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Steigt Katar bei VW ein?

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Das Emirat Katar erwägt Finanzkreisen zufolge einen direkten Einstieg beim Wolfsburger Autokonzern Volkswagen.

Porsche sei in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Katar über den Verkauf von Optionen auf VW-Stammaktien, sagten mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen am Mittwoch. Porsche könne damit auch ohne eine Kapitalerhöhung seine Schulden reduzieren und seine Finanzprobleme mindern. Damit könnten zudem die auf Eis liegenden Gespräche von Porsche und VW über die Schaffung eines gemeinsamen Unternehmens wieder in Gang kommen.

Ein Insider sagte, der Verkauf von VW-Optionen an Katar sei "die wahrscheinlichste Alternative". Porsche hält knapp 51 Prozent der Stimmrechte an VW und hat sich über Optionen den Zugriff auf weitere Stammaktien der Wolfsburger gesichert. Der genaue Umfang der Optionen ist unklar, dürfte früheren Angaben zufolge jedoch bei rund 20 Prozent der Stimmrechte liegen. Sollte Katar dieses Optionspaket komplett übernehmen, würde das Emirat damit nach Porsche und dem Land Niedersachsen - als bisher zweitgrößtem Aktionär - mit rund 20 Prozent der Stimmrechte neuer Großaktionär in Wolfsburg.

Gespräche mit Land Niedersachsen
Am Wochenende hatte Katar mit dem Land Niedersachsen seine Pläne besprochen. "Für Katar würde eine Sperrminorität (an VW) am meisten Sinn machen", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Niedersachsen sieht Katar hingegen eher in der Rolle des drittgrößten Anteilseigners mit zehn bis 15 Prozent der Stimmrechte.

Aus dem Umfeld von Porsche verlautete, alle bisher diskutierten Verhandlungsoptionen lägen weiterhin auf dem Tisch. Eine Vorentscheidung für eine der Möglichkeiten sei noch nicht getroffen worden, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Weder Porsche noch Volkswagen wollten sich dazu äußern.

Katar und Porsche verhandeln seit Wochen über die Möglichkeiten eines Einstiegs des Emirat bei dem hoch verschuldeten Sportwagenbauer. Porsche drückt eine Netto-Schuldenlast von neun Mrd. Euro, die schnellstmöglich abgebaut werden soll. Als Alternativen wurden bisher eine Kapitalerhöhung durch die Altaktionäre, die Übernahme von Porsche-Anteilen durch Katar oder der Verkauf von VW-Optionen diskutiert. Bei einer Beteiligung von Katar an Porsche müssten die Familien Porsche und Piech, die alle stimmberechtigten Anteile an dem Sportwagenbauer halten, Macht abgeben. Das ist in den Familien umstritten. Mit einer direkten Beteiligung von Katar an Volkswagen könnte dieses Problem womöglich umgangen werden.

Im März kommenden Jahres steht bei Porsche die Refinanzierung von Darlehen in Höhe von 10,75 Mrd. Euro an. Am Kapitalmarkt bekommt Porsche derzeit kein Geld mehr, da die Hausbanken ihre Kreditlimits erreicht und einige ausländische Geldinstitute ihre Kreditgeschäfte in Deutschland zurückgefahren haben. Daher hat Porsche bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau einen Kreditantrag über 1,75 Mrd. Euro gestellt. Die Aussichten auf den Erhalt dieses Darlehens sind jedoch nicht allzu groß, da Porsche als hoch rentables Unternehmen gilt, das sich schlicht mit der VW-Übernahme verhoben hat.

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