Seitdem der Kurs des Euro zum Dollar mit 1,60 einen neuen Rekord erreicht hat, hat es einige besorgte Äußerungen gegeben.
Der Euro-Gruppen-Vorsitzende Jean-Claude Juncker sagte am Mittwoch in Luxemburg, die übermäßigen Kursschwankungen seien nicht im Sinne der sieben führenden Industriestaaten (G-7). Die G-7 hatten sich in diesem Monat überaus deutlich gegen die immer heftigeren Bewegungen bei den Wechselkursen ausgesprochen. "Es war nicht die Absicht der G-7, dass wir zu den Ergebnissen gelangen, die wir heute sehen", sagte Juncker.
Leitzins könnte noch höher werden
Zuletzt hat auch die
scharfe Anti-Inflationsrhetorik von Top-Bankern der Europäischen Zentralbank
(EZB) dazu beigetragen, dass die Märkte Hoffnungen auf Zinssenkungen vorerst
begraben haben. Die Notenbanker schließen nicht mehr aus, dass sie im Kampf
gegen die Teuerung den Leitzins auf mittlere Sicht sogar erhöhen müssen.
Damit würde sich der Zinsabstand zu den mit einer lockeren Geldpolitik gegen
eine drohende Rezession ankämpfenden USA weiter vergrößern. Zugleich wären
damit Anlagen in Euro noch attraktiver. Auf die Frage, was er von der
Vorwegnahme einer geldpolitischen Straffung der EZB in den Wechselkursen
halte, sagte Juncker: "Es gefällt mir nicht, wie sich die Dinge entwickeln."
Politiker beunruhigt
Auch der französische Europa-Staatssekretär
Jean-Pierre Jouyet zeigte sich beunruhigt über den hohen Wechselkurs der
Gemeinschaftswährung. Es handle sich um ein "besorgniserregendes Phänomen",
sagte Jouyet. Auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat sich in
der Vergangenheit mehrfach beunruhigt über die Stärke des Euro geäußert und
die EZB aufgefordert, etwas dagegen zu unternehmen. Die Währungshüter haben
sich hingegen stets mit dem Hinweis auf ihre Unabhängigkeit Ratschläge der
Politik verbeten.
Starker Euro kostet EADS 1,5 Mrd. Euro
Betroffen ist
beispielsweise bereits der Airbus-Konzern EADS. EADS macht der "extrem
starke Euro" erheblich zu schaffen, wie Unternehmenschef Louis Gallois
sagte. Wenn der Euro zehn Cent im Vergleich zum US-Dollar zulege, reduziere
dies das Nettoergebnis um mehr als eine Milliarde Euro. Seit Jahresbeginn
habe der Dollar aber fast 15 Cent verloren. Dies bedeute einen
mathematischen Belastungseffekt von 1,5 Mrd. Euro.
Der Chef des Airbus-Mutterkonzerns bekräftigte, dass der ungünstigen Währungsentwicklung entgegengesteuert werden müsse. Die Industrie müsse daher ihre Kosten in Europa weiter senken und zugleich stärker direkt im Dollarraum präsent sein.