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Gewerkschaft protestiert gegen Beamten-Agenturen

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Die Post- und Telekomgewerkschaft (GPF) erteilt der "'Beamtenentsorgungsaktion" eine klare Absage und warnt vor weiteren Belastungen.

Mittlerweile gibt es auch gewerkschaftliche Organbeschlüsse dazu. Eine verantwortungsvolle Belegschaftsvertretung müsse "eine solche 'Beamtenentsorgungsaktion' auf das Schärfste ablehnen", hieß es in einem Beschluss des Gewerkschaftspräsidiums am Mittwoch. Die Pläne seien "finanzieller Wahnsinn" und "eine menschliche Tragödie".

Detailpläne erst im Juni
Gewerkschaftschef Gerhard Fritz betonte, weder Post noch Telekom hätten derzeit Personalüberhänge, wie ihn die ÖIAG beschreibe. Die Rede war zuletzt von der Auslagerung mehrerer tausend Beamter. Die Zahl ist noch nicht bestätigt. Ein Grundkonzept über die Umschulung und Weitervermittlung der Post- und Telekom-Beamten an öffentliche Stellen und private Unternehmen hat die ÖIAG der Gewerkschaft jetzt vorgelegt. Detailpläne wollen ÖIAG-Chef Peter Michaelis, Telekom-Festnetzchef Rudolf Fischer und Post-Vorstand Rudolf Jettmar angeblich erst im Juli vorlegen.

Sollte die ÖIAG die Pläne umsetzen, werde man das "nicht kommentarlos hinnehmen", betonte der Gewerkschaftschef aber schon jetzt. Bereits im April hatte er "Kampfmaßnahmen" angedroht. Der Telekom-Austria-Betriebsrat will die Mitarbeiter im Juni bei österreichweiten Betriebsversammlungen über den Stand der Dinge informieren.

"Fehlende Strategien"
"Fehlende Strategien der Manager", kritisiert die Gewerkschaft, "könnten auch mit einer Beamtenentsorgungsaktion auf Kosten der Steuerzahler nicht gelöst werden". "Machen die verantwortlichen Manager ihre Hausaufgaben, indem sie durch neue Geschäftsideen Wachstum schaffen und einen brauchbaren Sozialplan mit der Belegschaft aushandeln, ist diese menschenverachtende und kontraproduktive Personalagentur entbehrlich", so Fritz.

Schon jetzt würden die Mitarbeiter in den unternehmensinternen Personalpools von Post und Telekom immer mehr. Bei der Post seien im Karriere- und Entwicklungszentrum (KEC) bereits knapp 700 Mitarbeiter, bei der Telekom rund die Hälfte davon ausgelagert - Tendenz stark steigend.

Nicht auf Kosten der Steuerzahler
Die Personalvertretung führt das unter anderem darauf zurück, dass immer mehr Leistungen ausgelagert, immer mehr Aufgaben an neue Scheinselbstständigen vergeben werden und immer mehr Fremd- und Leiharbeitskräfte zum Einsatz kommen. Das "führt unweigerlich zu einem Personalüberhang beim Stammpersonal", heißt in der Resolution: "Dieser Überhang darf nicht (...) auf Kosten der Steuerzahler gehen."

Den bestehenden Personalpool in der Post bezeichnete die Gewerkschaft als "fiktive Scheinorganisation", Versetzungsbescheide seien immer wieder aufgehoben worden. Beide bestehenden Personalauffanglösungen, sowohl bei der Post als auch bei der Telekom, seien "mehr als deutlich gescheitert". Die Reintegration liege fast bei Null. "Schulungen in der Post werden mit einem Schulungsbudget von sagenhaften 30 Euro im Jahr pro Mitarbeiter durchgeführt, wirklich aktive Vermittlung findet nicht statt", monierte Fritz.

Außerdem verwehrte sich die Gewerkschaft "gegen die ständig zugrundeliegende Einstellung mancher Verantwortlicher in den Managementetagen, dass Beamte angeblich Minderleister, Nichtstuer und unflexible Sturköpfe seien", wie sie sagte. Beamte seien "wertvolle Arbeitnehmer, die genauso wie die nicht beamteten Kollegen die hervorragenden Ergebnisse von Telekom, Mobilkom, Post und Postbus hart erarbeitet haben", so die GPF.

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