Geld

Pharmahersteller Ratiopharm wird verkauft

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Banken stellen der angeschlagenen Firmengruppe frisches Geld zur Verfügung. Ludwig Merckle zieht sich aus der Geschäftsführung zurück.

Zwei Tage nach dem Selbstmord des schwäbischen Unternehmers Adolf Merckle haben die Banken seiner angeschlagenen Firmengruppe frisches Geld zur Verfügung gestellt. Der Deal mit den Banken sieht auch den Verkauf des deutschen Generikaherstellers Ratiopharm vor, wie die VEM Vermögensverwaltung am Mittwoch in Ulm berichtete. Merckle war seiner Familie zufolge wegen der wirtschaftlichen Notlage seiner Firmen "gebrochen, und er hat sein Leben beendet".

Überbrückungskredit
Die Merckle-Beteiligungsgesellschaft bekommt laut VEM einen Überbrückungskredit. Die Höhe beläuft sich nach Angaben aus informierten Kreisen auf 400 Miio. Euro. Außerdem wurde ausgehandelt, dass VEM-Geschäftsführer Ludwig Merckle sich aus der Geschäftsführung der Beteiligungsgesellschaft zurückzieht. Ludwig Merckle erklärte: "Wir sind sehr froh, eine Lösung gefunden zu haben." Neben Ratiopharm gehören zum Merckle-Imperium auch der Baustoffhersteller HeidelbergCement und der Pharmagroßhändler Phoenix.

Eigentümer von Ratiopharm ist bislang die VEM. Merckle sagte: "Bei Ratiopharm wie bei den weiteren Beteiligungsunternehmen der VEM ist das operative Geschäft grundsätzlich gesund." Die Unternehmen hätten ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2008 gehabt und auch die Aussichten für das nächste Jahr seien gut. Der Verkauf des 1973 gegründeten Generikaherstellers werde durch einen Treuhänder, der von den Banken und der VEM gemeinsam bestimmt werde, zusammen mit der Ratiopharm-Geschäftsführung gesteuert, hieß es weiter. Der Verkauf werde mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Interessen der MitarbeiterInnen sollen gewahrt werden
2.850 der insgesamt 5.400 Mitarbeiter sind nach Firmenangaben in Deutschland beschäftigt, davon 2.300 an den Produktionsstätten in Ulm und Blaubeuren. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Oliver Windholz, sagte: "Die Geschäftsführung wird alles in ihren Möglichkeiten stehende tun, um in diesem Verkaufsprozess die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu wahren."

VEM-Sprecher Detlev Samland sagte ergänzend, nun solle ein Sanierungsgutachten für die Merckle-Gruppe von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erstellt werden. Das brauche eine gewisse Zeit. Es wird erwartet, dass die komplette Restrukturierung der Merckle-Gruppe mit zusammen rund 100.000 Beschäftigten bis zu 18 Monate dauern wird. Nach der Bekanntgabe der vorläufigen Rettung stieg der Kurs der Aktie des Baustoffherstellers HeidelbergCement am Nachmittag um 5 Prozent. Der Merckle-Clan hält an HeidelbergCement - unter anderem durch die VEM - rund 80 Prozent. Die Beteiligungsgesellschaft hatte sich unter bei riskanten Wertpapiergeschäften verspekuliert.

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