03. November 2007 17:53
ÖSTERREICH: Die Krankenkassen brauchen dringend Geld. Der Rechnungshof
ist für neue Selbstbehalte. Eine gute Idee?
Rudolf Hundstorfer: Dadurch würden die Kosten auf die Patienten abgewälzt.
Selbstbehalte können nicht ein Grundproblem sanieren und schaden den ganz
Armen. Und es ist erwiesen, dass die ganz Armen kränker sind als andere.
ÖSTERREICH: Wie könnten die Kassen saniert werden?
Hundstorfer: Die Bemessungsgrundlage könnte verbreitert werden, etwa durch
Sozialversicherung auf Miet- und Pachteinnahmen. Hier müssen bei der
Steuerreform Schritte gesetzt werden.
ÖSTERREICH: Für Freie Dienstnehmer gilt kein Kollektivvertrag, den
Sozialversicherungen entgeht eine Stange Geld. Was ist geplant?
Hundstorfer: Der Ministerrat hat schon den Zugang zu
Arbeitslosenversicherung und zu Insolvenzmaßnahmen beschlossen. Aber wir
wollen auch eine Harmonisierung im Arbeitsrecht. In der Altersversorgung
haben Freie Dienstnehmer Lücken und unterschiedlich hohe Beiträge. Da
werden wir in 30 Jahren eine neue Kategorie von produzierter Altersarmut
haben. Außerdem wollen wir das Tarifmodell im Kollektivvertrag nicht nur für
Angestellte, sondern auch für Freie Dienstnehmer.
ÖSTERREICH: Thema Pensionserhöhung: Haben Sie Verständnis, dass die
Senioren mehr als 1,7 Prozent wollen?
Hundstorfer: Ja, weil die Masse der Pensionisten mit den 1,7 Prozent nicht
über die Runden kommt.
ÖSTERREICH: Prozentuell oder über eine Einmalzahlung?
Hundstorfer: Für Gewerkschafter sind Einmalzahlungen nur Notmaßnahmen, weil
die Nachhaltigkeit leidet. Wir unterstützen die Seniorenvertreter und den
Pensionisten-Preisindex.
ÖSTERREICH: Wir werden immer älter. Können wir uns die Hacklerregelung
noch leisten?
Hundstorfer: 45 Jahre sind genug. Wir haben noch bis Februar Zeit für
weitere Verhandlungen. Wir brauchen auch eine vernünftige
Schwerarbeiterpension. Da werden wir den Druck auf die Regierung erhöhen.