Sechs Hochtief-Mitarbeiter sind wegen Lohndumpings auf der Baustelle angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Managern von Deutschlands größtem BAukonzern Beihilfe zum Wucher vor.
Für Dumpinglöhne von 2,50 Euro sollen Bauarbeiter für Deutschlands größten Baukonzern Hochtief gearbeitet haben - nun sollen sechs Mitarbeiter des Unternehmens dafür vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft München erhob Anklage wegen Beihilfe zum Wucher, wie Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Mittwoch sagte. Mitangeklagt ist auch ein türkischer Subunternehmer, der die Arbeiter angeheuert hatte.
2,50 Euro/Stunde
Winkler bestätigte einen Bericht der
"Süddeutschen Zeitung", wonach 37 türkische Arbeiter auf einer Münchner
Altenheim-Baustelle Stundenlöhne von nur 2,50 bis 3,50 Euro pro Stunde
erhielten. Das entspricht etwa einem Drittel des Mindestlohns in der
Branche. Die Ermittler werfen der Planungsstelle bei Hochtief vor, die
Dumpinglöhne bereits in die Kalkulation eingeplant zu haben, wie Winkler
sagte. Dadurch sei entsprechender Druck auf den Subunternehmer entstanden.
Hochtief kontert
Hochtief wies die Vorwürfe zurück. "Wir
bestreiten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bereits seit Jahren. Wir
haben dazu die Fakten dargelegt, die zudem unabhängige Sachverständige
überprüft haben", erklärte der Vorstandsvorsitzende von Hochtief
Construction, Henner Mahlstedt. "Wir werden im Laufe des Verfahrens auch
weiterhin alle Fakten und Tatsachen auf den Tisch legen."
Ausschluss von Aufträgen?
Bei Verurteilung der Mitarbeiter
droht dem Konzern, der als Nebenbeteiligter in der Anklage steht, der
Ausschluss von öffentlichen Aufträgen. Hochtief erklärte, man gehe davon
aus, sich trotz des laufenden Verfahrens weiter an Ausschreibungen in Bayern
beteiligen zu können. Man sei davon überzeugt, keine Verfehlungen begangen
zu haben. Den Rechtsstreit wolle man aber nicht über die Medien austragen.
Münchner Altenheim
Die türkischen Arbeiter errichteten
zwischen November 2006 und März 2007 den Rohbau eines Münchner Altenheims.
Wie die Zeitung schrieb, sollen leitendende Mitarbeiter die schlechte
Bonität des Subunternehmers und die Abhängigkeit der Arbeiter ausgenutzt
haben. So hätten die Beschäftigten kein Deutsch gesprochen und keine Ahnung
von ihren Rechten gehabt. Fünf Angeklagten wird auch das Erschleichen von
Aufenthaltstiteln vorgeworfen.
Subunternehmer geständig
Dem Bericht zufolge ist der
Subunternehmer geständig und macht Hochtief verantwortlich, weil der Konzern
Leistungen nicht bezahlt habe, die abgenommen worden seien.