Geld

BenQ-Pleite sorgt für Druck auf Siemens

Teilen

Deutsche Mitarbeiter des Handyherstellers erwägen mit Hilfe des Betriebsrates gegen Siemens Schadenersatzansprüche geltend zu machen. Die Auswirkungen auf Österreich-Standort ist immer noch unklar.

Nach dem Insolvenzantrag der deutschen Tochter des Handy-Herstellers BenQ gerät der frühere Eigentümer Siemens immer mehr unter Druck. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sowie Gewerkschafter forderten Siemens am Freitag zum Eingreifen auf. Die IG Metall rief zu einer Protestkundgebung vor der Siemens-Zentrale in München auf und warf dem Konzern "schmutzige Tricks" vor. Die Auswirkungen der deutschen Insolvenz auf die Österreich-Niederlassung sind indes noch immer nicht absehbar.

Handy-Pleite nun auch in Österreich
Die deutsche Handy-Tochter des taiwanischen BenQ-Konzerns meldete am Freitag wie angekündigt Insolvenz an. Eine Sprecherin des Münchner Amtsgerichts sagte am Morgen, der Antrag werde nun geprüft. Der BenQ-Mutterkonzern hatte am Donnerstag überraschend erklärt, sämtliche Finanzhilfen an seine hochdefizitäre deutsche Tochter einzustellen, die er vor einem Jahr von Siemens übernommen hatte. Durch die Insolvenz stehen in Nordrhein-Westfalen und München 3.000 Arbeitsplätze vor dem Aus.
In Österreich, wo BenQ 50 Mitarbeiter im Vertrieb beschäftigt, wisse man "noch immer nicht, wies weitergeht", sagte BenQ Mobile Österreich-Sprecherin Christina Brandenstein. Das Österreich-Management sei derzeit in München bei Krisensitzungen. Von Wien aus koordiniert BenQ auch die Geschäftsaktivitäten für insgesamt 43 Länder Ost-, Südosteuropas sowie mittlerer Osten und Afrika, auf die Region, wo insgesamt 450 Mitarbeiter beschäftigt sind, entfällt ein Drittel des Konzernumsatzes.

Wut, Frust und Enttäuschung macht sich breit
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Rüttgers besuchte am Freitag das von der Schließung bedrohte BenQ-Handywerk Kamp-Lintfort. "Wir sind nicht bereit, die Ankündigung so hinzunehmen. Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz", sagte Rüttgers auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung und fügte hinzu: "Ich habe nicht vergessen, dass dies einmal ein Werk der Siemens AG gewesen ist. Ich bin der Auffassung, dass auch die Siemens AG noch eine Verantwortung für den Standort Kamp-Lintfort hat."
Er sei wütend über das Vorgehen der taiwanesischen Konzernleitung. Die Mitarbeiter hätten Lohnverzicht geübt, weil man ihnen versprochen habe, das mache ihre Arbeitsplätze wieder sicher. Dass dies nach einem Jahr nicht mehr gelten solle, sei "eine große Sauerei". Es stelle sich die Frage, ob das Unternehmen nicht in den letzten Monaten systematisch kannibalisiert und der Tag der Insolvenz gezielt vorbereitet worden sei.

Alles nur ein mieser Trick?
Auffällig sei, dass das Unternehmen aufgeteilt worden sei in eine GmbH für die Manager, eine für das Know-how und eine unterkapitalisierte für die Mitarbeiter. Damit seien viele hundert Mio. Euro an Werten abgezogen worden seien, die jetzt nicht mehr für die Mitarbeiter im Insolvenzverfahren zur Verfügung stünden. " Wenn das stimmt, muss das aufgeklärt werden und gegebenenfalls juristische Konsequenzen haben", verlangte Rüttgers. Jetzt gelte es, den Kampf aufzunehmen, um das Werk doch noch zu retten. "Hier ist das Know-how. Wir sind besser und wir wollen, dass hier weiter produziert wird", sagte der Ministerpräsident unter dem Beifall der Beschäftigten. Der Münchner IG-Metall-Chef Harald Flassbeck sprach von einem " schmutzigen Trick, mit dem sich Siemens seiner Beschäftigten entledigt hat. BenQ war offensichtlich für die Drecksarbeit, nämlich das Abwickeln der Siemens-Handysparte, zuständig".
Der Dinslakener IG-Metall-Chef Ulrich Marschner sagte dem Nachrichtenfernsehen N24: " Hier findet momentan ein riesiger Technologieklau statt, und das zu Lasten von 3.000 Menschen in Deutschland." Siemens habe sich eines Problems elegant entledigt, und BenQ könne die Technologie in Asien weiterverwenden.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.