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MAN verliert Geduld mit Scania

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Die deutschen Nutzfahrzeug Hersteller will nicht mehr warten und zieht gegenüber den Schweden andere Saiten auf.

Nach dem wochenlangen Tauziehen um die Scania-Übernahme will sich MAN-Chef Hakan Samuelsson von der Braut nicht mehr länger hinhalten lassen. Statt weiter auf Verhandlungsbereitschaft des schwedischen Konkurrenten zu warten, hat der Münchner Konzern mit dem Ausbau seines Stimmrechtsanteils an Scania auf 14,27 Prozent Fakten geschaffen.

Die Deutschen zeigen nun Zähne
Dass der Übernahmepoker damit über Nacht deutlich an Schärfe gewonnen hat, zeigte am Donnerstag nicht nur der harte Tonfall zwischen München und Stockholm. Nun blickt die Branche auf Volkswagen als größten Aktionär des schwedischen Lastwagenbauers. Viele Beobachter mutmaßen, dass MAN bei seinem Schritt den Segen der Wolfsburger hatte. "Es ist eher wahrscheinlich, dass sich VW mit MAN abgestimmt hat", sagt ein Nutzfahrzeugexperte.

Die Friedenspfeife wurde niedergelegt
Noch am Montag hatte MAN die Rücknahme der Scania-Offerte unter bestimmten Bedingungen angeboten und die Bereitschaft zu einer einvernehmlichen Verhandlungslösung signalisiert. Doch die Friedenssignale Samuelssons an seine Landsleute bei Scania und beim zweitgrößten Aktionär Investor in Schweden blieben unbeantwortet. Ungewöhnlich deutlich beklagt Samuelsson nun in einer Mitteilung die starre Haltung der Schweden: "Leider wurde unsere Einladung nicht angenommen. Deshalb haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen, um so die Chance zu erhöhen, die angestrebte Vision zu verwirklichen." Nach wie vor sei man aber zu offenen Gesprächen mit Scania bereit, sagte ein Unternehmenssprecher.

Die Schweden fühlen sich übergangen
Allerdings machte Scania-Chef Leif Östling einmal mehr deutlich, dass er sich von dem deutschen Konkurrenten überrollt fühlt und stufte den Vorstoß der Münchner als "aggressiv" ein. Ohnehin ist fraglich, wie viel Einfluss Scania künftig noch bleibt. Denn sollte MAN tatsächlich rasch den Stimmrechtsanteil an den Schweden auf 16 Prozent weiter ausbauen und dabei mit VW gemeinsame Sache machen, wie die "Financial Times Deutschland" am Donnerstag spekulierte, kämen beide zusammen bereits auf eine Mehrheit.

Anleger sind begeistert von der Übernahme
Fest steht, dass MAN Interesse an weiteren Zukäufen von Scania- Anteilen hat. Auf größere Schwierigkeiten muss sich der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugekonzern dabei nicht einstellen: Schon der Kaufauftrag vom Mittwoch stieß bei den Anlegern in Schweden offenbar auf große Gegenliebe, binnen kürzester Zeit dienten sie den Münchnern ihre Anteile an den Schweden an. "Das war die größte Transaktion, die es jemals in Schweden gegeben hat", hieß es in Finanzkreisen.

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