerikanischen und karibischen Staaten gebe, bleibe Washington dabei, sagte ein Vertreter des US-Außenamts. "Bis die GRULAC (Gruppe der lateinamerikanischen und karibischen Staaten) ankündigt, dass es einen dritten Kandidaten gibt, werden die Vereinigten Staaten weiter Guatemala unterstützen", sagte der US-Außenamtsmitarbeiter. Guatemala kündigte an, an seiner Kandidatur festzuhalten.

"Wir sind Kandidaten für den Sicherheitsrat", erklärte Morales. "Hoffentlich werden wir einen Konsens erzielen." Chávez wolle auf diese Weise einen Ausweg finden. Politiker in La Paz zeigten sich überrascht und warfen Chávez vor, Bolivien für seine Zwecke zu benutzen. "Wir dienen als nützliche Deppen", sagte Senator Roger Pinto von der Oppositionspartei Podemos. Chávez wolle Bolivien lächerlich machen.

Gegenseitige Beschimpfungen
Die Beziehungen zwischen den USA und Venezuela sind angespannt. Chávez lässt kaum eine Gelegenheit zu Verbalangriffen auf US-Präsident George W. Bush aus, den er schon als " Alkoholiker" und "kranken Mann" bezeichnete. Im September hatte Chávez in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung Bush einen "Teufel ", "Tyrannen" und "Lügner" genannt. Aber auch die Regierung in Washington ist nicht zimperlich. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verglich den venezolanischen Staatschef Anfang des Jahres mit Adolf Hitler.

Auch Guatemala hatte nach mehr als zwanzig gescheiterten Wahlgängen in der vergangenen Woche sich zunächst bereit erklärt, als Ausweg aus der Sackgasse die Kandidatur zurückzuziehen und ein drittes Land als Kompromisskandidaten zu akzeptieren. Nach den Worten von Außenminister Gert Rosenthal ist dies jedoch vom Tisch: "Wenn die Ankündigung Venezuelas stimmt, wird es ein Rennen zwischen Guatemala und Bolivien, weil Venezuelas Entscheidung unilateral war."

Keine Zweidrittelmehrheit
Bisher hatte keiner der beiden Kandidaten die nötige Zweidrittelmehrheit im Sicherheitsrat erreicht. Nach den UN-Regeln kann die Vollversammlung unendlich viele Male abstimmen, solange sich kein Kandidat aus dem Rennen zurückzieht. In einer ähnlichen Sackgassensituation hatten sich 1979 Kolumbien und Kuba in einem Marathon von 159 Abstimmungen in der UN-Vollversammlung gegenübergestanden. Schließlich wurde Mexiko zu, Kompromisskandidat bestimmt.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.