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In der Kärntner Hypo haben jetzt die Bayern das Sagen

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BayernLB bezahlt 1,6 Mrd. Euro für 50 Prozent und eine Aktie an der Kärntner Hypo-Bank. Allein das Land Kärnten erhält 809 Mio. Euro.

Am Dienstag um 11.00 Uhr Vormittag ist in München das Closing der Mehrheitsübernahme der Hypo Group Alpe Adria durch die Bayerische Landesbank erfolgt. Der Kaufpreis in Höhe von mehr als 1,6 Mrd. Euro wurde überwiesen, der neue Aufsichtsrat hat sich unter dem Vorsitz von BayernLB-Vorstandschef Werner Schmidt ebenfalls bereits konstituiert. Bei der anschließenden Pressekonferenz in München lobten alle Beteiligten den Deal über die Maßen.

Projekt "ohne große öffentliche Diskussion"
Schmidt: "Wir haben mit diesem Closing einen wesentlichen strategischen Punkt erledigt." Erfreulich sei, dass man nach dem Signing am 22. Mai "in doch recht kurzer Frist" alle Zustimmungen erhalten hätten: "Damit ist die Hypo ab sofort maßgeblicher Bestandteil der BayernLB-Gruppe." Der ganze Prozess sei in einer Form gelaufen, wie er in der Finanzindustrie selten sei. Es sei gelungen, das große Projekt ohne große öffentliche Diskussionen über die Bühne zu bringen. Zum Kaufpreis merkte Schmidt an, dass er heute angesichts der Subprime-Krise wohl etwas anders aussehen würde. "Natürlich haben Käufer und Verkäufer immer unterschiedliche Ansichten über den Preis, ich glaube, er war zu hoch."

In Osteuropa profitieren
Die BayernLB werde von der Kompetenz der Hypo in Südosteuropa profitieren, vor allem in Bezug auf das Retail-Geschäft, sagte der BayernLB-Chef, der zwei Säulen als Voraussetzungen für erfolgreiches Bankgeschäft nannte: Das Kapital und die Mitarbeiter. "Ohne Geld kann man keine Bankgeschäfte betreiben", daher sei die Kapitalausstattung von entscheidender Bedeutung. Dazu komme der Einsatz und die Kompetenz der Mitarbeiter. Nach seinem Kenntnisstand sei das Engagement der Mitarbeiter der Hypo äußerst zufriedenstellend, betonte Schmidt. Die Eigenkapitalsituation der ehemaligen Kärntner Bank blieb unerwähnt.

Hypo-Vorstandschef Tilo Berlin sprach vom "Vollzug eines Planes, mit dem keiner gerechnet hätte". Noch vor nicht allzulanger Zeit hätte jeder, dem man diesen Deal skizziert hätte, "mit dem Finger an die Stirn getippt". Er dankte den bisherigen Mehrheitseigentümern Land Kärnten und Grazer Wechselseitige Versicherung sowie ausdrücklich seinem Vor-Vorgänger Wolfgang Kulterer, der aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden ist. Dieser habe mit seinem Aufbau der Bank in Südosteuropa Weitblick bewiesen.

Die Bilanzsumme der BayernLB unter Einrechnung der Hypo-Zahlen per 30. Juni 2007 bezifferte Schmidt mit 421,2 Mrd. Euro (383,4 plus 37,8). Das operative Ergebnis beläuft sich auf 734 Mio. Euro (637/97 Mio.), der Konzernüberschuss wird mit 554 Mio. Euro (431/123 Mio.) beziffert. Die ausgewiesenen Eigenmittel betragen 23,1 Mrd. Euro (20,5/2,6 Mrd.). Es handelt sich dabei auf Grund unterschiedlicher Bilanzierungsformen aber nicht um ein konsolidiertes Ergebnis, wie Schmidt betonte. Die Zahl der Mitarbeiter beider Häuser beträgt 17.084 (10.142/6.942).

Deutlich veränderte Eigentümerstruktur der Hypo-Group
Die BayernLB hält knapp über 50 Prozent, die GraWe 26,45 Prozent, das Land über die Kärntner Landesholding 20 Prozent, die Hypo-Alpe-Adria-Mitarbeiterstiftung 3,33 Prozent und Berlin & Co 0,22 Prozent. Gespiegelt wird dies in der Zusammensetzung des Aufsichtsrates. Neben Schmidt als Vorsitzendem sind darin GraWe-Vorstandschef Othmar Ederer als Schmidts Stellvertreter, der bayrische Finanzminister Kurt Faltlhauser, der Präsident des Sparkassenverbandes Bayern Siegfried Naser, dazu der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der BayernLB Rudolf Hanisch, GraWe-Vorstand Siegfried Grigg sowie die Landesholding-Vorstände Hans-Jörg Megymorez und Gert Xander in dem Aufsichtsgremium vertreten.

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