Um 300 Prozent gestiegen

WHO schlägt Alarm: Zahl der Masern-Fälle explodiert

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112.000 Infektionen im ersten Quartal gemeldet.

Die Zahl der Masern-Fälle ist weltweit drastisch gestiegen. Sie nahm im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 300 Prozent zu, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO am Montag in Genf mitteilte.

Es seien mehr als 112.000 Infektionen in 170 Ländern gemeldet worden. Ein Jahr zuvor seien es gut 28.000 Fälle in 163 Ländern gewesen. Es handle sich um vorläufige und unvollständige Daten, aber es sei "eine eindeutige Entwicklung erkennbar", erklärte die WHO.

Die hochansteckende und mitunter lebensgefährliche Krankheit ist wieder auf dem Vormarsch. In den reichen Ländern geht die Ausbreitung der Masern vornehmlich auf eine zunehmende Impfskepsis zurück. In armen Weltgegenden haben viele Menschen hingegen keinen Zugang zur Masern-Impfung, wie die WHO beklagte.

Siebenter Masern-Fall in Kärnten bestätigt

Am Montag ist in Kärnten ein neuer Masern-Fall bekannt geworden, der sich auch rasch bestätigt hat. Damit hielt das Bundesland aktuell bei sieben bestätigten Erkrankten und zwei Verdachtsfällen. Unterdessen verzeichneten die Gesundheitsämter regen Andrang bei den Impfungen. Allein in Klagenfurt wurden in der vergangenen Woche 1.050 Masern-Mumps-Röteln-Impfungen (MMR) ausgegeben.
 
"Zum Vergleich: Im gesamten April 2018 waren es 38", sagte am Montag Birgit Trattler, die Leiterin des Klagenfurter Gesundheitsamtes. Aber schon vor einigen Wochen hatte es in Klagenfurt eine erhöhte Nachfrage nach der Masernimpfung gegeben, "der Grund waren die Masernfälle in der Steiermark". Die Durchimpfungsrate liegt in Kärnten über dem Österreich-Schnitt. "Was die Gruppe von Personen unter 15 Jahre angeht, liegt die Quote für die erste Teilimpfung über 90 Prozent, die für die zweite Teilimpfung knapp unter 90 Prozent", so die Expertin.
 
Die Masern haben eine Inkubationszeit von maximal 21 Tagen. Das bedeutet, dass die Krankheit bei Menschen, die sich infiziert haben, auch noch am Osterwochenende ausbrechen könnte. Es könnten somit Personen betroffen sein, die bisher nichts davon ahnen, erklärte Trattler. "Am häufigsten brechen Masern nach acht bis zwölf Tagen aus, die maximale Inkubationszeit beträgt 21 Tage."

Keine Symptome während Inkubationszeit

Während dieser Zeit hat man auch keine Symptome - also Kopfschmerzen, hohes Fieber, Schnupfen und nach einigen Tagen den typischen Hautausschlag. Trattler: "Ab dem Zeitpunkt, ab dem der Ausschlag auftritt, kann man fünf Tage zurückrechnen, ab diesem Zeitpunkt war ein Patient infektiös." Der Klagenfurter Busfahrer, dessen Erkrankung am vergangenen Mittwoch zur vorübergehenden Einstellung des Busverkehrs geführt hatte, sei etwa am 1. und 2. April infektiös gewesen.
 
Ist man geimpft, hat man nicht nur die besten Chancen, nicht an Masern zu erkranken - man kann die Krankheit auch selbst nicht übertragen. Ein frisch Geimpfter sei - entgegen oft verbreiteter Vermutungen - übrigens ebenfalls nicht ansteckend, versicherte Trattler: "Im Impfstoff sind zwar Lebendkeime, sie sind allerdings sehr abgeschwächt. Das Immunsystem reagiert zwar, aber die Viruslast ist so gering, dass keine Ansteckung möglich ist."

Österreich im EU-Vergleich eher im oberen Bereich

Die Masern wären durch die Impfung ausrottbar. Doch mangelnde Durchimpfungsraten führen auch in Österreich immer wieder zu Ausbrüchen. Zwischen März 2018 und Ende Februar 2019 gab es in Österreich 14 registrierte Fälle pro Million Einwohner. In Ungarn waren es 1,4 pro Million Menschen. An der Spitze lag laut den EU/EWR-Statistiken Griechenland mit 131,1 pro Million Einwohner.
 
In dem Zeitraum wurden laut dem Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) 11.967 Masernfälle in den Staaten der EU und des Europäischen Wirtschaftsraumes gemeldet. Das ergab eine Durchschnittsquote von 23,1 je Million Einwohner. Ganz unten in der Statistik lag Ungarn mit nur 14 gemeldeten Erkrankungen und einer Quote von 1,4/Million Menschen. Dann folgten schon die Niederlande und Norwegen mit je 1,7 pro Million Menschen. Auch Dänemark (2,4 pro Million) und das benachbarte Slowenien (3,4/Million) oder Schweden (2,4 pro Million Einwohner) schnitten sehr gut ab.
 
Länder wie Kroatien ( 5,5 je Million Einwohner), Zypern (5,8) oder Spanien (4,9) waren es ebenfalls noch relativ wenige Fälle. In Bulgarien waren es 8,9 Erkrankungen pro Million Einwohner.
 
In Österreich schlägt das Pendel vergleichsweise in die negative Richtung aus: 14 Fälle pro Million Einwohner (123 Erkrankungen in absoluten Zahlen im Beobachtungszeitraum). Auch Großbritannien mit seinem verstaatlichen Gesundheitswesen, das in der Gesundheitspolitik und auch bei Health-Technology-Assessment-Experten wegen seiner medizinischen Primärversorgung immer wieder als Vorbild präsentiert wird, zeigte einen derart hohen Wert. Im Umfeld davon lagen auch Belgien (19,6/Million Einwohner), Polen (16,1) und Portugal (16,4) schnitten ähnlich ab - ebenso Irland (15,7). Frankreich wies mit einer Quote von 36,9 Masernfällen pro Million Einwohner eine mehr als doppelt so hohe Rate auf.
 
Am schlechtesten lagen nach Griechenland (131,1) Österreichs Nachbarland Slowakei (118,5/je Million Einwohner) und Rumänien (66,5). Auf Frankreich und Italien entfielen allein 42 Prozent der Masernfälle in Europa und dem EWR zwischen März 2018 und Ende Februar 2019. Im Februar dieses Jahres wurden die meisten Masernfälle von Frankreich, Polen, Italien, Tschechien und Belgien gemeldet. Das waren 661 von insgesamt 1.082 allein in diesem Monat in den EU/EWR-Staaten registrierten Erkrankungen an der hoch ansteckenden Infektion.
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