Studentenproteste

Weltweite Ausbreitung: Pariser Universität stellt auf Online-Betrieb um

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Die Proteste von Studierenden in den USA wegen des Gaza-Kriegs breiten sich aus. Die französische Sciences Po schließt Gebäude. Erstes Camp zur Unterstützung auch in Mexiko eröffnet.

Seit April dieses Jahres bekunden Studierende an US-Universitäten ihre Solidarität mit den Palästinensern, die in Gaza von Israel belagert werden. Mehr als 2.000 Menschen wurden seit dem 18. April an Universitäten in den Vereinigten Staaten verhaftet. In Frankreich hat die Elite-Universität Science Po nach Spannungen wegen der pro-palästinensischen Proteste am Freitag nun auf Online-Betrieb umgestellt. Laut Berichten der APA bleiben die meisten Gebäude geschlossen, die Polizei sperrt eine Zufahrtsstraße ab. Rund 100 Studierende hatten am Vorabend für eine friedliche Sitzblockade gestimmt.

Am Donnerstagabend lösten Sicherheitskräfte zudem ein Protestlager mit etwa 300 Studierenden auf, die Zelte aufgestellt hatten. Der Präsident der Region Ile-de-France strich aufgrund der Proteste die Mittel der Pariser Regionalbehörde, "bis Ruhe und Sicherheit an der Schule wiederhergestellt sind", berichtet CNN. Die Hochschulleitung habe alle Befugnisse, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, sagte Hochschulministerin Sylvie Retailleau.

Sechs Studierende haben einen Hungerstreik begonnen, um gegen die Reaktion der Universität auf "Studenten, die Palästina unterstützen wollen", zu protestieren. "Wir lassen uns von Columbia, Harvard, Yale, UNC und Vanderbilt inspirieren", sagte eine Studentin der Sciences Po gegenüber CNN, "von all diesen Universitäten, die mobilisiert haben, aber unsere Solidarität gilt in erster Linie dem palästinensischen Volk."

Sciences Po ist eine der angesehensten Universitäten Frankreichs mit Sitz in Paris. Eine Reihe von Präsidenten, unter anderem der amtierende Staatschef Emmanuel Macron, studierten dort. Die Universität unterhält enge Verbindungen zu der Columbia University. 

Die Proteste haben sich mittlerweile weltweit ausgebreitet.

Mexiko: Proteste erstmals in Lateinamerika

Zum ersten Mal haben die Proteste nun auch Mexiko erreicht. An der größten Universität Mexikos, der UNAM, ist das erste Unterstützercamp in Lateinamerika errichtet worden. Genau wie die US-amerikanischen Studierenden fordern sie ein "Ende des imperialistischen Völkermords in Gaza" und den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Mexiko und Israel. Das Camp begann mit mehr als 40 Zelten und etwa hundert Menschen.

Kanada: Antrag auf Zwangsräumung abgelehnt

An der McGill University in Montreal, Kanada, versuchte die Universität, die Studierenden aus ihrem Lager vor dem Haus zu zerstreuen und bat auch die Polizei um Hilfe, nachdem Gespräche mit den Studierendenvertretern zu keiner Lösung führten. Ein Antrag der Universität, der die pro-palästinensischen Demonstranten gezwungen hätte, ihr Lager zu verlassen, wurde von einem Richter des Obersten Gerichtshofs in Quebec abgelehnt.

Indien: Besuch des US-Botschafters wegen Protesten abgesagt

Studierende der renommierten Jawaharlal Nehru University (JNU) in Neu-Delhi haben sich aus Solidarität mit den Studierenden der Columbia University zu Protesten zusammengefunden. Sie sollten zeitgleich mit dem Besuch des US-Botschafters in Indien, Eric Garcetti stattfinden. Der Besuch wurde verschoben. 

"Die Räumlichkeiten der JNU dürfen keine Plattform für Verwaltungen und Mitarbeiter bieten, die Nationen vertreten, die sich an Terrorismus und Völkermord durch Israel mitschuldig gemacht haben", hieß es in einer Erklärung der Studentenvereinigung der JNU. Auch an der Jamia Millia Islamia University in Neu-Delhi  solidarisierten sich die Studierenden und protestierten.

Vereinigtes Königreich: Protestcamps auf Universitätswiesen

Seit Beginn des israelischen Krieges im Oktober protestieren Studierende in Großbritannien. In den vergangenen Tagen errichteten sie Protestlager. An der Universität Newcastle wurde laut CNN auf einer Wiese vor dem Gebäude des Colleges ein Camp aus rund ein Dutzend Zelten aufgestellt.

Australien: Rivalisierende Gruppen stehen sich gegenüber

Pro-palästinensische Protestcamps gibt es an mindestens sieben Universitäten im ganzen Land verteilt. Dabei ist die University of Queensland in Brisbane zu einem Treffpunkt für rivalisierende Lager geworden, die etwa 100 Meter voneinander entfernt aufgeschlagen sind – eines, das von Unterstützern der Students for Palestine UQ bevölkert wird, und ein anderes, kleineres Zelt, in dem unter anderem die israelische Flagge zwischen Bäumen aufgehängt ist.

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