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Berater legen AUA Lufthansa nahe

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Zwar soll der Privatisierungsbeschluss erst im August fallen, Berater legen den Aufsichtsräten bereits die Lufthansa als Partner nahe.

Heute legt der internationale Unternehmensberater Boston Consulting dem AUA-Aufsichtsrat seinen "Optionenbericht" über einen strategischen Partner für die österreichische Fluglinie vor. Auch über die Höhe des Verlusts im ersten Halbjahr wird das Kontrollgremium informiert. Der Optionenbericht, der nach bisherigen Informationen klar die deutsche Lufthansa als Partner favorisiert, wird Basis sein für den für August erwarteten Privatisierungsauftrag in der Regierungssitzung. Erst dann kann sich die Staatsholding ÖIAG (sie hält 42,75 Prozent der Aktien) formal in Verkaufsverhandlungen begeben.

Voraussetzung für den Beschluss für den Privatisierungsauftrag im Ministerrat am 12. August wird außerdem sein, dass sich die zuletzt mühsam verständigten Noch-Koalitionspartner SPÖ und ÖVP nicht noch einmal zerstreiten in der Causa AUA. Die SPÖ warnt vor einer "Verscherbelung" der AUA an die Deutschen, die ÖVP drängt auf einen raschen Verkauf der heimischen Airline, die nach Angaben von Banken und Analysten Ende des Jahres wieder frisches Geld bräuchte.

Lufthansa logischer Kandiat
Dass die börsenotierte Austrian Airlines (AUA) ohne (strategischen, finanziellen) Partner weiter fliegt, gilt mittlerweile als ausgeschlossen, das geht erwartungsgemäß auch aus dem Berater-Papier hervor. Die Lufthansa, mit der nach Angaben aus informierten Kreisen ohnehin schon seit Herbst inoffiziell gesprochen wird, gilt auch laut Boston Consulting als logischer Kandidat für die AUA. Auch die russische Aeroflot soll hoch angesiedelt sein. Durchleuchtet haben die Berater auch mögliche Synergien im Fall anderer Partnerschaften, darunter mit Air France KLM, Qatar, Singapore Airlines oder ANA. Nicht auf der Liste befinden soll sich Air China, die von Investmentbankern vor dem Wochenende wieder ins Gespräch gebracht wurde.

Die Lufthansa würde sich, wie ihr Boss Wolfgang Mayrhuber schon durchblicken ließ, aber nicht nur mit einer kleinen Beteiligung begnügen. In Politkreisen herrscht deshalb auch Sorge, der AUA blühte bei einer "Inhalierung" durch die Deutschen ein "Bank Austria-Schicksal", also Degradierung auf eine Filiale. Auch käme der Zeitpunkt für den Verkauf beim derzeit historisch niedrigen AUA-Aktienkurs einem "Ausverkauf" gleich, wie vor allem in der SPÖ befürchtet wird. Die SPÖ will keinen Totalausstieg des Staates, die ÖVP ist mehrheitlich schon dafür.

Zehn Mal größerer Umsatz
Jedenfalls ist die Lufthansa gut zehn Mal so groß wie die österreichische Fluggesellschaft. Die Kennzahlen weisen 8.035 Beschäftigte bei der AUA und 100.779 bei der Lufthansa aus. Der Umsatz war 2007 bei der großen deutschen Schwester mit 22,42 Milliarden Euro fast zehn Mal so groß wie bei der AUA mit 2,49 Milliarden Euro. Der Gewinn - Ergebnis vor Steuern - lag mit 2,125 Milliarden aber gleich um das 758-fache über dem der heimischen Luftlinie mit nur 2,8 Millionen Euro.

Bei den Verkehrsmaschinen ist die Differenz nicht so eklatant. Die Lufthansa verfügt über 513 Flugzeuge, die AUA hat samt Tyrolean (heute Austrian Arrows und Lauda) genau 99 Stück. Die Passagierzahlen der Lufthansa lagen im Vorjahr mit 62,9 Millionen nicht ganz sechs Mal über der AUA, die 10,8 Millionen Flugwillige beförderte. Und bei der Zahl der Destinationen hat die Lufthansa mit 208 weltweit die Nase nicht ganz so klar vor der AUA, die auf 130 Ziele kommt. uf vielen Deutschland-Föügen wird im Code-Sharing schon lang kooperiert.

Die Betriebsräte sind ebenfalls gespannt, wie es weiter geht. Skeptisch sieht AUA-Betriebsratschef Alfred Junghans eine strategische Partnerschaft mit der Lufthansa. Man müsse alle Optionen prüfen, appelliert er. Die von ihm bevorzugte Stand Alone-Lösung "muss ich auch nicht um jeden Preis haben, denn in der Form, wie jetzt gewurschtelt wird, kann das sowieso nicht funktionieren". Vor allem "muss man nicht gleich alles verkaufen", betont der Vertreter der Belegschaft.

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