Polizisten-Mord

Zwei Festnahmen in Nordirland

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Nach dem Polizisten-Mord in Nordirland wurde ein 18-Jähriger verhaftet.

Nur rund 48 Stunden nach dem tödlichen Überfall auf zwei britische Soldaten ist Nordirland von einem weiteren Anschlag einer radikalen Splittergruppe der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) erschüttert worden. Südwestlich von Belfast wurde am Montagabend ein Polizist erschossen. Zu der Tat bekannte sich die sogenannte Continuity IRA - eine Rivalin der Real IRA, die für den Anschlag vom Samstagabend verantwortlich zeichnete.

Nach dem Mord nahmen die Ermittler einen 18 Jahre alten Mann fest. Die Beamten fassten den Mann in Craigavon in der Grafschaft Armagh, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Außerdem drangen Ermittler mit Gewalt in eine Wohnung ein. Inwieweit der 18-Jährige in das Attentat auf den Polizisten verwickelt ist, teilte die Polizei zunächst nicht mit. Kurze Zeit später meldete die Polizei die Festnahme eines 37-Jährigen.

Notruf
Der getötete Polizist hatte zusammen mit Kollegen auf einen Notruf reagiert und wurde nach Behördenangaben aus nächster Nähe mit einem Kopfschuss getötet. Der nordirische Polizeichef Hugh Orde erklärte, seine Offiziere seien immer auf der Hut, ob sie womöglich in eine Falle gelockt werden könnten. Sie hätten den Notruf einer verzweifelt klingenden Frau am Montagabend jedoch als echt eingeschätzt. Das 48-jährige Opfer habe seinen Kollegen Rückendeckung gegeben und sei deshalb etwas abseits gestanden.

Die Polizei appellierte besonders an die katholische Bevölkerung in Nordirland, Hinweise auf die Attentäter zu liefern. Man werde auch alles tun, um diejenigen zu schützen, die ihr Schweigen brächen. Anhänger der IRA-Splittergruppen versteckten die Täter vermutlich irgendwo in einem der katholischen Bezirke.

Die irische Präsidentin Mary McAleese, die selbst in Belfast geboren wurde, schloss sich dem Aufruf der nordirischen Polizei an. Die isolierten Abweichler griffen auf alte Strategien zurück, die eindeutig versagt hätten. "Ich hoffe, dass diejenigen, die sie kennen, sich darüber klar werden, was hier auf dem Spiel steht, und dass sie dann überzeugt werden können, die Polizei anzurufen, sich den Friedensstiftern anzuschließen und diese Hölle auf Erden zu beenden."

Verhärtete Fronten
Da aber die Fronten zwischen Katholiken und Protestanten vielerorts noch verhärtet sind, galt ein Erfolg dieser Appelle als wenig wahrscheinlich. Der Sinn-Fein-Abgeordnete Gerry Kelly, der früher für die IRA Autobombenanschläge in London ausführte, erklärte, viele in seiner Partei sähen die Notwendigkeit, mit der Polizei zu kooperieren. Aber "tief in der republikanischen Seele sträubt sich alles dagegen". Die Sinn-Fein-Führung werde jedoch alles tun, damit die IRA-Splittergruppen zumindest isoliert würden.

Protestantische Politiker riefen ihre Anhänger derweil auf, keine Vergeltungsangriffe auf Katholiken zu verüben. Der Erste Minister (Regierungschef), Peter Robinson von der Democratic Unionist Party (DUP), betonte wie der britische Premierminister Gordon Brown abermals, man werde es nicht zulassen, dass der Friedensprozess aus der Bahn geworfen werde. Dennoch sagten Robinson und sein Stellvertreter Martin McGuinness von der IRA-nahen Sinn Fein einen geplanten USA-Besuch vorerst ab. Robinson bat Großbritannien um Unterstützung für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, katholische Politiker warnten jedoch, dass dies den Extremisten in die Hände spielen könnte.

Die Real IRA und die Continuity IRA haben die 1997 verkündete Waffenruhe der IRA nie akzeptiert. Die Real IRA war verantwortlich für den tödlichsten Terroranschlag in Nordirland überhaupt. Dabei kamen im August 1998 in Omagh 29 Menschen ums Leben. Das Attentat vom Samstagabend war der erste tödliche Anschlag auf britische Soldaten in Nordirland seit zwölf Jahren.

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