Schadenersatz-Forderung: Die Bank Medici, UBS, und HSBC werden jetzt geklagt. Sie sollen ohne Prüfung Milliarden bei Madoff investiert haben.
Die Klagewelle in Sachen Bernard Madoff rollt weiter. Europäische Investoren, die ihr Geld in Fonds des mutmaßlichen US-Milliardenbetrügers verloren haben, wollen die Wiener Bank Medici, die Schweizer UBS, die britische HSBC und den Wirtschaftsprüfer Ernst & Young auf hunderte Millionen Euro Schadenersatz klagen, berichteten mehrere Medien am Donnerstag unter Berufung auf die Anlegervertretung Deminor International.
Nicht genau geprüft
Die Klagen, bei denen es um die Fonds
LuxAlpha, Lux Invest und Herald geht, sollen Anfang März in Luxemburg
eingereicht werden. "Wir glauben, es gibt eine Haftung bei den
Vermögensverwaltern, Depotbanken und Wirtschaftsprüfern",
sagte Deminor-Partner Erik Bomans laut Reuters. Den als Depotbanken
agierenden Instituten HSBC und UBS wirft Deminor vor, Madoff und seine
Geldflüsse nicht genau genug überprüft zu haben, schreibt das "Handelsblatt".
"Die Depotbank muss nach luxemburgischem Recht jederzeit wissen, wo,
wann, wie viel Geld investiert ist", so der Anwalt. Das sei hier "eindeutig
nicht der Fall" gewesen.
Bank Medici wird geklagt
Auch der angeschlagenen Bank Medici
lastet Bomans an, die Anlegergelder nicht den europäischen Gesetzen
entsprechend geschützt zu haben. Das kleine Wiener Geldhaus war beim "Thema"-
und beim "Herald-Lux"-Fonds Investment-Manager und hat den "Herald
Lux" und den "Herald US" vertrieben. "Wir haben nach
bestem Wissen und Gewissen gehandelt und haben gemeinsam mit unseren
Rechtsvertretern in den letzten Wochen alles Mögliche getan, um Investoren
bestmöglich zu informieren", sagte eine Bank-Sprecherin. Generell
sehe die Bank aber die Verantwortung bei der Depotbank HSBC. Ob die Bank
Medici ihren Kunden auch Schadenersatz-Zahlungen anbieten will, wollte die
Sprecherin heute "offenlassen". Vor wenigen Tagen hatte es dazu
noch geheißen: "Wir haben keine Verpflichtungen."
600 Mandanten
Deminor vertritt nach Eigenangaben 600
institutionelle und private Investoren in Frankreich, Belgien, Italien,
Deutschland und der Schweiz, denen insgesamt ein Schaden von 200 bis 300
Mio. Euro entstanden ist. Würde man alle Anleger zusammenzählen, die sich
bei dem Verein gemeldet haben, wäre es 1 Mrd. Bomans kritisierte der "Financial
Times Deutschland" (FTD) zufolge auch die Informationspolitik der
Banken und forderte von der Aufsicht in Luxemburg die Umsetzung der
geltenden Gesetze.
Die UBS Luxembourg SA musste dem französischen Vermögensverwalter Oddo et Cie, 30 Mio. Euro zahlen, die dieser über LuxAlpha in Madoff-Vehikel investiert hatte. Dazu wurde die UBS von einem Luxemburger Gericht verurteilt, berichtete die "Neue Züricher Zeitung" (NZZ). Die UBS will dagegen berufen. Die HSBC zahlt laut FTD Herald-Fonds-Interessenten 17,5 Mio. Euro zurück, die noch nicht bei Madoff veranlagt waren.
Kunden-Liste veröffentlicht
Ein New Yorker Gericht eine
Liste mit tausenden Kunden des Ex-Brokers veröffentlicht. In dem
162-seitigen Dokument finden sich auch die angeschlagene Wiener Bank Medici,
die Bank Austria und die ehemalige Creditanstalt-Bankverein.
Von internationalen Großbanken sind unter anderem die Schweizer UBS, die Bank of America, die französische BNP Paribas und die amerikanische Citigroup aufgelistet. Aus Deutschland sind die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Dresdner Bank und die Mutter der Kärntner Hypo Group Alpe Adria, die Bayerische Landesbank, angeführt. Auch die Söhne des mutmaßlichen Betrügers Bernard Madoff, Mark und Andrew, sowie sein Bruder Peter stehen auf der Liste.
Die am Mittwochabend (Ortszeit) veröffentlichte Aufstellung listet allerdings nicht die von den Kunden investierten Summen auf. Auch geht aus dem Dokument nicht hervor, wie aktuell die Daten sind.