Geld

Faymann gegen Totalverkauf der AUA

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Bei einem Politgipfel am Dienstag soll über den Privatisierungsauftrag für die AUA entschieden werden. Die SPÖ will keinen Komplettverkauf.

Wenn die AUA nicht drastische Sparmaßnahmen ergreift und so bald wie möglich einen strategischen Partner bekommt, droht der Airline Mitte 2009 das Geld auszugehen. Das ist die Quintessenz der wochenlangen Analyse der AUA durch das Beratungsunternehmen Boston Consulting – von ÖSTERREICH am Samstag veröffentlicht (siehe Faksimile).

Austro-Sperrminorität
Der ÖSTERREICH-Bericht heizt die Diskussion um die AUA-Zukunft nun weiter an. Während die Staatsholding ÖIAG (mit 42,75 % AUA-Hauptaktionärin) und die ÖVP einen Verkauf von bis zu 100 Prozent der Staatsanteile an der AUA befürworten, ist SPÖ-Spitzenkandidat und Verkehrsminister Werner Faymann strikt gegen einen Totalverkauf. „Die AUA soll eine starke österreichische Fluglinie bleiben“, so Faymann. Um das zu garantieren, verlangt er eine österreichische Sperrminorität (25 % plus 1 Aktie) an der Airline. Das extreme Drängen zum schnellen Verkauf bezeichnet Faymann als „künstliche Panikmache“ (siehe Interview rechts).

Der angedachte Zeitplan zum AUA-Verkauf ist in der Tat straff.

  • Am Dienstag findet ein „AUA-Gipfel“ statt, an dem Bundeskanzler Gusenbauer, Finanzminister Molterer, Verkehrsminister Faymann sowie ÖIAG-Spitzenmanager teilnehmen.
  • Schon beim Ministerrat am 12. August könnte der Privatisierungsauftrag erteilt werden.
  • Laut ÖIAG-Chef Peter Michaelis soll der Einstieg eines Partners bei der AUA bis Ende Oktober stehen.

Faymann gegenüber ÖSTERREICH: „Man muss erst mal wissen, an wen man verkaufen will.“ Favorit ist laut Gutachten die Lufthansa, infrage kommen weiters Air France/KLM, Aeroflot und Turkish Airlines.

Lesen Sie auf der nächsten Seite das Interview mit Faymann

ÖSTERREICH: Herr Minister, befürworten Sie einen Totalverkauf der AUA?

Werner Faymann: Auf keinen Fall. Die AUA soll eine starke österreichische Fluglinie bleiben, das ist für den Standort enorm wichtig. Derzeit halten der Bund plus Banken und Versicherungen im Syndikat 53 % an der AUA – künftig muss eine Sperrminorität von 25 % plus 1 Stimme bleiben. Man kann nicht alles abverkaufen und glauben, das hätte keine Konsequenzen für das Unternehmen. Partnersuche heißt nicht Selbstaufgabe – das widerspricht ja dem Partnerschaftsbegriff, wenn man selbst nichts mehr hat.

ÖSTERREICH: Aber die AUA braucht scheinbar schnell einen Partner …

Faymann: Den Zeitdruck halte ich für künstliche Panikmache. Im März hieß es noch, die AUA sei saniert – da kann es doch im August keinen Notverkauf geben.

ÖSTERREICH: Welchen Zeitplan halten Sie für sinnvoll?

Faymann: Natürlich muss eine Regierung hinter der ÖIAG stehen, die einen Partner für die AUA sucht. Aber das muss geordnet vonstatten gehen: Man muss erst mal wissen, an wen man verkaufen will.

ÖSTERREICH: Also kein Privatisierungsauftrag am 12. ?

Faymann: Geht es darum, dass man schnell alles verkaufen will, bin ich dagegen. Geht es um geordnete Partnersuche unter Wahrung österreichischer Interessen, bin ich sehr dafür.

ÖSTERREICH: Halten Sie die Lufthansa für den besten AUA-Partner?

Faymann: Das muss man prüfen. Aber sollte die Lufthansa die AUA nur wollen, wenn wir zum Schluss gar nichts mehr haben, dann wäre das auch nichts.

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