21. April 2008 16:32
Die Münchener Staatsanwaltschaft prüft Angaben des früheren Siemens-Chefs
Heinrich von Pierer zu seiner Rolle im Korruptionsskandal bei dem
Technologiekonzern. Pierers Anwalt habe den Ermittlern am Montag einen
mehrere Dutzend Seiten starken Schriftsatz übergeben, sagte der Leitende
Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld. Die Behörde werde die Papiere
voraussichtlich mindestens eine Woche lang prüfen. Es seien auch Anlagen in
englischer Sprache enthalten. Pierer selbst habe an dem Termin nicht
teilgenommen.
Auf die Frage, ob der frühere Siemens-Chef als Beschuldigter gelte, sagte
Schmidt-Sommerfeld: "Zum Status von Herrn Pierer mache ich keine Angaben."
Ob es zu einem erneuten Treffen mit Pierer oder dessen Anwalt Sven Thomas
kommen werde, hänge vom Inhalt der Unterlagen ab. "Wenn damit alles geklärt
ist und sich mit unseren Informationen deckt, dann nicht. Wenn es noch
Nachfragen gibt, werden wir klären, ob wir das schriftlich machen."
Pierers Rechtsberater Winfried Seibert erklärte: "Es war ausschließlich ein
Rechtsgespräch zwischen Anwalt nd Staatsanwalt." Der ehemalige Vorstandschef
sei "weder Zeuge noch Beschuldigter, sondern irgendwas davor oder daneben",
sagte er. Pierer hat jede Verwicklung in die Korruptionsaffäre bestritten.
Siemens hatte zuletzt die Summe der fragwürdigen Zahlungen in den Jahren
1999 und 2006 mit 1,3 Mrd. Euro beziffert. Der gesamte durch den
Schmiergeldskandal entstandene Schaden hat nach Angaben von Finanzvorstand
Joe Kaeser bis Ende Jänner 1,6 Mrd. Euro betragen.