Privatkredit-Affäre

Wulff sagt Rücktritt im TV ab

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Der deutsche Bundespräsident äußerte sich zu den Vorwürfen.

Wochenlang hatte der deutsche Bundespräsident Christian Wulff zur Kreditaffäre geschwiegen, am Mittwochabend trat er nun doch vor die Kameras. Der öffentliche Druck war in den vergangenen Tagen einfach zu groß geworden – vor allem, nachdem bekannt wurde, dass Wulff versucht hatte, bei mehreren deutschen Medien, wie der Bild-Zeitung, zu intervenieren.

DIE STELLUNGNAHME: DAS STELLTEN WULFFS ANWÄLTE INS INTERNET >>

Das Interview im Wortlaut

Im TV wagte er nun den Befreiungsschlag: Wulff ging beim Interview mit den Leitern der Hauptstadtbüros von ARD und ZDF, Ulrich Deppendorf und Bettina Schausten, in die Offensive: Er hätte nicht an Rücktritt gedacht. „Ich übe mein Amt mit Freude aus. Ich will, dass nach fünf Jahren ein gutes Urteil über mich gefällt wird.“ Den Anruf beim Bild-Chefredakteur bezeichnete er als „schweren Fehler“, für den er sich entschuldigte. Er habe sich als „Opfer“ gesehen.

Bild widerspricht
Die Bild widersprach allerdings später den Aussagen Wulffs, er habe die Berichterstattung zu der Kredit-Affäre nicht verhindern wollen. "Das haben wir damals deutlich anders wahrgenommen. Es war ein Anruf, der ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstattung zu unterbinden", sagte Nikolaus Blome, Leiter des Hautstadt-Büros der Bild-Zeitung, am Mittwochabend im Deutschlandfunk nach Angaben des Senders. Ob der Anruf als Drohung verstanden werden könne oder nicht, sei vielleicht eine Geschmacksfrage. "Aber klar war das Ziel dieses Anrufes, die Absicht und das Motiv, nämlich: diese Berichterstattung, diesen ersten Breaking-Bericht über die Finanzierung seines privaten Hauses zu unterbinden", sagte Blome.

Das Gespräch wurde am Nachmittag aufgezeichnet, wurde von 20.15 Uhr bis 20.30 Uhr auf ARD und ZDF in voller Länge ausgestrahlt.

CSU-Chef und Merkel 
stärken Wulff den Rücken
Unterstützung bekam der Bundespräsident auch von CSU-Chef Horst Seehofer: „Die CSU steht zu diesem ­Bundespräsidenten Christian Wulff, und er hat auch unser Vertrauen.“ In dieser Frage bestehe Einvernehmen mit CDU-Kanzlerin Angela Merkel, so Seehofer.

Merkel hatte davor mit Bundespräsident Wulff telefoniert. Die Kanzlerin habe „volles Vertrauen, dass der Bundespräsident auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten wird“, ließ sie über ihren Sprecher verkünden.

Der Druck auf Wulff wächst indessen weiter: CDU-Politikerin Vera Lengsfeld bezeichnete ihn als „Witzfigur“.

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22:02 Uhr: Der Auftritt von war nach Einschätzung des Körpersprache-Experten Stefan Verra nicht überzeugend. Wulffs Körperhaltung und Mimik habe deutlich von Anspannung, Unwohlsein und mangelndem Glauben an sich selbst gezeugt, sagte der Dozent an der Berliner Steinbeis-Hochschule am Mittwochabend der Nachrichtenagentur dpa.

21:39 Uhr: Besser kommt Wulff bei seinen Verbündeten weg: "Ich bin sicher, dass Christian Wulff damit erfolgreich Vertrauen in der Bevölkerung zurückgewinnen wird", erklärte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe am Mittwochabend in Berlin. "Es ist gut, dass Christian Wulff sich noch einmal geäußert hat. Es war richtig, dass er sich den kritischen Fragen gestellt und für weitere Aufklärung gesorgt hat." Die Ankündigung Wulffs, die Antworten auf die Journalistenanfragen an ihn für alle zugänglich im Internet zu veröffentlichen, sei "ein starkes Zeichen der Offenheit und Transparenz", erklärte Gröhe. "Dies sollten auch seine Kritiker anerkennen."

21:08 Uhr: Das Interview von Christian Wulff sorgt im Internet für Kritik und Spott. Neben einfachen Bürgern äußerten sich auch prominente Figuren der Netzgemeinde. So schrieb die politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband, am Mittwochabend unter ihrem Twitter-Namen @afelia: "#Wulff bestätigt gerade alle Vorurteile von Leuten, die Politik sowieso schon nicht besonders mochten. Danke dafür. :("

20:35 Uhr: Damit endet das Interview.

20:35 Uhr: Wulff sieht sich nicht als Bundespräsident auf Bewährung, er habe schließlich nichts verbrochen.

20:34 Uhr: Wulff gibt inzwischen gerne Auskunft über die 400 Fragen, aber er pocht darauf, dass auch ein Bundespräsident noch ein Privatleben hat.

20:33 Uhr: Wulff räumt ein, dass er dem Amt des Bundespräsidenten durch diese Causa nicht gedient hat, er ist aber der festen Meinung, dass er es durch andere Aktivitäten gestärkt hat,

20:32 Uhr: Er sei demütiger lebensklüger geworden und habe aus seinen Fehlern gelernt.

20:31 Uhr: Auf seine frühere Kritik an Ex-Präsident Rau angesprochen, erklärt Wulff, dass niemand unfehlbar sei. heute könne er Rau beser verstehen als damals.

20:29 Uhr: Wulff verteidigt, dass er seinen Freunden kein Geld für die Übernachtungen gegeben habe. So sei eben sein Umgang mit Freunden. Er würde das auch seinen Beamten erlauben.

20:28 Uhr: Wulff gibt an, keine Zinsvorteile gehabt zu haben. Auch die unbezahlten Urlaube bei Industriellen verteidigt der deutsche Bundespräsident. Es habe sich um Freunde aus Schulzeiten gehandelt.

20:27 Uhr: Wulff erklärt, dass er so sehr unter Druck stand, dass er nicht alles Private preis geben wollte. Am Donnerstag werden die Anwälte von Wulff alle Informationen ins Internet stellen.

20:25 Uhr: Der Privatkredit, der alles ins Rollen brachte, stammt von Frau Geerkens, erklärt Wulff. Er räumt allerdings Fehler bei seiner Aussage vor dem niedersächsischen Landtag ein.

20:24 Uhr: Angesprochen auf die langsame Aufklärung verteidigt sich Wulff. Seine Anwälte hätten scheibchenweise 400 Fragen bekommen und diese nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet.

20:22 Uhr: Wulff weist darauf hin, dass er die Veröffentlichung der Berichte nicht verhindern, sondern sie "nur" um einen Tag verzögern wollte. Schließlich gebe es auch Menschenrechte für den Bundespräsidenten. Er wolle nicht in einem Land leben, wo man sich von Freunden kein Geld mehr leihen kann.

20:21 Uhr: Wulff sieht sich ein wenig in der Opferolle, weil die Presse in seinem Privatleben herumwühlt. Außerdem verweist er darauf, dass er einen Lernprozess durchmacht, schließlich sei er relativ überraschend Bundespräsident geworden.

20:20 Uhr: Schausten sieht darin nur ein Lippenbeknntnis und erinnert an einen weiteren Anruf bei der "Welt am Sonntag" vor einem halben Jahr.

20:19 Uhr: Wulff will sein Verhältnis zu den Medien, die eine wichtige Rolle in der Demokratie erfüllen, neu herstellen.

20:18 Uhr: Deppendorf fragt nach, ob ein Bundespräsident so reagieren dürfe. Von Besonnenheit keine Spur.

20:17 Uhr: Wulff bezeichnete den Drohanruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann als "unwürdig" für einen Präsidenten. Es sei "ein schwerer Fehler" gewesen, der ihm leid tue, für den er sich auch entschuldigt habe.

20:16 Uhr: Ulrich Deppendorf (ARD) fragt nach dem heftig kritisierten Anruf bei der Bildzeitung.

20:15 Uhr: Bettina Schausten (ZDF) will wissen ob Wulff auch mal an Rücktritt gedacht hat. Wulff verneint und verweist auf die Unterstützung vieler Bürger und Bürgerinnen.

20:15 Uhr: Die Übertragung des Interviews startet.

19:47 Uhr: Der TV-Auftritt illustrierte Wulffs Dilemma: Die andauernde Selbstverteidigung bindet alle Kräfte des Präsidenten. "Vielleicht muss man die Situation auch menschlich verstehen", sagte er. Viele Berichte über sein Privatleben seien "schmerzhaft", gegen seine Frau laufe eine auf "Fantasien" basierende Schmutzkampagne im Internet. "Man fühlt sich hilflos", sagte Wulff.

19:28 Uhr: Wulff betont, er habe einen Lernprozess durchmachen müssen. Der Wechsel vom Amt des Ministerpräsidenten in Niedersachsen zum Staatsoberhaupt sei sehr schnell gegangen. Er räume Fehler ein, sagte er mit Blick auf den Anruf bei Medien, um die Berichterstattung zu verschieben. Das Staatsoberhaupt fügte hinzu: "Es gibt auch Menschenrechte - selbst für Bundespräsidenten."

19:01 Uhr: Mit Blick auf seine frühere Kritik unter anderem an Ex-Bundespräsident Johannes Rau sagte Wulff, man werde lebensklüger und demütiger. Man müsse vor sich selbst immer wieder Rechenschaft ablegen. Das Amt des Bundespräsidenten sei schwieriger geworden. Er sei fest davon überzeugt, dass er das Amt durch eine Reihe von Aktivitäten wieder gestärkt habe, sagte Wulff.

18:32 Uhr: Zu seinem umstrittenen privaten Hauskredit sagte Wulff: "Ich möchte nicht Präsident in einem Land sein, in dem man sich von einem Freund kein Geld mehr leihen kann." Zu den Vorwürfen der Salami-Taktik bei der Aufklärung sagte er, dass er 400 Fragen bekommen habe: "Wenn wir sie scheibchenweise bekommen, dann können sie sie auch nur scheibchenweise beantworten. ... Morgen früh werden meine Anwälte alles ins Internet stellen."

18:14 Uhr: Wulff bezeichnete den Drohanruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann als "unwürdig" für einen Präsidenten. Es sei "ein schwerer Fehler" gewesen, der ihm leid tue, für den er sich auch entschuldigt habe. Diese Entschuldigung sei ja auch angenommen worden.

18:07 Uhr: Bundespräsident Wullf lehnt einen sofortigen Rücktritt ab. "Ich nehme meine Verantwortung gerne wahr", sagte Wulff am Mittwochabend in einem Interview mit den TV-Sendern ARD und ZDF. Er übe sein Amt mit Freude aus und wisse, dass er nichts Unrechtes getan habe.

17:55 Uhr: Deutschland ist einer aktuellen Meinungsumfrage zufolge gespalten, wenn es um einen möglichen Rücktritt von Wulff geht. 46 Prozent der Deutschen befürworten einen Amtsverzicht, ebenso viele befürworten einen Verbleib im Amt, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag der Mediengruppe Madsack hervorgeht. Vor allem die Ostdeutschen sowie die 18- bis 29-Jährigen wollten Wulff weiter als Bundespräsident sehen. Für einen Rücktritt sprächen sich vor allem die über 60-jährigen Bürger und Beamte aus.

17:28 Uhr: Zur Stunde wird das TV-Interview in Berlin aufgezeichnet. Ausgestrahlt wird es dann sowohl in der ARD wie auch im ZDF heute abend um 20:15 in voller Länge.

17:18 Uhr:  Das für heute Abend geplante Fernsehinterview des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF hat für Kritik bei Medienvertretern gesorgt. Der Präsident sollte sich den Fragen aller Journalisten der Hauptstadtmedien stellen, erklärte der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Michael Konken.

16:47 Uhr: Abseits der politischen Diskussion um das Amt des deutschen Bundespräsidenten tobt eine Satire-Welle im Internet. Sogar ein neues Verb wurde erfunden. "wulffen": Gleichbedeutend mit "Vollsprechen der Handy-Mailbox" in Anspielung auf Wulffs gescheiterten Anruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann. Aber auch grafische Satire macht die Runde: Ein Plakat mit "Der mit dem Wulff tanzt", einem abgewandelten Film-Titel, zeigt das Wulff-Ehepaar nun so:

Wulff sagt Rücktritt im TV ab
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16:28 Uhr: Jetzt hat sich auch die deutsche Kanzlerin Merkel eingeschaltet: Sie stärkt Wulff weiter den Rücken. Merkel hat "vollstes Vertrauen". Sie erwartet allerdings eine persönliche Erklärung des Bundespräsidenten.

15:58 Uhr: 1. Rückendeckung: Als erster stellt sich nun CSU-Chef Seehofer hinter den Bundespräsidenten. Bayerns Ministerpräsident spricht Wulff das Vertrauen aus. "Die CSU steht zu diesem Bundespräsidenten Christian Wulff, und er hat auch unser Vertrauen", so Seehofer soeben in Wildbad Kreuth am Rande der Klausurtagung der CSU-Fraktion im deutschen Parlament.

15:21 Uhr: Via Twitter hat sich auch Ex-Tennis-Profi Boris Becker zu der Causa Wulff gemeldet: Der dreimalige Wimbledon-Sieger fragt": "Was macht denn BP wulff??? Er ruft bei CR dieckmann an und beschwert sich... hat wulff keine krisenberater um sich?" Sicherheitshalber gab der (boulevard-)medienerfahrene Becker dem Bundespräsidenten einen Ratschlag mit auf den Weg: "Vielleicht zu lange in hannover gelebt... MAN legt sich niemals mit BILD an, oder MAN gewinnt WIMBLEDON."

14:47 Uhr: Das TV-Interview mit Christian Wulff wird um 17:15 Uhr in Berlin aufgezeichnet. Bereits ab 19:00 Uhr soll es auf "tagesschau.de" zu sehen sein. Zuvor soll es eine schriftliche Erklärung des Bundespräsidenten geben. Die Fragen stellen die Leiter der Hauptstadtstudios von ARD und ZDF, Ulrich Deppendorf und Bettina Schausten. Ausgestrahlt wird es in voller Länge von 20:15 Uhr bis 20:30 Uhr.

14:34 Uhr: Foto zeigt Christian Wulff, wie er seinen Amtssitz betritt. In einem Seiteneingang geht er in das Schloss Bellevue hinein:

Wulff sagt Rücktritt im TV ab
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14:28 Uhr: Jetzt ist es fix: Das Doppel-Interview von Christian Wulff mit ARD und ZDF wird heute um 20:15 Uhr auf beiden Sendern ausgestrahlt. Es soll eine Viertelstunde dauern.

13:45 Uhr: Das Bundespräsidialamt in Berlin ist für eine Stellungnahme derzeit nicht zu erreichen. Das ZDF kündigte über den Kurznachrichtendienst Twitter die Ausstrahlung des Inteviews mit Christian Wulff für den Abend an.

13:10 Uhr: Das Gespräch, das Wulff heute mit ARD und ZDF führt, soll am Abend ausgestrahlt werden. Die genaue Zeit ist noch nicht bekannt. Ein Rücktritt ist nach ARD-Infos nicht zu erwarten.

12:59 Uhr: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in die aktuelle Diskussion eingeschaltet. Laut Vize-Regierungssprecher Georg Streiter erwartet Merkel eine persönliche Erklärung des Staatsoberhauptes. "Ich kann sagen, dass die Bundeskanzlerin volles Vertrauen darin hat, dass der Bundespräsident auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten wird", so Streiter.

12:16 Uhr: Erst vor Weihnachten hatte sich der deutsche Bundespräsident zu seinem 500.000 Euro-Kredit geäußert. Alle Infos dazu hier >>.

12:10 Uhr: Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin: Ein Mann läutet nahe dem Büro von Christian Wulff an einer Tür im Schloss Bellevue. Laut ARD will Wulff trotz massiver Kritik nicht zurücktreten. Ob das tatsächlich so ist, wird sich gleich zeigen, wenn Wulff vor die Presse tritt.

Wulff sagt Rücktritt im TV ab
© oe24

12:02 Uhr: Wulff steht unter Druck - auch aus den eigenen Reihen. Einen Rücktritt hat er heute früh dem Vernehmen nach ausgeschlossen. Alle Infos dazu hier >>. Mit Spannung wird nun erwartet, was Wulff zu den ihn gerichteten Vorwürfen sagen wird.

11:55 Uhr: Der Bundespräsident ist am Morgen aus dem Weihnachtsurlaub in seinen Amtssitz in Berlin zurückgekehrt.

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