02. Mai 2008 21:03
Samstag war bekannt geworden, dass Scheich Al Jaber seinen
150-Millionen-Euro-Einstieg bei der AUA abblasen will. Ab da war Feuer am
Dach. Hinter den Kulissen starteten hektische Verhandlungen, um den Deal in
letzter Minute zu retten. Sowohl seitens der AUA-Hauptaktionärin, der
Staatsholding ÖIAG, als auch auf politischer Ebene gab es bis gestern Abend
laufend Gespräche mit Al Jaber – der Scheich hatte sich persönlich nach Wien
begeben. Auch ein Treffen zwischen Finanzminister Wilhelm Molterer und dem
Scheich stand gestern Nachmittag am Programm.
Streitpunkte
Im Kern geht es darum, folgende gegensätzliche
Positionen noch auf eine Linie zu bringen:
- Investor Al Jaber ist verärgert über die hohen Verluste der
AUA im 1. Quartal (60 Mio. Euro). Zum Zeitpunkt der
Vertragsunterzeichnung am 3. April habe er diese Zahlen nicht gekannt.
- Und: Al Jaber zahlt laut Vertrag für seinen 20-Prozent-Einstieg
7,10 Euro pro AUA-Aktie. Aktuell ist das Papier nur 4,11 Euro wert.
- AUA und ÖIAG betonen, es gebe „gültige Verträge“,
mit denen sich Al Jaber juristisch verbindlich zum Einstieg
verpflichtet habe. Diese Vereinbarungen sollen ausdrücklich zwei
Klauseln enthalten, die einen Ausstieg wegen Kursverlusts oder Änderungen
des Marktumfelds ausschließen.
- Die AUA weist die Vorwürfe, Al Jaber nicht richtig über die
wirtschaftliche Situation des Unternehmens informiert zu haben, zurück.
AUA-Boss Alfred Ötsch hätte die März-Zahlen bei der
Vertragsunterzeichnung am 3. April selbst nicht gekannt. Selbst wenn, hätte
er sie dem Scheich aus börsenrechtlichen Gründen nicht vor der
offiziellen Veröffentlichung nennen dürfen. Ötsch hatte
nicht zuletzt bei einer Pressekonferenz im März von einem „grimmigen
Jahr 2008“ gesprochen – beschönigt habe er sicher
nichts, heißt es aus seinem Umfeld.
Höherer Anteil für Al Jaber?
Ob die gestrigen
Verhandlungen sich „nur“ um eine mögliche Reduktion des Einstiegskurses
drehten, oder ob Al Jaber Weiteres fordert – etwa einen klaren
Sanierungsplan für die AUA – war vorerst unklar. Möglich ist auch, dass Al
Jaber für seine 150 Mio. Euro mehr als die vereinbarten 20 Prozent an der
AUA haben will. Diese Forderung war zuletzt Thema bei einem Treffen zwischen
ÖIAG-Chef Peter Michaelis und dem Al-Jaber-Vertrauten Klaus Edelhauser am
24. April. Dem Vernehmen nach hatte Michaelis das damals rundheraus
abgelehnt.
Deadline Mittwoch
Kommt es noch zu einer Einigung, muss das bis
zur AUA-Hauptversammlung am Mittwoch erfolgen, wo der Al-Jaber-Deal
abgesegnet werden soll. „Bleibt es beim Al-Jaber-Ausstieg, wird die AUA
klagen müssen – denn die Verträge sind wasserdicht“, so ein Insider.