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SPAR stoppt Zielpunkt-Poker

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Die Kauf-Gespräche zwischen Spar und Zielpunkt liegen – vorerst – auf Eis. Der Kaufpreis ist zu hoch. Es wird erwartet, dass Spar nachbessert.

Knalleffekt im Übernahmepoker zwischen der Lebensmittelkette Spar und der deutschen Plus/Zielpunkt-Mutter Tengelmann. Sah es vor dem Jahreswechsel noch so aus, als gingen die 360 österreichischen Filialen des Softdiskonters an die Salzburger Spar-Gruppe, ist der Deal jetzt schwer gefährdet: Nach Unstimmigkeiten über den Kaufpreis liegen die Verhandlungen vorerst auf Eis.

Das bestätigte ÖSTERREICH ein hochrangiger Manager der deutschen Tengelmann-Zentrale. Zuvor waren in Insiderkreisen sogar Gerüchte kursiert, wonach die Gespräche vollends geplatzt seien.

Gebot zu niedrig
Hintergrund: Spar-Boss Gerhard Drexel war einziger ernsthafter Interessent – und hat aus Sicht von Tengelmann zu wenig geboten. Auch deshalb, weil er aus kartellrechtlichen Gründen nur einen Teil der Läden brauchen kann. Tengelmann-Eigentümer Erivan Haub hat aber die Devise "Alles oder nichts“ ausgegeben. Zudem standen Teile der Spar-Eigentümerfamilien bei den Verhandlungen von Anfang an auf der Bremse: Wenn Spar Zielpunkt schluckt, hat Drexel kaum noch Argumente gegen die Mehrheitsübernahme der Rewe an Adeg (siehe unten).

Zudem dürfte Drexel ein Mitbewerber ins Haus stehen. Ausgerechnet die deutsche Edeka, die sich zuletzt aus ihrem Adeg-Engagement zurückgezogen hatte, könnte jetzt an Plus/Zielpunkt interessiert sein. Diese Läden würden weit besser ins Edeka-Portfolio passen als die teils genossenschaftlich organisierte Adeg-Gruppe mit ihren selbstständigen Kaufleuten.

Spar hält sich zu den neuen Entwicklungen bedeckt. "Wir haben schon die Verhandlungen selbst nicht kommentiert und werden jetzt auch dazu nichts sagen“, lässt Spar-Konzernsprecherin Nicole Berkmann ÖSTERREICH ausrichten.

Hohes Risiko für Spar
Für Spar steht aber viel auf dem Spiel. Gerhard Drexel will dem Vernehmen nach nicht nur die heimischen Zielpunkt/Plus-Filialen einkassieren, sondern auch gleich die rund 300 Plus-Märkte in Tschechien und Ungarn. Das Worst-Case-Szenario: Spar geht bei Zielpunkt leer aus, während Branchenprimus Rewe mit einer erfolgreichen Adeg-Übernahme bei den Marktanteilen davonzieht.

So weit muss es aber nicht kommen. Brancheninsider gehen davon aus, dass Tengelmann Drexel noch einmal an den Verhandlungstisch bitten könnte, wenn dieser bereit ist, sein Angebot nachzubessern.

Den kolportierten Kaufpreis von 100 Millionen Euro dürfte Drexel aber wohl keinesfalls zu zahlen bereit sein.

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