Geld

KiK bekam Besuch von der Gewerkschaft

Teilen

200 Betriebsräte besuchten die 226 österreichischen Filialen der Handelskette KiK und informierten die Beschäftigten über ihre Rechte.

Zug um Zug nimmt sich die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) heimischer Handelsketten an, deren Beschäftigte zum Teil unter schlechten bis unzumutbaren Bedingungen arbeiten müssen - auf Billa, Schlecker und Lidl folgt nun der Textildiskonter KiK, eine Tochter des deutschen Tengelmann-Konzerns.

Gewerkschaft prangert Missstände an
Die Initialzündung für die Gewerkschaftsaktion kam aus Kärnten. Dort gibt es derzeit 20 KiK-Filialen. Eine kurze Erhebung in den Wochen davor hätte bereits gezeigt, dass es in manchen Filialen massive Überschreitungen der Arbeitsgesetze gebe, erklärte der Regionalsekretär der GPA, Günther Granegger.

Als Beispiel nannte Granegger Teilzeitbeschäftigte mit einem 20-Stunden-Rahmen pro Woche, die bereits über 100 Stunden an Überstunden angesammelt hätten und keine Möglichkeit bekämen, diese auch abzubauen. Einige KiK-Filialen seien an andere Betriebe angebaut, die Samstags Nachmittag geschlossen hätten, erzählte der GPA-Regionalsekretär. So stünde vielen Handelsangestellten in dieser Zeit kein WC zur Verfügung.

Konflikt um Betriebsratswahl
Bemühungen der KiK-Belegschaft, einen Betriebsrat zu installieren, sind den Angaben zufolge auf heftige Gegenwehr von der Geschäftsführung gestoßen. "Ich sitze nicht hier, um die Firma schlecht zu machen - es gibt überall im Handel Probleme. Aber ich bin der Meinung, dass ein Unternehmen in der Größenordnung von KiK einen Dialog zwischen Belegschaft und Geschäftsführung braucht, um die Aufgabenstellungen, die da sind, gemeinsam zu lösen" , sagte der Kärntner KiK-Filialleiter Andreas Fillei. "Ich bin irrsinnig gerne bei dieser Firma beschäftigt, weiß aber nicht, ob ich das morgen noch bin, wenn ich hier sitze", merkte Fillei an, der vor Kurzem als Filialleiter von Villach nach Klagenfurt versetzt wurde.

Ausweitung nach Deutschland
Die GPA startet nun eine Aufklärungskampagne über die Rechte der Mitarbeiter in den einzelnen KiK-Filialen. Die rund 1.500 Mitarbeiter des Unternehmens werden direkt vor Ort über Informationsmöglichkeiten aufgeklärt und erhalten Fragebögen über ihre Arbeitsbedingungen. Eine Ausweitung der Aktion auf Deutschland, die mit der dortigen Gewerkschaft Ver.di abgestimmt ist, ist angedacht.

Dialog wird eingefordert
Das erklärte Ziel der GPA: " Konkret fordere ich die Geschäftsführung auf, die Wahl eines Betriebsrates zu ermöglichen und in den Dialog mit der Gewerkschaft einzutreten" , präzisierte der GPA-Chef sein Anliegen. Das Beispiel Billa zeige, dass auch andere Wege möglich seien, ortet Katzian Verbesserungen bei der Handelskette, die seit nunmehr drei Jahren im Blickpunkt der Gewerkschaft steht. Auch bei Schlecker, dessen Filialen vor einem Jahr GPA-Besuch erhielten, hätten sich die Arbeitsbedingungen bereits "spürbar verbessert", obgleich die Probleme dort noch nicht auf Dauer gelöst seien.

KV-Verhandlungen starten
"Das ist eine Aktion für die Arbeitnehmer im Handel, die nicht gerade zu den bestverdienenden Menschen hier im Land gehören", verwies GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian auf die mittlerweile 45.000 geringfügig Beschäftigten und eine immer größere Anzahl von Teilzeit-Beschäftigten. Die nächste Kollektivvertragsrunde für die rund 500.000 Angestellten im heimischen Handel und in verwandten Berufen startet am 19. Oktober.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.