Die Handelsgruppe Tengelmann entscheidet noch heuer über ihre Discount-Kette Plus. Möglichkeiten einer Partnerschaft werden ausgelotet.
Die Handelsgruppe Tengelmann will noch im laufenden Jahr über die Zukunft ihrer Discount-Kette Plus entscheiden. "Weihnachten wäre ein schönes Datum", sagte Tengelmann-Geschäfsführer Karl-Erivan Haub am Mittwoch auf der Bilanz-Pressekonferenz im deutschen Mülheim. Auch für die Zielpunkt-und Plus-Filialen in Österreich soll ein Partner gefunden werden.
Partner gesucht
Das Familienunternehmen lotet derzeit
Möglichkeiten einer Partnerschaft etwa im Einkauf aus. Vorrangig gehe es
dabei um das Deutschland-Geschäft, sagte Haub. Plus ist dort die Nummer Drei
hinter Aldi und Lidl. Unternehmenskreisen zufolge spricht Tengelmann mit den
Handelskonzernen Rewe und Edeka, die mit ihren Discountern Penny und Netto
aktiv sind.
"Ich wurde angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, eine starke Nummer Drei in Deutschland zu formieren", sagte Haub. Grundsätzlich mache es Sinn, die Kräfte gegenüber den Großen zu bündeln, um gegen sie anzukommen. Aber es gebe noch viel Gesprächsbedarf. "Wir wollen das Geschäft nicht abgeben", erläuterte Haub. Es gehe um eine Partnerschaft, in der sich Tengelmann auch auf eine Minderheitsposition zurückziehen würde. Filialschließungen kämen nicht in Frage, auch die Marke solle in gewisser Weise weiterleben. Vorgespräche mit dem Kartellamt hat es bereits gegeben. Die Wettbewerbshüter hätten grundsätzlich erklärt, dass sie sich eine Partnerschaft vorstellen könnten, sagte Haub.
Ein Plus zum Jahresende?
Sollte es nicht dazu kommen, würde
Tengelmann Plus "auf jeden Fall" alleine weiterführen, erläuterte der
Geschäftsführer. Derzeit entwickle sich der Discounter gut. "Wir werden
dieses Jahr wieder Geld verdienen mit Plus", sagte Haub. Im abgelaufenen
Geschäftsjahr 2006/2007 (Ende April) habe der Discounter einen kleinen
Verlust gemacht. Gründe seien der Umsatzrückgang im Non-Food-Bereich um 20
Prozent sowie die Umstellung auf das neue Konzept, die in den Filialen zu
tagelangen Schließungen geführt habe. Dieses Jahr soll Plus allerdings
wieder Gewinn machen.
Ohnehin war das 140ste Geschäftsjahr für das Mülheimer Familienunternehmen nicht gerade ein Jubeljahr. Zwar konnte der Konzern seinen Umsatz weltweit währungsbereinigt um 3,2 Prozent auf 24,5 Mrd. Euro steigern. Doch sorgten hohe Wertberichtigungen bei der Sanierung des US-Geschäfts unter dem Strich nach Firmenangaben für Verluste. Genaue Aussagen zum Ergebnis macht das Familienunternehmen traditionell nicht.
In Europa hinterließ der Einbruch bei Plus sichtbare Spuren in der Bilanz. Zwar stieg der Umsatz auf dem alten Kontinent sogar um knapp 5 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro. Doch sank das Betriebsergebnis (Ebitda) um 15 Prozent auf 393 Millionen Euro. Neben Plus machte auch die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann leichte Verluste.
Österreich-Geschäft
Auch für das Österreich-Geschäft
von Zielpunkt und Plus soll ein strategischer Partner ins Boot genommen
werden, meinte Johann Schweiger, Österreich-Chef von Zielpunkt und Plus
dieser Tage. Ein Partner würde Vorteile bei Logistik und Einkauf bringen.
Laut Schweiger könnte auch jemand zum Zug kommen, der noch nicht in
Österreich vertreten ist.
In Österreich führt Tengelmann 360 Filialen unter Zielpunkt und Plus. Heuer kommen elf Plus-Läden dazu. Die Kette ist stark "ostlastig" und hat nach eigener Angabe in Wien 15 Prozent Marktanteil. In Tirol und Vorarlberg ist keine der Vertriebslinien vertreten. 3.400 Mitarbeiter in Österreich haben zuletzt 590 Mio. Euro umgesetzt. Der Marktanteil der Gruppe ist laut ACNielsen zuletzt von 5 auf 4,7 Prozent gesunken und ist damit Nummer 5 am heimischen Markt. Hofer, Lidl und Penny haben dagegen ihre Marktanteile ausgebaut.
Durch die Umstellung einiger Filialen vom Softdiskonter Zielpunkt auf den Harddiskonter Plus ist das Handelsunternehmen in Österreich in den vergangenen Jahren in die roten Zahlen gerutscht. Bisher wurden 90 Standorte von Zielpunkt auf Plus umgestellt, 270 Zielpunkt-Filialen gibt es noch. Das weitere Vorgehen sei noch offen, sagte Schweiger. Das Minus von 1,7 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2005/06 sei "einkalkuliert" gewesen. Nach einem schwierigen Jahr 2006/07 hofft Schweiger im laufenden Jahr 2007/08 wieder auf Gewinne.