Damit ist die deutsche Warenhauskette Hertie Geschichte.
Mit der Schließung der letzten 20 Kaufhäuser ging das insolvente Unternehmen am Samstag vom Markt. 2600 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Einige sind noch in den kommenden Tagen mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Ob die Mitarbeiter mit Abschluss des Insolvenzverfahrens noch eine Abfindung bekommen, ist ungewiss. Das soll frühestens 2010 feststehen.
Die Eigentümer der Immobilien, das britisch-niederländische Unternehmensgeflecht Dawnay Day und Mercatoria Acquisitions (MABV), wollen die Häuser nun an andere Interessenten wie Kaufland, C&A oder Saturn vermieten. Einige der Filialen seien bereits vermietet worden, erklärte MABV. Die letzten Immobilien werden von Hertie bis Mitte Oktober geräumt. Bereits zum Weihnachtsgeschäft wollen neue Mieter an den Start gehen.
Keine Chance auf Rettung
Für den traditionsreichen Namen Hertie
kommt damit schon zum zweiten Mal das Aus: Zum ersten Mal war er nach der
Übernahme durch Karstadt Mitte der 90er Jahre ausgelistet worden. Als
Karstadt 2005 74 kleinere Häuser an den britischen Investor Dawnay Day
verkaufte, wurde der Name Hertie wiederbelebt. Vor einem Jahr geriet die
neue Hertie-Gesellschaft jedoch in die Insolvenz. Im Mai beschloss die
Gläubigerversammlung die Schließung der Filialen, weil keine Chance auf eine
Rettung gesehen wurde.
Finanzkrise als Ursache für Pleite
Als Ursache für die
Pleite machte der Betriebsrat die Finanzkrise, ein ausgeprägtes
Missmanagement und viele Altlasten aus der Karstadt-Ära aus. Der
Insolvenzverwalter Biner Bähr sieht vor allem die hohen Mieten als Grund an.
"Verhindert wird eine Sanierung einzig und allein durch Dawnay Day als
Gesellschafter und zugleich Vermieter", hatte er in einem Mitarbeiterbrief
erklärt. Dawnay Day habe die Hertie-Immobilien zu einem viel zu hohen Preis
von Karstadt erworben und sei dadurch auf unvertretbar hohe Mietzahlungen
von bis zu 20 Prozent des Umsatzes, teilweise sogar noch mehr, angewiesen
gewesen. "Mit einem Warenhausgeschäft waren diese Mieten aber unter keinen
Umständen zu erwirtschaften", heißt es.
Historisch begann die Hertie-Geschichte 1882, als Oscar Tietz, ein Bruder des Kaufhof-Gründers Leonard Tietz, in Gera ein Geschäft für Garn, Knöpfe und Wolle eröffnete. 1932 war Tietz der größte Warenhauskonzern Europas. Weil der jüdische Name Tietz in der Nazizeit verschleiert werden sollte, firmierte das Unternehmen seit 1935 unter dem Kürzel Hertie, nach dem Namen Hermann Tietz. Als Hertie 1993 vom Karstadt-Konzern übernommen wurde, unterhielt das Unternehmen 307 Warenhäuser und Fachgeschäfte sowie Beteiligungen an anderen Unternehmen. Fast alle Kaufhäuser wurden in Karstadt umbenannt.