Geld

Pleitewelle überrollt Österreich

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Heuer wird es um 15 Prozent mehr Insolvenzen als im letzten Jahr geben.

Die Firmenpleiten sind in Österreich im Halbjahr mit plus 9 Prozent auf 3.448 Fälle noch relativ moderat angestiegen, für das Gesamtjahr 2009 erwartet der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) allerdings einen Schub um bis zu 15 Prozent. Denn, so Insolvenz-Spezialist Hans-Georg Kantner, "die Wirtschaftskrise ist noch nicht zur Gänze angekommen". Die Privatkonkurse sind im Halbjahr um fast 8 Prozent auf 4.610 Fälle geklettert. Für das Gesamtjahr erwartet der KSV rund 10.000 Privatpleiten.

Verdoppelung
Nahezu verdoppelt haben sich im Halbjahr bei den Firmenpleiten im Jahresvergleich die Passiva. Die Verbindlichkeiten kletterten um 81,8 Prozent auf 2 Mrd. Euro. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer stieg um 44,6 Prozent auf 14.600 gegenüber 10.100 Betroffene im Vorjahr.

Großinsolvenzen
Der dramatische Anstieg bei den Passiva sei vor allem auf einige Großinsolvenzen zurückzuführen, so Kantner. Angeführt wird die Reihe vom Konkurs der Wiener Unternehmensberatung Marta mit Passiva von 150 Mio. Euro. Das Unternehmen hat gemeinsam mit der Rewe-Gruppe den Start von Billa Russia initiiert. Zweitgrößte Pleite war der Konkurs der oberösterreichischen Holzindustrie Theresia Häupl GmbH mit Passiva von 72,9 Mio. Euro. Auf der Liste der größten Pleiten sind noch zwei weitere Unternehmen der stark angeschlagenen Holzbranche vertreten.

Branchen-Ranking
Nach Branchen sind am stärksten die Bereiche Maschinen/Metall, Glas/Keramik, Papier/Druck, Textil und Holz/Möbel betroffen. Die stark konjunkturabhängige Bauwirtschaft hingegen weist noch einen stark unterdurchschnittlichen Zuwachs auf. Die Probleme dürften dort voraussichtlich verspätet auftreten, so der KSV. Derzeit wirken die Konjunkturpakete, außerdem werde im privaten Bereich häufig lieber investiert als gespart.

Westösterreich leidet
Nach Bundesländern nahmen die Firmenpleiten vor allem in Westösterreich stark zu. Spitzenreiter war Salzburg mit plus 33 Prozent bei den Fällen (220) und über 100 Prozent bei den Verbindlichkeiten (76 Mio. Euro). Dies habe mit der "Brückenstellung mit Deutschland" und den vielen dort ansässigen auf Import spezialisierten Unternehmen zu tun, so Kantner. Auf Rang zwei und drei sind Tirol und Oberösterreich. Beides stark exportorientierte Industriestandorte. Etwas besser geht es der Steiermark (4. Platz). Hier haben die Probleme früher begonnen.

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