Geld

Letzte Chance für Rot-weiß-rot

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Tag der Entscheidung für die AUA. Die Österreich-Airline hat für Montag eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einberufen: Themen: Kapitalaufstockung, vor allem aber: Schert Austrian aus der Allianz mit der Lufthansa aus?

Die Nerven aller Beteiligten sind zum Zerreißen gespannt. Für 2. Oktober hat die ÖIAG eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung angesetzt. Das Thema: Der Problemfall AUA.

Der Termin am Tag nach der Wahl hat wilde Spekulationen ausgelöst: Der Einstieg einer Airline bei der AUA oder ein Allianzwechsel zur Air France könnten bekannt gegeben werden.
Beschlossen wird nur eine Kapitalspritze für die Austrian-Gruppe bis zu 400 Millionen Euro. „Aber das ist die komplizierteste Börsenaktion, die wir jemals hatten“, sagt ein ÖIAG-Kontrollor. Vor allem ist es die letzte Chance für die AUA, Rot-weiß-rot zu bleiben.

Schafft sie mit diesem Geld die Sanierung wieder nicht, bleibt dann nur noch der Verkauf an einen Konkurrenten wie Lufthansa.
Es besteht höchster Zeitdruck: Die AUA braucht das Kapitel noch 2006. Dafür der Termin am 2. Oktober.

200 Mio. fix
Das Konsortium aus BA-CA, Raiffeisen und Bawag sowie die ÖIAG, die 51 Prozent der AUA halten, machen die Kapitalerhöhung mit. Die Beschlüsse hat ÖIAG-Chef und AUA-Präsident Peter Michaelis in der Tasche. Damit kriegt die AUA zumindest rund 200 Millionen Euro.

Dieser Teil ist für fixe Maßnahmen reserviert: Vor allem die Bereinigung der AUA-Flotte, deren viele Typen hohe Kosten verursachen. So wird der Canadair-Jet ausgemustert. Zudem wird stark in eine bessere Business-Class investiert.

Die zweite Hälfte der Kapitalerhöhung ist für Projekte gedacht, die flexibel gehalten werden können: etwa Abbau der 1,3 Milliarden Schulden. Sowohl die Staatsholding als auch die Leadbanken (CAIB und Merrill Lynch) sind nämlich überzeugt, dass sie das komplette Volumen am Markt unterbringen. Viele kleine AUA-Investoren werden nicht zeichnen.

Man ist auf der Suche nach neuen Investoren und hofft, internationale Fonds zu gewinnen. Auch Austro-Konzerne werden umgarnt. So haben Wienerberger und die Wr. Städtische signalisiert, Aktien zu erwerben.

Ohne Länder
Die Länder Wien und Niederösterreich will die ÖIAG nicht unter den AUA-Gesellschaftern. „Das würde Flexibilität kosten“, sagt ein Aufsichtsrat. Auch der Einstieg des Flughafens wäre eine absolute Notlösung.

Potenzielle Geldgeber wollen jetzt eine glaubhafte Story hören, bevor sie investieren. Das Dilemma für AUA-Chef Alfred Ötsch: Er muss restriktiv sein, weil er Probleme mit der Prospekthaftung kriegt, wenn seine Ankündigungen zu vollmundig sind. Selbst die Kapitalvertreter im ÖIAG-Aufsichtsrat erhalten von Michaelis erst eine Stunde vor der Sitzung Informationen.

So läuft Sanierungsplan
ÖSTERREICH konnte einige Punkte in Erfahrung bringen, wie Ötsch den heurigen AUA-Verlust von 80 bis 100 Millionen Euro eliminieren will. Das soll im nächsten Jahr oder spätestens 2008 gelingen.
- Mehr Erträge soll die verbesserte Business-Class und eine Langstrecken-Offensive Richtung USA und Indien bringen – Australien wird gestrichen. Allianzwechsel ist jetzt kein Thema.
- Einen zweistelligen Millionenbetrag sollen Verhandlungen mit den Piloten beitragen. Auch Flughafen, Austro Control, OMV und der Finanzminister (bei den Sicherheitsgebühren) sollen die Hosen runter lassen.

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