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Saudische Milliardäre im Familienkrach

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Saudi-Arabische Konzerne befehden einander - Betrugsvorwürfe und faule Kredite.

Das geht weit über einen gewöhnlichen Familienkrach hinaus. Seit Monaten bekriegen sich zwei durch Heirat verbandelte milliardenschwere Familienimperien in Saudi-Arabien und beschäftigen die Gerichte. Es geht um Zahlungsausfälle und Betrugsvorwürfe in Milliardenhöhe. Konten wurden eingefroren. Internationale Banken haben Klage eingereicht. In der Presse werden Schuldzuweisungen und Eifersüchteleien breitgetreten.

Die Akteure sind Maan al Sanea und seine Saad-Gruppe sowie Ahmad al Gosaibi und Gebrüder (AHAB), zwei der prominentesten Familienkonzerne des Königreichs. Ihr Zwist droht einen Schatten auf das Image Saudi-Arabiens zu werfen, dessen Wirtschaft in der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise ohnehin unter Druck ist. Er wirft zudem erneut die Frage auf, ob die immer noch von Familienunternehmen und persönlichen Beziehungen bestimmte saudische Finanz- und Wirtschaftswelt so ausreichend transparent ist, dass auch auswärtige Kreditgeber durchzublicken vermögen.

Diese Bedenken könnten der Investitionstätigkeit auf lange Sicht schaden. "In der Krise hat die Transparenz, wenn überhaupt, noch nachgelassen", findet Philipp Lotter, Vizepräsident des Investorenservice der Ratingagentur Moody's in Dubai. Diese Haltung, vor allem bei den besonders undurchsichtigen Unternehmen in Familienbesitz, müsse sich dringend ändern. "Die Stimmung im Moment ist so, dass es ohne größere Offenlegung schwierig ist, Kapital zur Verfügung zu stellen", erklärt Added Rahul Schah, Analyst der Deutschen Bank in Dubai.

Klagen in USA und London
Einzelheiten der Affäre sickerten allmählich durch, hauptsächlich anhand von Klagen in den USA und in London. Von den Konzernen selbst oder gar von den saudischen Behörden war bisher nur wenig zu hören. Saad-Chef Al Sanea ist mit einer Tochter des Al-Gosaibi-Familienoberhaupts verheiratet und wird vom Wirtschaftsmagazin Forbes in der Liste der reichsten Menschen der Erde auf Platz 64 geführt. Im Kern wirft ihm die Schwiegerfamilie vor, sie um mehr als neun Mrd. Dollar (6,09 Mrd. Euro) betrogen zu haben. Sein Vorgehen soll letztlich der Grund dafür gewesen sein, dass ihr Unternehmen Zahlungsverpflichtungen gegenüber internationalen Banken in Milliardenhöhe nicht nachkommen konnte.

Die saudische Zentralbank ließ im Mai die Konten Al Saneas, seiner Frau und anderer Familienmitglieder einfrieren. Ratingagenturen stuften die Saad-Gruppe und dann auch AHAB zurück. Die Saad-Gruppe, zu der Krankenhäuser, Reiseveranstalter, Banken und Finanzdienstleister gehören, sprach von einem "kurzfristigen Liquiditätsengpass" in Zusammenhang mit der weltweiten Kreditkrise. Als Grund dafür nannte sie unter anderem "den Konkurs von Firmen im Besitz eines prominenten saudischen Familienunternehmens" und dessen Folgen. Rasch war klar, dass es sich bei dem prominenten Familienunternehmen um AHAB handelte, dessen Imperium vom Bausektor über Banken bis zur Pepsi-Abfüllung reicht.

Schwere gegenseitige Vorwürfe
Bittere Vorwürfe gingen hin und her. Regionale und internationale Banken besahen sich den Schaden und reichten Klage ein. Die faulen Kredite werden auf insgesamt rund 22 Mrd. Dollar geschätzt. "Die Vorstellung, dass die globale Finanzkrise die Saudis abgesehen vom niedrigen Ölpreis nur minimal getroffen hat, trifft nicht zu", urteilt John Sfakianakis, Chefökonom der Banque Saudi Fransi in Riad. Offensichtlich habe die Krise den Unternehmenssektor getroffen und dessen Image beschädigt.

Dennoch dürfte der Familienkrach der Milliardäre nicht den Todesstoß für die saudische Wirtschaft bedeuten. Fachleute gehen davon aus, dass der Großteil der Verluste von Banken im Westen und in anderen Ländern des Mittleren Ostens getragen wird. "Das wirft ein Schlaglicht auf die Risiken", sagt Moody's-Experte Lotter. Kreditgeber wie Ratingagenturen hätten dies künftig gewiss in Betracht zu ziehen.

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