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Partner statt Börse-Verkauf

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Nach der Wahl könnte der Staat seine Telekom-Anteile an der Börse verkaufen. Eine Strategie mit einem Partner soll das verhindern.

Von Anspannung will Boris Nemsic, General der Telekom Austria (TA), nicht sprechen: "Wir sind locker und spüren keinen Druck." Einen Tag vor der Wahl will Nemsic keinerlei Staub durch Überlegungen zur künftigen TA-Struktur aufwirbeln.

Überlegt wird in der TA-Führung aber sehr wohl. Denn schon bald nach dem 1. Oktober wird sich das künftige Schicksal des Telekom-Konzerns entschieden. Schon in den Koalitionsverhandlungen werden weitere Privatisierungen ein Streitthema sein.

KHG will verkaufen
Finanzminister Karl-Heinz Grasser macht keinen Hehl aus seinen Plänen. Wenn er bleibt, sagte er kürzlich gegenüber ÖSTERREICH, wolle er die TA "komplett privatisieren", und zwar am liebsten über die Börse.

Dagegen läuft aber nicht nur der Telekom-Betriebsrat Sturm. Auch Boris Nemsic und seine Vorstandskollegen hätten massive Bedenken gegen einen solchen Schritt. Verkauft die ÖIAG ihren Anteil (25 Prozent plus eine Aktie) am Kapitalmarkt, wäre die TA sofort ein Ziel für eine mehr oder weniger feindliche Übernahme.

"Wir loten daher Alternativen mit strategischen Partnern aus. Wir können den Unternehmenswert mit stabilen Aktionären besser steigern ", heißt es aus dem Unternehmen. 5,3 Milliarden Euro Wert wurden seit dem TA-Börsegang geschaffen. Der Minister soll überzeugt werden, dass ein Deal nach dem Muster der gescheiterten Swisscom-Fusion auch ihm mehr bringt.

Mit Griechen?
Wie ÖSTERREICH exklusiv berichtete wäre der Wunschkandidat die griechische Telekom-Gesellschaft OTE. Vor allem deren Mobilfunk-Aktivitäten in Rumänien, Albanien und Mazedonien würden perfekt in die Strategie von A1-Mobilkom passen. Beim Firmenwert liegt die OTE ungefähr gleich mit den zehn Milliarden Euro der Telekom Austria. Außer der OTA wären auch Skandinavier wie die schwedische Telia/Sonera attraktive Partner.

Boris Nemsic will solche Sondierungen keinesfalls kommentieren, sagt aber: " Sicher werden sich nach den Wahlen die Private Equity Fonds anstellen" - um den TA-Anteil der ÖIAG zu übernehmen. Und im ÖSTERREICH-Interview vor einem Monat erklärte Nemsic: "Ein Modell mit einem Partner wie bei der OMV wäre auch für uns attraktiv."

Kampfmaßnahmen
Dieser Meinung ist auch Betriebsratschef Michael Kolek: "Eine Vorwärtsstrategie ist jedenfalls gescheiter als immer auf Wahlen oder Eigentümer-Entscheidungen zu warten" Noch lieber als ein strategischer Partner wäre Kolek aber eine andere Variante: "Die ÖIAG soll klarstellen, dass sie 25 Prozent behält, weil die Telekom zur wichtigen Infrastruktur zählt." Und für den Fall von Privatisierungsschritten, die weitere Jobs kosten, droht Kolek: " Diesmal schauen wir nicht mehr zu. Es wird Kampfmaßnahmen geben." Seine Hoffnung: dass die SPÖ in die Regierung kommt.

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