Deutschland

Wickert: Begriff "Lügenpresse" vom KGB?

Teilen

Ex-"Tagesthemen"-Moderator wirft Russland Propaganda gegen deutsche Medien vor.

Für Aufregung in Deutschland sorgt derzeit ein Sager des Journalisten und ehemaligen Moderators der ARD-Sendung "Tagesthemen", Ulrich Wickert. Der 73-Jährige äußerte in einem Interview mit der "Wirtschaftswoche" den Verdacht, dass der Begriff "Lügenpresse" Teil einer russischen Propaganda-Initiative in Deutschland sein könnte.

Propaganda
"Ich persönlich halte es nicht für ausgeschlossen, dass der russische Geheimdienst den Begriff ‚Lügenpresse‘ in Deutschland verbreitet hat", sagte Wickert. "Wenn ich jetzt KGB-Chef wäre, was würde ich in Deutschland tun? Die Presse diskreditieren, indem ich ein Wort wie ‚Lügenpresse‘ lanciere." Denn: Es gebe "Versuche der russischen Propaganda, Dinge in Deutschland zu bewegen" sagte Wickert.

"Lügenpresse" schon im Ersten Weltkrieg
Der häufig von Pegida-Anhängern verwendete Begriff war 2014 zu Deutschlands "Unwort des Jahres" gewählt worden. Eine russische Erfindung ist er allerdings nicht. Der Ausdruck war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff. Später gehörte er auch zum gängigen Vokabular der Nationalsozialisten. Als "Lügenpresse" wurden Medien verunglimpft, die als unpatriotisch galten und die nationale Interessen - also im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung - angeblich zu wenig vertraten. Der Begriff wurde aber nicht nur von den Nationalsozialisten gebraucht. Auch in der DDR und anderen sozialistischen Ländern war das Wort von der "westlichen Lügenpresse", die sich kritisch mit Vorgängen in diesen Ländern auseinandersetzte, geläufig.

Zuletzt sorgte der Fall eines 13-jährigen Berliner Mädchens für Verstimmungen zwischen Deutschland und Russland. Das Mädchen war für 30 Stunden verschwunden und hatte danach von einer Entführung und Vergewaltigung durch eine Gruppe südländisch aussehender Männer erzählt. Der Fall rief auch den russischen Außenminister Sergej Lawrow auf den Plan. Er warf den deutschen Behörden vor, den Fall lange verheimlicht zu haben.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten