Das Yahoo-Management steht wegen der Ablehnung des Millarden-Angebots unter Druck. Jetzt wird wieder verhandelt.
Das Internetportal Yahoo Inc hat unter Druck verärgerter Großaktionäre die vor zwei Wochen gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Microsoft wieder aufgenommen. Microsoft bestätigte in der Nacht zum Montag "strategische" Gespräche, es ginge aber um eine Alternative zur kompletten Übernahme. Microsoft habe nach der Zurücknahme seines 47,5-Milliarden-Dollar-Offerts (30,6 Mrd. Euro) am 3. Mai kein weiteres Übernahmeangebot für Yahoo vorgelegt, sagte das Unternehmen in einer offiziellen Stellungnahme in Redmond (US-Staat Washington).
So ganz will der Softwarekonzern offensichtlich von seinem ursprünglichen Übernahmeplan nicht abrücken. Microsoft behalte sich das Recht vor, diese Alternative erneut zu prüfen, hieß es. Dies hänge von künftigen Entwicklungen und Verhandlungen ab. Es gäbe keine Gewähr dafür, dass die Bemühungen zum Ziel führen würden. Yahoo erklärte, das Unternehmen prüfe weiterhin eine Reihe strategischer Alternativen und sei offen für alle "Transaktionen, die im besten Interesse unserer Aktionäre sind." Dazu gehörten auch Vorschläge von Microsoft.
Zufriedenheit bei Aktionären
Yahoo-Aktionäre dürften das
Auftauen der frostigen Beziehungen zwischen Microsoft und Yahoo begrüßen.
Sie waren verärgert, dass ihr Verwaltungsrat Microsoft die kalte Schulter
zeigte. Microsoft hatte am 1. Februar 31 Dollar je Yahoo-Anteil in Bargeld
und Aktien geboten. Der Preis lag um 62 Prozent über dem damaligen
Yahoo-Kurs. Danach erhöhte Microsoft sein Offert auf 33 Dollar (21,3 Euro).
Yahoo verlangte 37 Dollar.
Für Icahn kommt keine abgespeckte Version in Frage
Informationen
der Zeitung "Los Angeles Times" zufolge wurden die Verhandlungen
wieder aufgenommen, nachdem sich vergangene Woche der Privatinvestor Carl
Icahn eingeschaltet hatte. Der Milliardär will Yahoo mit der Unterstützung
von Hedge-Fonds zum Verkauf zwingen. Icahn soll 59 Mio. Yahoo-Aktien
erworben haben, was einem Firmenanteil von 3,6 Prozent entspräche. Er soll
zudem Aufsichtsräte nominiert haben, die im Falle ihrer Wahl auf der
Hauptversammlung am 3. Juli versuchen würden, Yahoo zu verkaufen. Icahn habe
mit Microsoft noch nicht geredet, berichtet die "Los Angeles Times"
unter Berufung auf eine eingeweihte Person. Allerdings: Icahn werde sich mit
der abgespeckten Variante nicht zufriedengeben, sagte indes eine Person, die
mit den Ansichten des Milliardärs vertraut ist. "Microsoft versucht, die
Milch zu bekommen, ohne die Kuh zu kaufen." Auf so etwas habe sich Icahn
noch nie eingelassen.
Anderen Presseberichten zufolge sind Überlegungen zwecks der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens über Online-Werbung im Gange. Das Joint Venture würde mit Google Inc konkurrieren. Google hat in diesem Bereich einen Marktanteil von 58 Prozent.