Benzin-Ersatz--Einführung: Anstatt 15 gibt es nur eine Superethanol-Tankstelle in Österreich. Die OECD kritisiert die Förderung für Energiepflanzen.
Der Umstieg auf biogene Treibstoffe läuft holpriger als von Umweltminister Josef Pröll (V) erhofft. Anstatt der angekündigten 15 Superethanol-Tankstellen österreichweit wird ab 1. Oktober nur an einer Tankstelle der Benzinersatz angeboten. Auslöser sollen Probleme mit behördlichen Auflagen sein. Weiters sei die Besteuerung noch unklar. Aus dem Büro Pröll hieß es hingegen, die Steuerfrage sei geklärt. Zudem wird mit 1. Oktober herkömmlichem Benzin flächendeckend rund vier Prozent Etanol beigemischt. Diesel wird bereits seit zwei Jahren eine kleine Biokomponente zugesetzt.
Preis-Explosion bei Getreide
Probleme bereitet auch die
Preisentwicklung bei Getreide, einem Ausgangsstoff für E85. Der Preis pro
Tonne verdoppelte sich innerhalb eines Jahres von 130 auf 280 Euro. Superethanol
(E85) ist ein Treibstoff, der zu 85 Prozent aus Biomasse und 15 Prozent
Benzin hergestellt wird. Dessen entscheidender Vorteil: Er ist fast
CO2-neutral, hilft also mit, den Klimawandel zu bekämpfen. Laut einer Studie
der renommierten US-Universität Stanford steigt durch Superethanol
allerdings die Ozonbelastung.
Streit über Bio-Sprit
Über die ökologische Sinnhaftigkeit
des Einsatzes von Biokraftstoffen gehen die Meinungen auseinander. Zwar ist
unbestritten, dass eine Alternative für fossile Treibstoffe gefunden werden
muss, dass dafür aber die Regenwälder in Asien und Südamerika für den Anbau
von Energie-Pflanzen gerodet werden, gilt als kontraproduktiv für das Klima.
Schließlich sind die Regenwälder riesige CO2-Speicher. Dazu kommen der hohe
Energie-, Düngemittel und Spritmitteleinsatz für die Raps-und
Baumöl-Monokulturen.
OECD warnt vor Förderung
In Österreich befürwortet
insbesondere die Landwirtschaft den verstärkten Bioenergieeinsatz, erhofft
sie sich doch davon ein zweites Standbein. Damit die Biotreibstoffe am Markt
konkurrenzfähig sind, werden sie aus dem Staatsbudget durch den
Mineralölsteuer-Verzicht indirekt subventioniert. An der Tankstelle bleiben
somit die Preise gleich, unterm Strich zahlen aber auch die Nichtautofahrer
fürs Tanken der anderen mit.
Steigende Nahrungsmittel-Preise
So warnt etwa die OECD vor der
staatlichen Förderung von Biotreibstoff. Eine Marktverzerrung zugunsten
dieser alternativen Energie-Formen führe zu steigenden Nahrungsmittelpreisen
und zur Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, ohne große Auswirkungen auf
den Klimaschutz zu haben, so die Organisation in einem internen
Arbeitspapier.