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Telekom-Gewinn um 12 Prozent gefallen

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Die Handytochter der Telekom Austria könnte separat an die Börse gebracht werden. Die Gewerkschaften beraten wegen der Job-Agentur.

Der Zukauf des zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkanbieters MDC und deutliche Ergebnisrückgänge im Festnetz haben die Gewinne der Telekom Austria stärker nach unten gedrückt als erwartet. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, ist das Nettoergebnis im ersten Quartal 2008 um 11,9 Prozent auf 129,7 Mio. Euro gesunken. Analysten waren im Durchschnitt von rund 10 Prozent Gewinnminus ausgegangen. Der Umsatz stieg durch die Übernahme von MDC und des Festnetz-Konkurrenten eTel um 9,9 Prozent auf 1.259,6 Mio. Euro und damit etwas stärker, als von den Börsianern prognostiziert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 4,7 Prozent auf 498,6 Mio. Euro.

Börsianer zufrieden
Positiv haben am Dienstag die Börsianer auf die jüngsten Quartalsergebnisse der Telekom Austria reagiert. Während die heimischen Analysten zum Jahresauftakt 2008 von der Telekom im Durchschnitt etwas mehr Nettogewinn erwartet hatten, hatten internationale Börsianer die negativen Einflüsse aus Festnetz und Finanzierungskosten für die MDC-Übernahme teils deutlich stärker eingeschätzt. Im frühen Handel stieg die Telekom-Aktie am Mittwoch um rund 3,5 Prozent auf 16,22 Euro an.

Gewerkschaft gegen Beamten-Agentur
Nach Bekanntgabe der ÖIAG-Pläne zur Schaffung einer Beamten-Agentur für überzählige Bedienstete bei der Telekom und Post verzögern sich jetzt offenbar die konkreten Vorschläge. ÖIAG-Boss Peter Michaelis, TA-Festnetzchef Rudolf Fischer und Post-Vorstand Rudolf Jettmar sollen in den kommenden zwei Monaten erst ein Grundsatzpapier ausarbeiten, auch wenn bei der Aufsichtsratssitzung der Telekom am Montag und Dienstag in Dubrovnik bereits darüber diskutiert worden sein soll, berichtet der "Kurier" in seiner Mittwoch-Ausgabe.

Die Gewerkschaften beraten am Mittwoch darüber, sind generell aber gegen die Job-Agentur

Spekulationen über Zerschlagung
Unterdessen werden die Spekulationen über eine Zerschlagung der Telekom Austria (TA) immer heftiger. Das Unternehmen selbst schweigt dazu eisern – „Kein Kommentar“, ist alles, was TA-Boss Boris Nemsic zu entlocken ist. Dabei sollen die Pläne zur Aufsplittung des börsenotierten Konzerns, der sich noch zu 27,4 Prozent in Staatsbesitz befindet, in zwei unabhängige Gesellschaften für Festnetz und Mobilfunk bereits recht weit gediehen sein.

mobilkom an die Börse
Wie berichtet, soll Nemsic die TA-Aufsichtsräte über Pfingsten in Dubrovnik auf seine Zukunftsvision eines Börsegangs der Handysparte mobilkom austria eingeschworen haben.

Hintergrund sind die Probleme der TA im Festnetz. Seit dem Jahr 2000 hat das Unternehmen eine Million Anschlüsse verloren. Wegen des Preisverfalls bei den Handytarifen telefonieren und surfen immer mehr ­Österreicher ausschließlich mobil. Zwar sinken die Umsätze im Mobilfunk im Inland wegen der Niedrigpreise, das wird aber durch das Wachstum der mobilkom-Auslandstöchter von Kroatien bis Weißrussland wettgemacht. Einer separaten mobilkom-Aktie geben auch Analysten viel Potenzial.

Neben der Variante, dass künftig beide TA-Gesellschaften separat an der Börse notieren könnten, wird dem Vernehmen nach auch eine Re-Verstaatlichung des Festnetzes diskutiert. Dann wäre nur die profitable Handysparte an der Börse, das Festnetz – samt des Personalproblems von mittelfristig bis zu 2.500 überzähligen Beamten – ginge zurück an die Staatsholding ÖIAG.

Steigt ein Oligarch ein?
Kaufinteressenten für die mobilkom sollen bereits vorstellig geworden sein, darunter die TA-Partner ­Telefonica und Vodafone. Laut Wirtschaftsblatt ist der aussichtsreichste Kandidat der russische Oligarch Wladimir Jewtuschenkow (Privatvermögen: 10 Mrd. Dollar), Gründer und Mehrheitseigentümer des Mischkonzerns Sistema. Die Sistema-Mobilfunktochter MTS ist Marktführer in Russland.

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