In den Zeugenstand treten Ex-Kanzler Vranitzky, Ex-Finanzminister Grasser, AK-Präsident Tumpel und ÖGB-Legende Sallmutter.
Im BAWAG-Prozess werden - nach rund einwöchiger Verhandlungspause - wieder prominente Personen in den Zeugenstand treten. Den Anfang macht am Montag, dem 1. Oktober und 31. Verhandlungstag, der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky, gefolgt von der früheren Vizegouverneurin der Nationalbank und jetzigen EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell.
Am Dienstag wird der Auftritt des früheren Finanzministers und jetzigen Meinl Power-Managers Karl-Heinz Grasser vor Gericht erwartet, am Mittwoch folgt der frühere BAWAG-Aufsichtsratspräsident und nunmehrige Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. Am Donnerstag wird der legendäre GPA-Chef Hans Sallmutter als Zeuge befragt.
Vranitzky, Grasser und das Ehepaar Tumpel(-Gugerell) waren bereits im Banken-Untersuchungsausschuss befragt worden.
Franz Vranitzky
Beim Ex-Kanzler dürfte es wohl um sein Honorar
von 1 Mio. Schilling gehen, das er vom angeklagten Investmentbanker Wolfgang
Flöttl erhalten hatte. Vranitzky hatte ihn nach eigenen Angaben dafür
beraten, laut Flöttl hat es gar keine Beratungen gegeben.
Karl-Heinz Grasser
Grassers Rolle in der BAWAG-Affäre wird wohl
wegen der Staatskommissäre und der Finanzmarktaufsicht interessant. Die
Kommissäre fungieren quasi als staatliche Aufpasser in Bank-Aufsichtsräten.
Der kritische Nationalbank-Prüfbericht der BAWAG von 2001 führte jedenfalls
zu keinen Konsequenzen der Aufsichtsbehörde und war sogar zeitweise nicht
einmal auffindbar.
Gertrude Tumpel-Gugerell
Dem angeklagten Ex-BAWAG-Vorstand
Christian Büttner zufolge soll Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner im Oktober 2000
gesagt haben, er wolle die damalige OeNB-Vizegouverneurin informieren, "damit
sie die Nationalbanküberprüfung steuern könnte". Elsner
und alle übrigen Vorstände dementierten, dass der Chef damals überhaupt von
Tumpel-Gugerell gesprochen habe.
Tumpel-Gugerell betonte mehrmals, sie habe auf den Prüfbericht der Nationalbank keinen Einfluss genommen.
Herbert Tumpel
Der AK-Präsident war bis April 1997
BAWAG-Aufsichtsratspräsident. Als er die Arbeiterkammer-Leitung übernahm,
legte er die BAWAG-Funktion zurück. Während Tumpels Amtszeit hatte der
Aufsichtsrat 1995 die Wiederaufnahme der Karibik-Geschäfte mit Flöttl
genehmigt.
Der BAWAG-Prozess ist von Richterin Claudia Bandion-Ortner bis Anfang Dezember angesetzt. Sollte das Schöffengericht jedoch den Sachverständigen für das Handelsverhalten von Flöttl, Christian Imo, als befangen ablehnen, würde sich das Verfahren wohl bis Jänner hinziehen. Die Entscheidung über den Antrag der Verteidiger Flöttls zur Ablehnung Imos soll am Montag fallen.