Die Zeugenvernehmung im BAWAG-Prozess geht in den Endspurt: Am Montag wurde der vermutlich letzte Zeuge vernommen.
Der 1995 pensionierte frühere BAWAG-Vorstand Gerhard Partik ist Montag am 90. Verhandlungstag im BAWAG-Prozess als Zeuge zur ersten Phase der Sondergeschäfte der Bank mit Wolfgang Flöttl befragt worden. Die "Karibik-1"-Geschäfte seien in der Bank "Chefsache" gewesen, Generaldirektor Walter Flöttl habe sich mit seinem Sohn darum gekümmert, sagte der heute 74-jährige Partik. "Es hat kein Risiko gegeben, das die Bank in Bedrängnis hätte bringen können", sein Vertrauen begründete er mit der "großen Vorsicht" des Vaters und den "analytischen Fähigkeiten" des Sohnes Flöttl.
Vorstand wusste von Vater-Sohn-Deals
Im Vorstand habe man über
die Vater-Sohn-Geschäfte Bescheid gewusst, dem Aufsichtsrat sei über
Veranlagungsgeschäfte in den USA berichtet worden. Eine ausdrückliche
Weisung, im Aufsichtsrat die Flöttl-Familien-Verbindung nicht zu erwähnen,
habe es nicht gegeben, "aber an sich spricht man über Geschäfte der
Bank nach außen ohnehin nicht", verteidigte Partik die
Verschwiegenheit gegenüber den Kontrolloren. Die Warnungen des
Staatskommissärs Anton Stanzel im Aufsichtsrat vor riskanten US-Geschäften
bezeichnete Partik als "Lehrbuchwissen". Die Geschäfte mit
Wolfgang Flöttl hätten der Bank "Milliarden"
eingebracht.
Keine Erklärung für die Berufung Elsners
Als die
Vater-Sohn-Geschäfte öffentlich bekannt wurden, diente Partik gegenüber der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) als Auskunftsperson in der Bank. In
den "Club 2" des ORF im Jahr 1994 zu den "Karibik-Spekulationen"
wollte er aber nicht gehen. Schließlich sei Helmut Elsner hingegangen und
habe die Bank verteidigt. Dass später Elsner und nicht er, der von Walter
Flöttl vorgeschlagen worden war, zum BAWAG-Generaldirektor bestellt wurde,
kann sich der in Zypern lebende Partik bis heute nicht schlüssig erklären.
"Karibik 2" ohne Wissen von Partik
Wie es dann durch
die 1995 wieder aufgenommenen Flöttl-Geschäfte in Folge zu über einer Mrd.
Dollar Verlust kommen konnte, das konnte sich Partik nicht erklären. Von der
Fortsetzung der "Karibik-Geschäfte" nach deren Rückführung
1994 habe er überhaupt erst durch das Fernsehen im Jahr 2004 erfahren. Dass
es zu finanziellen Unterstützungen von ÖGB, SPÖ und Konsum durch die BAWAG
gekommen sei, bestritt er entschieden. Begehrlichkeiten hatte es aber
offenbar schon gegeben, so Partik: "Mir haben Leute vom Konsum Vorwürfe
gemacht, dass ich sie nicht unterstütze."
Weitere Verhandlungstermine bis Mai
Partik ist bisher der letzte
Zeuge im Verfahren. Weitere Verhandlungstermine bis Ende Mai wurden heute
festgesetzt. Der Fragemarathon an Gutachter Fritz Kleiner ging heute weiter.
Über 720 Fragen hat die Verteidigung von Elsner schon an den Gutachter
gestellt. "Ich kann nicht prognostizieren, wie lange das Beantworten
und Stellen der Fragen noch dauern wird, ich weiß es nicht", sagte
Richterin Claudia Bandion-Ortner heute. "Vielleicht sind wir ja fertig
bis Ende Mai". Dienstag, wird weiter verhandelt.