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Deutsche Bahn-Chef gibt Fehler bei Bespitzelung zu

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In der Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Bahn räumte DB-Chef Hartmut Mehdorn nun Fehler ein und ließ Bedauern erkennen.

Der geordnete Rückzug gehört eigentlich nicht zu den erklärten Vorlieben Hartmut Mehdorns. "Das Schwenken der weißen Fahne ist für mich noch nie eine Alternative gewesen", lautet eine Maxime des Chefs der Deutschen Bahn, der in seinen fast zehn Jahren im Amt auch kaum einem Kampf freiwillig aus dem Weg gegangen ist. In der Affäre um die massenhafte Datenüberprüfung von gleich 173.000 Beschäftigten wurde der Druck nun aber zu groß: In einem Mitarbeiterschreiben räumte der 66-Jährige am Dienstag Fehler ein, ließ Bedauern erkennen und gelobte transparentere Regeln beim Vorgehen gegen die Korruption. Mit dem Rundbrief verschaffte sich der Manager etwas Luft in der Bedrängnis - ausgestanden ist die brisante Angelegenheit damit aber noch nicht.

"Falsch verstandene Gründlichkeit"
Das in der Öffentlichkeit entstandene Bild des Konzerns habe ihn "zutiefst bestürzt", wandte sich Mehdorn an die "lieben Kolleginnen und Kollegen". Das Wort "Entschuldigung", das die Gewerkschaften nach großem Unmut unter den Bahnern eingefordert hatten, findet sich zwar nicht in dem Schreiben. Der Vorstandsvorsitzende macht aber klar, dass die Aktionen von 2002 und 2003 inzwischen nicht mehr gutzuheißen seien. "Aus heutiger Sicht waren wir hier übereifrig, und es gab eine falsch verstandene Gründlichkeit". Unnötig groß sei der Kreis der Mitarbeiter gezogen worden, deren Adressen oder Bankverbindungen mit Daten von 80.000 Bahn-Auftragnehmern abgeglichen wurden. Falsch sei gewesen, all dies nicht mit den Arbeitnehmervertretern zu besprechen.

Mit diesen Formulierungen schlug der Bahnchef binnen weniger Tage einen deutlich anderen Ton an. Noch am Freitag hatte Mehdorn öffentlich die umstrittene Aktion offensiv verteidigt und "nicht nachvollziehbare und polemische Vorwürfe" beklagt. "Wir lassen uns nicht kriminalisieren. Wir haben uns nichts vorzuwerfen." Bei der Bundesregierung als Eigentümerin der Bahn und den Gewerkschaften löste diese Haltung in der sensiblen Frage des Datenschutzes aber stündlich wachsende Verärgerung aus - bis hinauf zu Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Wogen noch nicht geglättet
Das Mitarbeiterschreiben schaffte es denn auch vorerst nicht, die Wogen zu glätten. Der deutsche Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) machte klar, bevor über die genauen Vorgänge nicht volle Offenheit herrsche, könne man nicht zur Tagesordnung übergehen. Und auch die Gewerkschaften GDBA und Transnet bestehen weiter auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrats und vermissen nach wie vor eine "deutliche Entschuldigung" bei den betroffenen Kollegen. Mehdorn versuchte bereits, auf die Belegschaft zuzugehen. Wenn der Eindruck entstanden sein sollte, der Vorstand misstraue den Beschäftigten, "dann bedauere ich das ausdrücklich", beteuerte er in dem Brief. Und umwarb die Bahner, gerade in schwierigen Zeiten der Wirtschaftskrise "gemeinsam und als Mannschaft" zusammenzuarbeiten.

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