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Elsner intervenierte für Schwiegersohn bei der BAWAG

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102. Tag des BAWAG-Prozesses: Wirbel um den Mietvertrag von Elsners Tochter - und um eine angebliche Intervention für den Schwiegersohn.

Im BAWAG-Akt findet sich auch nach der langen Prozessdauer immer wieder noch Ungewöhnliches: Am Montag wurde der Londoner Mietvertrag von Helmut Elsners Tochter Marie-Therese Kinsky und seinem Schwiegersohn Karl Kinsky zum Verhandlungsthema, da der Vertrag im Gerichtsakt in den Ordnern zu den "Sondergeschäften" der Bank mit Wolfgang Flöttl gefunden worden war. Elsners Schwiegersohn habe auf Initiative des damaligen BAWAG-Chefs für ihn, Flöttl, in London gearbeitet, sagte Flöttl - was Elsner heftig bestritt. Karl Kinsky selber wollte auf telefonische Anfrage keine Stellungnahme dazu abgeben.

Elsner intervenierte für Schwiegersohn
Laut Flöttl hatte sich Elsner für die Beschäftigung seines Schwiegersohn bei ihm eingesetzt, und zwar zeitgleich mit dem Abschluss der UniBonds - der neuen Investments der BAWAG bei Flöttl nach dem ersten großen Verlust 1998. Karl Kinsky habe dann für ihn von 2000 bis 2003 in London gearbeitet und rund 100.000 Pfund (125.541 Euro) brutto pro Jahr erhalten. Mit seiner Familie - Elsners Tochter und drei Kindern - habe Herr Kinsky auch in London gelebt. Die Miete habe er ihm aber nicht bezahlt, betonte Flöttl. Von den Verlusten mit den UniBonds habe der Schwiegersohn nichts gewusst, sondern er habe für ihn in einem anderen Bereich (Fixed Income) gearbeitet und Analysen erstellt.

Elsner widersprach Flöttls Angaben entschieden: Sein Schwiegersohn habe in London für eine Investmentgruppe gearbeitet, aber sicher nicht für Flöttl. Er habe ihm auch nicht den Job in London verschafft. Wie der Londoner Mietvertrag seiner Tochter zu den Ordnern über die Sondergeschäfte komme könne er sich nicht erklären. In einem Punkt waren sich aber Elsner und Flöttl einig: Der Schwiegersohn Elsners habe nichts über die hohen Verluste bei Flöttls Geschäften mit BAWAG-Geldern gewusst.

In informierten Kreisen hieß es heute abseits der Verhandlung, die Londoner Miete solle rund 3.500 Pfund (4.406 Euro) pro Monat betragen haben. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass die BAWAG die Miete für Elsners Tochter bezahlt habe. Karl Kinsky selber, der heute bei der Volksbank Invest tätig ist, wollte überhaupt keine Stellungnahme dazu abgeben.

Fragenmarathon geht weiter
Fortgesetzt wurde heute mit der Abarbeitung des Fragenmarathons an Gutachter Fritz Kleiner: Bis zur letzten Frage 1.264 (wenn die Untergliederungen mitgezählt werden) entschied das Gericht nun über die Zulässigkeit aller Fragen, die die Verteidigung von Elsner gestellt hatte. Am Mittwoch und Donnerstag soll die Fragenbeantwortung durch den Sachverständigen dann beendet werden, hofft Richterin Claudia Bandion-Ortner.

Im Zuge der Verlesungen aus dem Akt tauchte heute kurzfristig die Karibik-Firma "Morissa" aus der Phase der Karibik-1-Geschäfte der Bank mit Wolfgang Flöttl (bis 1994) wieder auf. Die "Morissa" war Teil des Firmennetzwerks von Flöttl in der Karibik. Allerdings waren auch hier die Angaben widersprüchlich: Während Flöttl versicherte, dass Elsner im Board (Direktorium) der Morissa gesessen sei, erklärte Elsner, er könne sich nicht erinnern, je an einer Morissa-Sitzung teilgenommen zu haben. Eines wisse er aber schon, beteuerte Elsner: "Es hat mit Sicherheit keine Bezüge gegeben".

Staatsanwalt beruft Gerharter-Urteil
Staatsanwalt Georg Krakow hat zum Urteil über den ehemaligen Konsum-Chef Hermann Gerharter Berufung erhoben. Dies bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Gerharter war vergangenen Mittwoch wegen Beihilfe zur Untreue zu zwei Jahren Haft - davon sechs Monate unbedingt - verurteilt worden. Sein Anwalt hatte Rechtsmittel dagegen angekündigt, der Staatsanwalt hatte sich eine Erklärung vorbehalten. Sollte die Staatsanwaltschaft mit ihrer Berufung Erfolg haben, könnte Gerharters Strafe höher ausfallen.

Gegen die Urteile für Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner (zweieinhalb Jahre Haft unbedingt) und für Ex-BAWAG-Vorstand Peter Nakowitz (15 Monate bedingt) hatte die Staatsanwaltschaft keine Rechtsmittel eingelegt. Alle Urteile sind nicht rechtskräftig.

Elsner übt Kritik an "News"
Im Zuge der Verlesungen aus dem Akt - in dem auch Artikel des Nachrichtenmagazins "News" enthalten sind - hat der Angeklagte Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner das Magazin attackiert: Er wisse jetzt, was "News" heiße, sagte Elsner am Montag im BAWAG-Prozess zu Richterin Claudia Bandion-Ortner: "Nicht ein Wort stimmt."

In "News" waren immer wieder Teile aus dem BAWAG-Gerichtsakt veröffentlicht worden. Ein Foto mit einem Porsche, das einen Artikel über Elsner in Frankreich illustrierte, zeigte nicht einen Porsche-fahrenden Elsner, sondern jemand anderen. News-Generalgeschäftsführer Oliver Voigt nimmt die Vorwürfe gelassen. "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", so seine Reaktion.

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