Formal hat der Aufsichtsrat noch nicht entschieden - die Verträge sind noch nicht fertig - der Umlaufbeschluss fällt aber demnächst.
Der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding hat zwar noch keinen formalen Beschluss gefasst. Wer den Vorständen Martin Huber und Erich Söllinger künftig zur Seite stehen wird, ist aber trotzdem schon entschieden. ÖBB-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker bestätigte am Donnerstag, dass ÖBB-Güterverkehrsvorstand Gustav Poschalko und Infrastruktur-Betrieb-AG-Vorstand Peter Klugar in die Holding einziehen sollen.
Kandidaten mit Startvorteil
Poschalko und Klugar seien "die mit
Abstand geeignetsten Kandidaten für die Funktionen gewesen". Die beiden
hätten sich gegen eine Reihe qualifizierter Mitbewerber auch aus anderen
Branchen durchgesetzt. "Dass die zwei dadurch, dass sie aus dem Unternehmen
kommen, einen Startvorteil gehabt haben, ist klar", so Pöchhacker.
Verträge noch nicht verhandelt
Der Aufsichtsrat hatte am
Mittwochabend keine Bestellung vorgenommen, weil die Vertragsverhandlungen noch
ausständig sind. Da es bei der Bestellung der zusätzlichen Holding-Vorstände
"keinerlei Zeitdruck" gegeben habe, würden nun die Verträge ausverhandelt
und die Bestellungen in den nächsten 14 Tagen, auf jeden Fall aber vor der
nächsten Aufsichtsratssitzung Anfang Dezember, in einem Umlaufbeschluss
fixiert.
Von angeblichen heftigen Diskussionen im Aufsichtsrat wollte Pöchhacker nichts bemerkt haben.
Aufgabenverteilung
Laut Aufsichtsratskreisen gibt es auch bereits
einen Entwurf des künftigen Vierer-Vorstandes, wonach die derzeitigen
Vorstände mehr oder weniger ihre Agenden behalten, Poschalko den Absatz -
also Personen- und Güterverkehr - und Klugar "Produktion und Technik"
übernehmen sollen.
Pöchhacker will den Vorschlag noch nicht kennen, erklärte aber, dass eine solche Vorgangsweise "in ganz Mitteleuropa üblich" sei. Der Aufsichtsrat werde die Vorschläge prüfen und gegebenenfalls ändern oder ergänzen.
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Rückkehr zur alten ÖBB-Struktur?
Durch die
Vorstandsaufstockung wird es in der Holding wieder für sämtliche
ÖBB-Teilbereiche einen verantwortlichen Manager geben. In Bahnkreisen
spricht man daher von einer faktischen Rückkehr zu früheren ÖBB-Strukturen,
auch wenn die 2005 geschaffene Struktur aus Holding und vier operativen
Aktiengesellschaften für Personenverkehr, Güterverkehr, Infrastruktur
Betrieb und Infrastruktur Bau formal bestehenbleibt.
Pöchhacker wies das zurück. Auch wenn es künftig für sämtliche Töchter den entsprechenden "Sachverstand in der Holding" geben werde, ändere das nichts an der Selbstständigkeit der Töchter. Sowohl SPÖ-Verkehrsminister Werner Faymann als auch Pöchhacker hatten zuletzt mehrfach betont, dass die Holding damit als Leitgesellschaft des ÖBB-Konzerns wieder aufgewertet werden soll.
Offene Jobs
Offen ist noch eine Reihe von Personal-Entscheidungen
in den Teilgesellschaften. Nachzubesetzen sind die Posten Poschalkos und
Klugars, sowie zwei Finanzvorstände in Personen- und Güterverkehr und das
Amt des ÖBB-Nahverkehrschefs, nachdem die bisherige Vorstandschefin,
Wilhelmine Goldmann, Ende Juni zurückgetreten ist.
Die Entscheidung in den Absatzgesellschaften soll laut Pöchhacker spätestens bei der nächsten Aufsichtsratssitzung im Dezember fallen. Vakant ist auch noch ein Vorstandsposten in der ÖBB Infrastruktur Bau AG.
Absage an Deutsche Bahn
Pöchhacker hat Überlegungen für eine
Beteiligung der Deutschen Bahn am ÖBB-Güterverkehr vorerst eine Absage
erteilt. "Eine Beteiligung ist nicht Gegenstand von Verhandlungen. Es gibt
keine Pläne in diese Richtung", so der Aufsichtsratspräsident.
Vergangenes Wochenende hatte er die Deutsche Bahn als "möglichen strategischen Partner" für den ÖBB-Güterverkehr bezeichnet und auf "erste Kontaktgespräche" verwiesen. "Strategische Partnerschaft" bedeute aber nur, dass man "projektweise kooperiert". Mit einer gegenseitigen Beteiligung habe das "nichts zu tun", versicherte Pöchhacker.
Auch die Deutsche Bahn hatte zuletzt Gespräche über eine Beteiligung an der ÖBB-Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria (RCA) dementiert.