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Daimler-Umbennung kostet 70 Millionen Euro

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Nun ist es endgültig: Nach der Scheidung von Chrysler heißt der Stuttgarter Autobauer ab sofort "Daimler AG". Die Änderung kostet Millionen.

Mit der Umbenennung in "Daimler AG" haben die Aktionäre des Stuttgarter Autobauers einen Schlussstrich unter die gescheiterte Firmenehe mit dem US-Konzern Chrysler gezogen. Die Anteilseigner stimmten am Donnerstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin mit fast 99 Prozent für den neuen Namen. Nach der Trennung von der verlustreichen amerikanischen Konzernschwester drückt Daimler aufs Tempo: Die künftig unter "Mercedes-Benz Cars" firmierende Kernsparte legte für September einen Absatzrekord vor.

Heftige Debatten
Heftige Debatten gab es über den neuen Namen. Einigen Aktionären fehlt der Verweis auf Carl Benz. Die Firma des Autopioniers hatte 1926 mit dem Unternehmen von Gottlieb Daimler zur Daimler-Benz AG fusioniert. Vor den rund 5.000 Aktionären verteidigte Konzernchef Dieter Zetsche den Vorschlag des Vorstands: "Mit dem Konzernnamen 'Daimler' setzen wir ein klares Zeichen, dass wir ein neues Kapitel aufschlagen und gleichzeitig unsere Tradition als Erfinder des Automobils würdigen."

Um auf den Gesamtkonzern Bezug zu nehmen, verwende der Konzern künftig den Namen "Daimler". "Wo es ganz überwiegend um Produkte der Marke Mercedes-Benz geht, wird der stolze Name 'Benz' nicht nur prominent bleiben, er wird sogar deutlich prominenter werden." So sollen neben der Pkw-Markengruppe künftig auch Werke und ausländische Niederlassungen unter "Mercedes-Benz" firmieren.

70 Millionen Euro für Änderungen
Das reicht manchen Eigentümern nicht aus. "Das Unternehmen könnte auch 'Benz AG' heißen", schlug Heidemarie Hirsch vor, die Ur-Ur-Großnichte von Carl Benz, der 1886 das erste Auto zum Patent angemeldet hatte. "Geben sie dem Konzern seine Seele zurück." Einige Eigner äußerten zudem rechtliche Bedenken, da Ford über seine Tochter Jaguar noch Rechte an dem Namen "Daimler" hält. Der Konzern habe sich für 20 Mio. Dollar (14,2 Mio. Euro) die Erlaubnis zur Verwendung des Namens - für den Konzern, aber nicht als Marke - gesichert, entgegnete Zetsche. Schon seit rund 100 Jahren liegen die Markenrechte an dem Namen "Daimler" bei anderen, weshalb Gottlieb Daimlers Unternehmen seine Autos seinerzeit "Mercedes" nannte. Weitere 70 Mio. Euro wird die Änderung des Namens etwa auf Schildern, Visitenkarten und Werksausweisen kosten.

Über den Namen hatte es schon bei der Fusion 1998 heiße Diskussionen gegeben. Die Führungsriege von Chrysler beschloss in der Sitzung, in der sie das Zusammengehen absegnen wollte, auf "ChryslerDaimler-Benz" zu bestehen. Der damalige Chef Jürgen Schrempp entgegnete, er opfere den Namen "Benz". Wenn der US-Konzern nicht auf den Namensvorschlag "DaimlerChrysler" eingehe, blase er das Geschäft ab.

"Doppelt so groß wie vor zehn Jahren"
Heute stehe der Autobauer völlig anders da, betonte Zetsche. Das Unternehmen sei internationaler und in den Sparten Pkw und Lkw doppelt so groß wie vor zehn Jahren. "In Summe streben wir nicht danach, das größte Automobilunternehmen der Welt zu werden, aber eines der auf Dauer angesehensten", sagte Zetsche. In der begonnenen Ära ohne Chrysler will der Stuttgarter Konzern zu alter Ertragskraft zurückfinden. Zetsche bekräftigte, dass Daimler in diesem Jahr ein operatives Ergebnis (Ebit) von 8,5 Mrd. Euro erreichen will.

Im September machte der nach BMW zweitgrößte Premiumhersteller der Welt einen weiteren Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel. Die Pkw-Markengruppe verkaufte 124.600 Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz, Maybach und Smart, gut sieben Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Die Erleichterung über die Scheidung von Chrysler wurde in den Äußerungen zahlreicher Redner deutlich. Die Hoffnungen in die 36 Mrd. Dollar schwere Fusion - von Schrempp als "Hochzeit im Himmel" gepriesen - hatten sich nie erfüllt. Wieviel Geld das Chrysler-Engagement insgesamt verschlungen hat, hat der Konzern noch nicht beziffert. Der Ergebnisbeitrag von Chrysler summiere sich seit 1998 auf zehn Mrd. Euro, sagte Finanzvorstand Bodo Uebber. Allerdings hatte das Unternehmen Milliarden in die Werke des US-Autobauers gesteckt, der im Sommer zu 80 Prozent an den Finanzinvestor Cerberus verkauft wurde.

Für viele Aktionäre erwies sich das DaimlerChrysler-Papier als wenig attraktives Investment. Der Aktienkurs fiel nach der ersten Börsennotierung von DaimlerChrysler im November 1998 bis zur Umstellung des Börsenkürzels von "DCX" in "DAI" im vergangenen Monat um elf Prozent. Der Dax legte in der gleichen Zeit 57 Prozent zu.

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