Noch im August könnte ein Privatisierungsauftrag an die ÖIAG ergehen. Damit würde Österreich die Mehrheit an der Fluglinie verlieren.
Sofern sich ÖVP und SPÖ wenige Wochen vor der Neuwahl nicht nochmals vollends zerkrachen, ergeht am 12. August im Sommer-Ministerrat ein Auftrag an die Staatsholding ÖIAG, Verhandlungen über einen Verkauf der angeschlagenen Austrian Airlines aufzunehmen. Ein "Optionenbericht", den am Montag der AUA-Aufsichtsrat berät, empfiehlt die Hereinnahme eines starken Partners, also den Verkauf. Die Regierung soll zum Privatisierungsauftrag einig sein. Der AUA-Aktienkurs ging zu Mittag um 11 Prozent nach oben - erstmals seit Wochen wieder über 3 Euro.
Mehrere Airlines im Gespräch
Als logischer Partner gilt
längst die Lufthansa, aber auch andere Fluglinien aus Europa, Asien oder
Russland sollen sondiert werden, ob sie als AUA-Miteigentümer passen
könnten. Auch taktisch wären mehrere Bieter praktisch. Je mehr
Ansprechpartner, umso besser die Verhandlungsbasis. Bei der Strategiewahl
lässt sich die AUA von Boston Consulting beraten. Das weltweit tätige
Beratungsunternehmen ist bei großen Fusionen oder Sanierungen in der
europäischen Airlinebranche fast immer mit an Bord.
Rettung nach Allzeittief
Die Konkurrenzschlacht in der Luftfahrt,
die explodierenden Kerosinpreise, damit verbundene hohe Verluste und
letztlich der Absprung des berühmten Scheichs Al Jaber, der heuer im
Frühjahr eine Finanzspritze zugesagt hatte, haben den Aktienkurs der AUA
weiter verfallen lassen - ein Allzeittief mit 2,22 Euro war am 15. Juli
erreicht worden. Der Richtungsstreit hielt den Kurs wochenlang am Boden.
Keine leichte Entscheidung
Angst vor weiteren drastischen
Einschnitten und einem "Ausverkauf" geht bei den rund 8.000 Mitarbeitern um,
und in Teilen der Regierung. Man sorgt sich aber auch um einen nicht zu
stillenden Geldbedarf, wenn noch viele Monate unverrichteter Dinge ins Land
gehen.
Noch kontrolliert Österreich
Derzeit ist die Republik mit
42,75 Prozent Hauptaktionärin der AUA. Zur österreichischen Kontrollmehrheit
wurde ein Syndikat mit einer Gruppe österreichischer Unternehmen
installiert, die 7,25 Prozent hält. Macht zusammen 50 Prozent und eine
Aktie. Erfolgt durch einen Verkauf der ÖIAG-Anteile im Syndikat ein
Kontrollwechsel, ist ein Übernahmeangbot an alle fällig. Im
Österreich-Konsortium sitzen neben der ÖIAG derzeit: mit 3,43 Prozent die
Raiffeisen-Tochter RIAG, mit 2,41 Prozent die Bank
Austria-Beteiligungstochter LVBG und mit 1,41 Prozent die Städtische.
Jubiläumsparty trotz Verlust
Die AUA fliegt heuer wieder
hohe Verluste ein. Dass die Ausrichtung des heuer gefeierten
50-Jahr-Jubiläums gut die Hälfte des Jahresgewinns 2007 gekostet hat, ließ
die Kritik der Streubesitzaktionäre in der heurigen Jahreshauptversammlung
nicht kleiner werden. Alle hoffen auf bessere Kurse.