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Behörde gegen weitere Marktkonzentration

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"Keine Freude" hat die Wettbewerbsbehörde mit dem Einstieg von Rewe bei Adeg. Der Zusammenschluss werde genau beobachtet.

Die Bundeswettbewerbsbehörde wird den geplanten Einstieg der in Österreich marktführenden Lebensmittelhandelskette Rewe Austria beim Marktvierten Adeg genau beobachten, sagte Chef der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Walter Barfuß.

Anteilserwerb nicht anmeldepflichtig
Der reine Anteilserwerb dürfte kein anmeldepflichtiger Zusammenschluss nach österreichischem Kartellrecht sein, die von Rewe und Adeg geplante gemeinsame Rahmenvereinbarung könnte jedoch eine kartellrechtswidrige Wettbewerbsbeschränkung bewirken, so Barfuß.

"Wir haben keine Freude damit, gerade in dieser Branche nicht, wo es bereits eine hohe Marktkonzentration gibt, und werden uns das ernstlich anschauen müssen", kommentierte Barfuß den geplanten Zusammenschluss.

Rewe Austria und Edeka
mit den Handelsketten Billa, Merkur, Penny, Emma und Bipa, will wie berichtet 24,9 Prozent der Anteile der Adeg Österreich Handels AG kaufen, nachdem die Adeg-Kaufleute Mitte September der Edeka Südbayern ihren Anteil an der Adeg abgekauft hatten.

Edeka war damit nach acht Jahren erstmals wieder zu 62,5 Prozent in Besitz der Adeg-Kaufleute gestanden. Zuvor hatten je 37,5 Prozent der Edeka Südbayern und der Edeka Chiemgau gehört, 25 Prozent standen bis dahin in Besitz der Adeg-Kaufleute. Edeka Chiemgau hat die Beteiligung an Adeg behalten.

Hohe Marktkonzentration
Aus den von Adeg und Rewe präsentierten Papieren über den geplanten Zusammenschluss habe man sich bisher nicht mehr als einen groben Überblick verschaffen können, berichtete Barfuß: "Ich bin nicht glücklich damit, es ist wie wenn ich einen Schnupfen krieg, was soll ich dagegen tun". Die hohe Konzentration im Lebensmittelhandel sei auch nicht von gestern auf heute entstanden und sei eine Erscheinung, die weit über Österreich und Europa hinausreiche.

Hinweise auf kartellrechtliche Beschränkungen
"Wir warten nun, was uns weiter präsentiert wird", sagte Barfuß. Er gehe davon aus, dass sich Rewe und Adeg neuerlich an die Bundeswettbewerbsbehörde wenden, um Details zur geplanten Aufnahme einer Lieferbeziehung vorzulegen: "Sie sind auch gut beraten, das zu tun" . Auf Grund der vorliegenden Informationen deute bei wirtschaftlicher Betrachtungsweise einiges darauf hin, dass durch das geplante Vorhaben eine kartellrechtswidrige Wettbewerbsbeschränkung bewirkt werden könnte, heißt es wörtlich in der heute, Montag, veröffentlichten Stellungnahme der BWB zum Deal: "Es wird also Aufgabe der Einschreiter sein, das Vorhaben im Rahmen einer genauen und sorgfältigen 'Selbsteinschätzung' zu beurteilen ".

Rewe: Strategische Beteiligung
Der Liefervertrag sei ein " wichtiger Bestandteil" des Einstiegs von Rewe Austria bei Adeg, betonte Rewe-Sprecherin Corinna Tinkler. Die Beteiligung an Adeg sei eine strategische, man wolle bei den angepeilten 24,9 Prozent an Adeg bleiben und auch künftig nicht aufstocken. Marke und Marktauftritt von Adeg sollen erhalten bleiben, ebenso wie die selbstständigen Adeg-Kaufleute, erläuterte Tinkler weiter. Die Rewe-Gruppe setzte im Vorjahr im Lebensmittelhandel in Österreich 4,43 Mrd. Euro um.

Adeg: Garant für Weiterbestand
Mit dem Einstieg der Rewe würden der Adeg-Marktauftritt und die Marke Adeg nachhaltig gestärkt und damit die selbstständigen Adeg-Kaufleute, "die seit 111 Jahren erfolgreich am österreichischen Handelsmarkt präsent sind", hieß es in einer Pressemitteilung von Adeg und Rewe. Mit diesem Schritt sei die Zukunft der heimischen Handelsorganisation für den selbstständigen Kaufmann gesichert, damit wäre "der erfolgreiche Weiterbestand der Adeg im heimischen Lebensmittelhandel" garantiert.

Die Bilanz 2005 von Adeg weist ein tiefes Loch auf: Adeg fuhr im Vorjahr bei einem stagnierenden Umsatz von 776 Mio. Euro einen Verlust von rund 16 Mio. Euro ein und übertraf damit das negative Ergebnis von 2004 (minus 2,2 Mio. Euro) deutlich.

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