Einstimmig bestellte der Verbund-Aufsichtsrat gestern Wolfgang Anzengruber zum künftigen Chef von Österreichs wertvollstem Unternehmen.
Der einzige Job, der ihn außer seinem aktuellen reizen würde, sei der des Verbund-Chefs, meinte Palfinger-Boss Wolfgang Anzengruber in kleinem Kreis vor einiger Zeit. Jetzt ist es so weit: Der Aufsichtsrat kürte den 51-Jährigen gestern zur neuen Nummer eins beim Verbund – als Nachfolger von Michael Pistauer (64), dessen Vertrag Ende 2008 ausläuft. Als Vize bestätigt wurde Johann Sereinig. Pistauer zeigte sich gestern zufrieden: „Es wird ein harmonischer Übergang.“
Baumgartner zog zurück
Vorausgegangen war der schließlich
einstimmigen Wahl Anzengrubers ein langes ÖVP-internes Tauziehen um den
Kandidaten für den Spitzenjob. Teile der Partei hatten Ulrike
Baumgartner-Gabitzer favorisiert. Die frühere Kabinettchefin von Wolfgang
Schüssel ist seit 2007 im Verbund-Vorstand.
Vor allem Aufsichtsratspräsident Gilbert Frizberg und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein als Eigentümervertreter des mehrheitlich in Staatsbesitz stehenden Verbund machten sich jedoch für eine Lösung „von außen“ stark. Bis zuletzt liefen Verhandlungen. In einer Vorabstimmung in der Nacht auf Dienstag erreichte Baumgartner keine Mehrheit im Aufsichtsrat. Damit war klar, dass Anzengruber, der Wunschkandidat des steirischen ÖVP-Duos Frizberg/Bartenstein, das Rennen macht.
Erfolgsmanager
In der heimischen Managerszene zählt Anzengruber
längst zu den Topstars. Den börsennotierten Salzburger Kranhersteller
Palfinger führt er seit 2003 von einem Rekordjahr zum nächsten. Er ist mit
Kapitalmarkt und internationalem Geschäft bestens vertraut und hat
Erfahrung in der Energiebranche.
Unter den 18 Bewerbern für die mit rund einer Million Euro pro Jahr dotierten Spitzenposition beim Verbund war Anzengruber nicht. Er wurde von Frizberg & Co. vielmehr heftig umworben. Den Job an der Spitze von Österreichs wertvollstem Unternehmen (knapp 17 Mrd. Euro Börsenkapitalisierung) tritt der gebürtige Oberösterreicher am 1. Jänner 2009 an.
Steile Karriere
Der Techniker und Betriebswirt Anzengruber begann
seine Karriere in der Umwelt- und Verkehrstechnik und hatte später unter
anderem Vorstandspositionen bei der ABB Energie und dem Salzburger
Energieversorger Salzburg AG. Er gilt als harter, aber fairer Verhandler und
umgänglicher Manager, dessen Kompetenz branchenübergreifend geschätzt wird.
Privat ist der sportliche Anzengruber ein ausgesprochener Familienmensch.
Mit seiner Frau hat er drei Töchter.