Geld

Kaufverhalten ändert sich

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Der Herr über Billa, Merkur, Penny und Bipa würde Gutscheine für Bedürftige einer allgemeinen Mehrwertsteuersenkung vorziehen.

ÖSTERREICH: Die Ernte an Bio-Getreide fällt heuer wegen des vielen Regens schlecht aus. Wird Ja!Natürlich deshalb nun teurer?

Werner Wutscher: Die Ernte ist mengenmäßig sogar sehr gut ausgefallen, es stellt sich aber die Frage nach der Qualität. Die prüfen wir derzeit sehr genau. Ist sie unzureichend, steigt natürlich die Nachfrage nach der guten Ware und damit ihr Preis. Das kann zum Beispiel auch auf die Preise für Bio-Geflügel durchschlagen, weil die Hendln ja mit Getreide gefüttert werden.

ÖSTERREICH: Schadet die Teuerungsdebatte den qualitativ und damit preislich anspruchsvolleren Produkten?

Werner Wutscher: Seit Juni spüren wir sehr deutlich, dass sich diese Diskussion auf das Verhalten beim Einkauf niederschlägt. Clever-Produkte erleben einen Boom, bei Ja!Natürlich werden wir heuer sicher nicht mehr die gleichen Steigerungsraten wie im vergangenen Jahr erzielen können. 2007 waren es noch 17 Prozent plus. Wir setzten bereits 260 Millionen Euro mit 650 Ja!Natürlich-Produkten um.

ÖSTERREICH: Reduzieren Sie nun wegen der Spargesinnung der Konsumenten das Ja!Natürlich-Angebot?

Werner Wutscher: Ganz im Gegenteil. Wir werden Ja!Natürlich sogar noch forcieren, vor allem in der Kommunikation. Wir binden diesen Aspekt auch in die Hausverstand-Kampagne von Billa ein. Die ersten unserer neuen Ja!Natürlich-Spots zum Thema Vielfalt haben Sie vielleicht schon im Fernsehen gesehen. Wir werden auch weiterhin stark auf regionale Produkte aus Österreich setzen, während andere Ketten meinem Eindruck nach hier schon etwas zurückschrauben.

ÖSTERREICH: Was halten Sie von der Halbierung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel?

Werner Wutscher: Ich war selbst in der Preiskommission als Vertreter der Rewe Group Austria. Wir konnten uns mit unseren sachlichen Argumenten nicht durchsetzen. Angesichts dessen, was alles diskutiert wurde, halte ich die Mehrwertsteuersenkung für eine eigentlich ganz gute Lösung.

ÖSTERREICH: Sie geht davon aus, dass die Politik die Preise bestimmt und nicht der Markt. Ist das realistisch?

Werner Wutscher: Wir könnten und würden die Entlastung sicher auf transparente Weise in voller Höhe an die Konsumenten weitergeben.

ÖSTERREICH: 9,90 minus die halbe Mehrwertsteuer – da würden ziemlich skurrile Preise entstehen.

Werner Wutscher: Vorerst wäre es sicher so.

ÖSTERREICH: Was wären die besseren Maßnahmen gegen die Teuerungen?

Werner Wutscher: Man muss sich genau überlegen, welche Gruppen man entlasten will. Diese Gruppen kann man dann zum Beispiel über Gutscheine begünstigen, wofür es internationale Beispiele gibt. Wir hatten auch angeboten, dass man die Abwicklung über eine unserer Kundenkarten vornehmen könnte. Aber wie gesagt: Auch die Mehrwertsteuer-Halbierung ist gut.

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