Klitschko.PNG

ÖSTERREICH-Reporter Mike Vogl aus der Ukraine

Vitali Klitschko: 'Wir werden unsere Familien verteidigen'

Teilen

Angst, aber noch keine Panik. oe24.TV-Reporter Mike Vogl aus Kiew. 

Kiew. Die Menschen verfolgen die Nachrichten, legen Vorräte an, jeder wartet ab, die Front in der Ostukraine ist noch weit weg. Aber: „Wir alle haben Angst“, sagt Olek­sandra Zizenkova, eine 40-jährige Mutter in Kiew im oe24.TV-Interview: „Wir haben nicht genug Waffen, können der russischen Armee nichts ­entgegensetzen“, sagt sie. Sie glaubt, dass ein Vormarsch der Putin-Truppen bis nach Kiew ein Blutbad verursachen würde: „Wir werden unser Land verteidigen. Nie wieder Russland, lieber sterben wir“, sagt sie stolz.

Und: „Für Putin ist unsere Hauptstadt Kiew die Mutter aller russischen Städte“, meint sie, „deshalb dieser Einmarsch.“ Schon jetzt hätten viele Ukrainer russische Pässe: „Sie versprechen den Älteren zwei Pensionen – eine russische, eine ukrainische. So ködern sie die Menschen.“ 

 

Kiews Stadtchef Vitali Klitschko gab oe24.TV ein dramatisches Interview.


oe24.TV: Wie bewerten Sie die derzeitige Situation?
Vitali Klitschko: Die Lage ist sehr schwierig. Alle ­haben Angst vor einer ­Invasion. Wir wissen, dass 150.000 russische Soldaten an der Grenze stehen. Aber wir wissen nicht, was in Putins Kopf vorgeht. Er hat eine Rede gehalten, die eine einzige Manipulation und Lüge war.
Oe24.TV: Aber was ist der Grund dieser Aggression?
Klitschko: Ganz einfach: Die Ukraine will ein modernes europäisches Land werden – und das passt nicht in die Vision von Herrn Putin. Er will die Sowjetunion ­wiederaufbauen.
Oe24.TV: Was kann die ­Ukraine jetzt tun?
Klitschko: Putin will das ganze Land destabilisieren. Und er will, dass die Ukraine ihren Wunsch, ein demokratisches Land zu sein, zurückzieht. Wir sind ein friedliches Land und nicht aggressiv. Wir bleiben zu Hause – aber wenn Russland angreift, müssen wir unsere Familien, unsere Häuser und unsere Städte verteidigen.
Oe24.TV: Kommt die russische Armee bis nach Kiew?
Klitschko: Wir schließen nicht aus, dass die Invasion kommt. Das wäre ein Albtraum nicht nur für uns, sondern für ganz Europa.
Oe24.TV: Wie bereiten sich die Bewohner von Kiew vor?
Klitschko: Wir bleiben in unserer Stadt, weil wir ja auch keine andere Wahl haben. Wir werden unsere Stadt verteidigen.
Oe24.TV: Es gibt auch viele bewaffnete Menschen …
Klitschko: Ja, wir bauen jetzt eine zivile Verteidigung auf. Viele haben ja ­eine militärische Ausbildung. Es gibt keine Panik, die Leute sind aber nervös. Waffen sind ausverkauft.
Oe24.TV: Kann man Putin überzeugen, dass Frieden besser ist?
Klitschko: Wir hoffen. Wir sind aber bereit, uns zu verteidigen. Die Entscheidung darüber trifft nur ein Mann: Putin. Wir hoffen, dass der Krieg nicht kommt, aber wir müssen unsere Stärke zeigen. Deshalb bitte ich alle Freunde und ganz Europa: Sanktionen haben eine Wirkung, Putin muss verstehen, dass es sehr schmerzhaft für Russland sein wird. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.