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Gewerkschaft droht mit Blockade aller Flughäfen

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Nach dem Scheitern der Verhandlungen über eine Übernahme der Alitalia droht die Gewerkschaft alle Flughäfen des Landes zu blockieren.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen Air France-KLM und den italienischen Gewerkschaften über den Verkauf der maroden Alitalia drohen die Arbeitnehmerorganisationen mit Massenprotesten. Sollte Alitalia unter der Verwaltung eines von der Regierung beauftragten Kommissars gestellt werden, wie der italienische Wirtschaftsminister Tommaso Padoa Schioppa am Mittwoch gewarnt hatte, würde es zu Demonstrationen in ganz Italien kommen, sagte der Chef von Italiens stärkstem Gewerkschaftsverband CGIL, Guglielmo Epifani.

Am Donnerstag tagte zudem der italienische Ministerrat, um über weitere Entwicklungen in Zusammenhang mit Alitalia zu besprechen. Immer wahrscheinlicher scheint es, dass Alitalia unter der Aufsicht eines von der Regierung beauftragten Kommissars gestellt wird.

"Werden alle Flughäfen blockieren"
"Sollte Alitalia unter Verwaltung eines Kommissars gestellt werden, würde in Italien keine Maschine mehr abfliegen. Wir werden alle Flughäfen blockieren. Es wird zu einem totalen Chaos kommen", drohte Epifani. Er beschuldigte die Regierung und Air France-KLM, auf verantwortungslose Weise die Verhandlungen um den Kauf der Alitalia geführt zu haben. "Ich weiß nicht mehr, wie diese Angelegenheit gelöst werden kann", sagte Epifani.

Berlusconi suchte russische Hilfe
Der italienische Oppositionschef Silvio Berlusconi beschuldigte die Regierung, mit Air France-KLM verhandelt zu haben, obwohl das Kaufangebot der Franzosen für die Alitalia inakzeptabel war. Außerdem habe die italienische Regierung den Fehler begangen, Alitalia nicht von der Mailänder Börse zurückzuziehen. Laut Medienberichten habe Berlusconi Kontakte zur russischen Aeroflot aufgenommen, in der Hoffnung, dass die Gruppe ein alternatives Angebot zu Air France-KLM für die Übernahme der Alitalia einreiche.

"Gewerkschaften Schuld"
Verärgert reagierte der noch amtierende italienische Regierungschef Romano Prodi auf den Abbruch der Verhandlungen. Prodi beschuldigte die Gewerkschaften, allein für das Ende der Gespräche mit den Franzosen verantwortlich zu sein. "Der Abbruch der Verhandlungen ist ein großer Fehler der Gewerkschaften, der uns allen teuer zu stehen kommen wird. Die Gewerkschaften müssen die Verantwortung für das Scheitern übernehmen", sagte Prodi.

Die italienischen Gewerkschaften hingegen haben am Donnerstag um ein Treffen mit der Regierung Prodi gebeten, um über die Aussichten der maroden Fluggesellschaft Alitalia zu beraten. Sie wiesen den Vorwurf zurück, sie seien für das Scheitern der Verhandlungen mit Air France-KLM verantwortlich. "Die Regierung hat uns bei den Gesprächen mit Air France-KLM allein gelassen", kritisierte Gewerkschaftssprecher Luigi Angeletti.

"Dieses Unternehmen ist verflucht"
Die Übernahmepläne von Air France-KLM für den angeschlagenen Konkurrenten Alitalia sind am Mittwochabend gescheitert, nachdem die Franzosen die Gespräche mit den italienischen Gewerkschaften über das Vorhaben abgebrochen hatten. Alitalia-Chef Maurizio Prato trat zurück und berief für Donnerstag ein außerordentliches Treffen des Verwaltungsrats ein. "Dieses Unternehmen ist verflucht. Nur ein Exorzist kann es retten", soll Prato nach den gescheiterten Verhandlungen gemeint haben. Air France-KLM hatte für den Fall einer Übernahme des Staatsanteils von 49,9 Prozent an Alitalia massive Stellenstreichungen angekündigt, sein Offert aber von der Zustimmung der Gewerkschaften abhängig gemacht. Die Alitalia-Aktie an der Mailänder Börse wurde am Donnerstag vom Handel ausgesetzt. Gewartet wird auf die Aufsichtsratssitzung der Alitalia, die über die Demission des Präsidenten Maurizio Prato beraten muss.

Fortsetzunge der Gespräche unmöglich
Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta bedauerte das Scheitern der Gespräche und erklärte, die Umstände erlaubten keine Fortsetzung der Verhandlungen. Zuvor hatte er Gewerkschaftskreisen zufolge Forderungen nach einem Erhalt der Alitalia-Beteiligung an deren problemträchtiger Bodenservice-Sparte sowie einer schnelleren Flottenmodernisierung und dem Erhalt eines eigenen Frachtdienstes abgelehnt. Seine Zugeständnisse bei diesen Streitpunkten gingen den Gewerkschaften demnach nicht weit genug.

Keine Übernahme durch Lufthansa
Die deutsche Lufthansa plant kein Angebot für die angeschlagene italienische Fluggesellschaft. "Unsere Einschätzung zu Alitalia hat sich nicht verändert", sagte ein Sprecher. Lufthansa war im Dezember nach Vorgesprächen mit Alitalia wegen zu hoher Risiken nicht ins Bieterrennen eingestiegen. "Wir sind weiter der Auffassung, dass Italien ein wichtiger und attraktiver Markt ist und werden die weitere Entwicklung genau beobachten", sagte der Sprecher weiter.

Rasanter Buchungsrückgang
Die Ungewissheit um die Zukunft der Alitalia wirkte sich zudem bereits negativ auf die Marktanteile der italienischen Fluggesellschaft aus. Im letzten Monat sind die Buchungen für internationale und interkontinentale Alitalia-Flüge um 40 Prozent zurückgegangen. Wegen der Gerüchte über eine mögliche Insolvenz der Fluggesellschaft haben viele Italiener andere Fluglinien für ihre internationalen Reisen bevorzugt.

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