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Bahn streikt in Ungarn und in Deutschland

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Der nahverkehr in Ostdeutschland kam fast vollständig zum erliegen. Auch die Bahn in Ungarn wird bestreikt.

In den ostdeutschen Bundesländern sei der Zugverkehr "fast zum Erliegen gekommen", teilte die Deutsche Bahn in einer Zwischenbilanz nach zehn Stunden Streik in Berlin mit. In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern seien bisher nur etwa zehn Prozent der Regionalzüge gefahren. Die S-Bahnen in Leipzig fuhren nicht, in Dresden rollten die Züge mittlerweile wieder auf einer S-Bahn-Linie. Bundesweit waren in Deutschland nach Bahn-Angaben nur etwa jeder zweite Regionalzug und jede zweite S-Bahn unterwegs. Gegen Mittag hätten sich rund 1.300 Lokführer an dem Ausstand beteiligt.

Längster Lokführer-Streik begann am Donnerstag
Vier Monate nach Beginn des Tarifkonflikts bei der Deutschen Bahn hat am Donnerstag der bisher längste Lokführerstreik begonnen. Der auf 30 Stunden angesetzte Ausstand im Nah- und Regionalverkehr begann um 02.00 Uhr bei der S-Bahn in Berlin und Hamburg und erfasste danach gesamt Deutschland, wie die Streikleitung der Gewerkschaft GDL mitteilte. Der Streik soll erst am Freitag um 08.00 Uhr enden. Pendler und Bahnreisende müssen in Deutschland mit Verspätungen und Behinderungen im Nah- und S-Bahnverkehr rechnen.

GDL verlangt neues Angebot
Zum Auftakt des Streiks hat die GDL von der Deutschen Bahn ein neues Angebot verlangt. Dies sei Voraussetzung für die Aufnahme neuer Gespräche. "Wir erwarten ein vernünftiges Angebot", sagte der stellvertretende GDL-Chef Günther Kinscher in einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv. Solange werde es auch im Hintergrund keine Gespräche geben. Weitere Streiks in der kommenden Woche sind nicht ausgeschlossen.

Bahn will neue Verhandlungen
Zuvor hatte die Deutsche Bahn die Gewerkschaft zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Nach Ansicht der GDL bleibt das letzte Angebot der Deutschen Bahn aber hinter dem Moderatorenergebnis zurück, was die Bahn bestreitet. "Ich sage es ganz deutlich: Wenn dies weiter vom Bahnvorstand in der Öffentlichkeit verbreitet wird, dann ist das eine glatte Lüge", sagte Kinscher bei n-tv. "Hier wird die Öffentlichkeit getäuscht über Angebote, die es nicht gibt."

Ziel: 80 Prozent der Regionalzüge sollen stillstehen
Die Gewerkschaft will erreichen, dass rund 80 Prozent der Regionalzüge nicht fahren. Die Bahn will mit einem Ersatzfahrplan gut die Hälfte des üblichen Nahverkehrs sicherstellen. Die stärksten Einschränkungen gebe es in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, teilte die Bahn am Donnerstag mit. Auch in Brandenburg fahren im Regionalverkehr nur wenige Züge. Der Takt der Berliner S-Bahn ist stark ausgedünnt. Im Stadtgebiet könne ein 10-bis 20-Minuten-Takt aufrechterhalten werden. Ebenfalls stark betroffen sei die S-Bahn München.

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In Berlin, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gebe es "eine sehr hohe Streikbeteiligung", sagte Sven Grünwoldt von der zentralen Streikleitung der Gewerkschaft am Donnerstag in Frankfurt am Main. In ganz Norddeutschland sei es zu erheblichen Ausfällen gekommen. In der Früh werde der Streik auch in Nordrhein-Westfalen sowie in München und im Rhein-Main-Gebiet zu spüren sein.

"Wesentlich höhere Streikbereitschaft"
"Die Stimmung bei den Kollegen ist sehr gut", sagte Grünwoldt. Nach einem Urteil des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg gebe es "eine wesentlich höhere Streikbereitschaft". Darin sei es der Bahn untersagt worden, streikbereite Lokführer unter Androhung einer Abmahnung zu planmäßigen Einsätzen heranzuziehen. Grünwoldt sagte, der Ausstand habe im Unterschied zu früheren Streiks ohne Druck von Seiten des Arbeitgebers begonnen. "Wir bezweifeln, dass es der Bahn gelingen wird, in sämtlichen Regionen ihren Notfallplan umzusetzen."

Von den 20.000 Lokführern in Deutschland werden nach Angaben der GDL 12.100 im Nah- und Regionalverkehr eingesetzt. Von diesen seien 4.400 Beamte, so dass es mehr als 7.000 "streikfähige Lokführer" gebe, sagte Grünwoldt. Mehr als 80 Prozent seien bei der GDL organisiert. "Wir gehen davon aus, dass unsere Mitglieder sich alle an dem Streik beteiligen", sagte der Gewerkschafter.

200 Ersatzbusse
Die Bahn will rund 200 Ersatzbusse einsetzen. Zudem sind zusätzliche Haltepunkte von ICE- und IC-Zügen geplant. Die Bahn will dies kurzfristig je nach Bedarf entscheiden. Die Ersatzfahrpläne für die einzelnen Bundesländer wurden im Internet unter www.bahn.de/aktuell veröffentlicht. In Österreich waren die ÖBB von den bisherigen Streiks kaum betroffen. Der Autofahrerclub ADAC erwartet mehr Staus, aber kein Chaos auf den Straßen.

Lesen Sie weiter: Auch in Ungarn wird gestreikt

Aufgrund eines Streiks bei den ungarischen Staatsbahnen (MAV) von 06:00 bis 08:00 Uhr wird es am Donnerstag, 25. Oktober 2007, zu Einschränkungen im ungarischen Nah-und Fernverkehr kommen. Für den österreichischen Fernverkehr werden folgende Einschränkungen erwartet:

Richtung Ungarn:
Der EC 41 (Planabfahrt 06:45) wird um 20 Minuten verspätet am Wiener Westbahnhof abfahren. Bei den Zügen EN 269 (München - Bucuresti; Planabfahrt Wien Westbahnhof 04:54), EN 467 (Zürich - Budapest, Planabfahrt Wien Westbahnhof 08:25) und ER 9439 (Wien Südbahnhof - Tatabanya; Planabfahrt 05:40) ist mit Verzögerungen ab der Grenze zu rechnen.

Richtung Österreich:
D 346 (Bucuresti - Wien Westbahnhof, Planankunft Wien 08:57): ca. 120 min Verspätung
ER 9440 (Gyor - Wien Südbahnhof, Planankunft Wien 08:24): ca. 60 min Verspätung
EC 42(Budapest - Wien Westbahnhof, Planankunft Wien 10:09): fährt nicht, Ersatzzug D 346

Im grenznahen Nahverkehr in Österreich können Unregelmäßigkeiten ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Nähere Informationen erteilt das ÖBB-CallCenter 05-1717 (österreichweit zum Ortstarif).
Die ÖBB werden ihre Kunden über die Lage in Ungarn so rasch und genau wie möglich informieren. Wir bedauern eventuell durch die Streiks entstehende Unannehmlichkeiten.

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