Geld

Lidl zahlt zehn Cent mehr pro Liter Milch

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Die deutschen Milchbauern erzielen einen ersten Durchbruch. Lidl kündigte an zukünftig mehr für Milch und Butter zu bezahlen.

Die seit mehr als einer Woche dauernden Kundgebungen wütender deutscher Milchbauern für höhere Preise zeigen erste Wirkungen. Laut deutschem Bauernverband erklärte sich der Lebensmittel-Discounter Lidl bereit, den Landwirten deutlich mehr pro Liter zu zahlen. Auch eine süddeutsche Molkerei sagte den Bauern eine bessere Bezahlung zu. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) begrüßte die Ankündigungen. "Das ist ein ganz wichtiger Signalschritt", sagte der Vorsitzende Romuald Schaber am Abend in Berlin.

Vor allem die Entscheidung von Lidl schaffe Freiraum für andere Lebensmittelkonzerne, dem Schritt zu folgen oder ihn gar zu toppen. Den Lieferstopp will der Verband allerdings unverändert fortsetzen. Am Donnerstag soll der Druck auf Industrie und Molkereien mit einer bundesweiten Protestwelle nochmals verschärft werden. Unter anderem wollen die Landwirte mit einer Traktoren-Sternfahrt zum Brandenburger Tor für ihr Anliegen werben. Der Milchindustrie-Verband (MIV) und der BDM wollen sich zudem wieder an den Verhandlungstisch setzen.

Preiserhöhung
Laut Bauernverband will Lidl die Verkaufspreise für Milch um zehn Cent je Liter und für das 250-Gramm-Stück Butter um je 20 Cent erhöhen. Es werde jetzt geprüft, was diese Preiserhöhung für die Erzeugerpreise bedeute, erklärte der Präsident des Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner. Den übrigen Einzelhandel forderte er auf, den Verhandlungsabschluss zu übernehmen. Zuvor hatten sich bereits die Milchwerke Berchtesgadener Land - Chiemgau AG zur Anhebung des Milchpreises zum 1. Juni auf 43 Cent pro Liter für konventionelle Milch. Dies entspricht der Forderung der Milchbauern. Zurzeit erhalten sie zwischen 27 bis 35 Cent.

BDM-Chef Schaber bestätigte, dass Gespräche mit dem Milchindustrie-Verband (MIV) am Donnerstag stattfinden sollen. MIV-Geschäftsführer Eckhard Heuser warnte aber vor zu großen Erwartungen an das Treffen. Sein Verband dürfe kartellrechtlich keine Preise aushandeln. Dies müssten die Molkereien mit dem Einzelhandel machen. Schaber hofft nach eigenen Worten aber darauf, dass Instrumente für eine flexible Mengensteuerung vereinbart werden könnten, die den Preis langfristig sichern helfen. Er sei "vorsichtig optimistisch", dass hier erste Schritte möglich sein werden. Zudem gebe es Signale, dass sich die Politik in den Milchstreit einschalten wolle.

Vor den Zentralen mehrerer Handelsunternehmen fuhren Landwirte aus Protest gegen die Preise mit Traktoren vor. Schwerpunkte bildeten die Zentralen von Aldi in Essen und Mülheim/Ruhr, von Lidl in Neckarsulm und von Edeka in Hamburg. Die Aktionen sollen am Donnerstag weitergehen.

Blockaden wurden gelockert
Am Dienstag hatten die Bauern nach einem Aufruf ihres Interessenverbandes die Blockaden vor Molkereien aufgehoben oder zumindest gelockert. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) erwartet nun, dass sich die Versorgungslage in den Geschäften bald verbessert. "Die Lücken bei einzelnen Marken, die durch die Blockade punktuell entstanden waren, schließen sich schnell", sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Gleichwohl kam es in immer mehr Supermärkten regional zu Engpässen bei Milch und Milchprodukten. Schaber unterstrich, der Lieferstopp gehe so lange weiter, bis die Ziele der Landwirte erreicht seien.

Das deutsche Bundeskartellamt nahm unterdessen Ermittlungen gegen den BDM auf. Nach Einschätzung der Behörde habe der Verein mit dem Aufruf zum Lieferstopp gegen das Boykottverbot des Kartellrechts verstoßen, sagte Sprecherin Christina Kaul. Danach dürfe ein Verband nicht zum Nachteil anderer Firmen eine Liefersperre verhängen.

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