Vor allem der Stromverbrauch der heimischen Industrie ging wegen der Krise stark zurück.
Wegen der rezessionsbedingt stark eingebrochenen Industrieproduktion ist der Stromverbrauch in Österreich im Frühjahr stark zurückgegangen. Rekordmonat war dabei der April mit einem Verbrauchsminus von 10,3 Prozent im Jahresabstand. Im Mai und im Juni hat sich der Rückgang wieder auf 6,1 bzw. 7,1 Prozent abgeschwächt. Ein Verbrauchsplus zum Vorjahr hat es zuletzt im September mit +2,8 Prozent gegeben, seither steht ein Minus vorn, geht aus Daten von E-Control und Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ) hervor.
Minus 7 Prozent 2009
Für das Gesamtjahr 2009 geht VEÖ-Präsident
Wolfgang Anzengruber von 7 bis 7 1/2 Prozent Verbrauchsrückgang aus, wie er
am Dienstag in einem Verbandspressegespräch sagte. Abstriche bei den
Investitionen werde die E-Wirtschaft deswegen nicht machen: "Das ist alles
langfristig ausgerichtet. Wir bauen für die nächsten 40, 50, 60 Jahre. Wir
halten auch antizyklisch an den Investitionen fest." Bis 2020 soll die
Wasserkraft für 8,4 Mrd. Euro um 7 Terawattstunden (TWh), ein Zehntel des
jährlichen Verbrauchs, ausgebaut werden.
Mildes Wetter
Das warme April-Wetter - beinahe ein neuer
Rekord-Wert - war am Verbrauchsrückgang im Frühjahr mitbeteiligt, erklärt
ihn aber nicht allein. Auch der Mai war zu warm und lag ein bis drei Grad
über dem langjährigen Mittel. Maßgeblicher sind die Produktionsrückgänge der
heimischen Industrie: Im Jahresabstand betrugen sie im April 10,8 Prozent,
im Mai 13,5 Prozent, im Juni 11,4 Prozent. Ab dem 4. Quartal war die
Produktion rückläufig, beginnend mit -2,9 Prozent im Oktober.
Starke Rückgänge in der Industrie
Üblicherweise
verbrauchen allein die drei stromintensivsten Branchen fast die Hälfte des
heimischen Industriestroms bzw. mehr als ein Fünftel der gesamten
Elektrizität, voriges Jahr waren es 46 bzw. 22 Prozent. Dies entspricht dem
Doppelten des Stromverbrauchs der Haushalte. Auf den Sektor Papier und Druck
entfallen dabei 8,8 Prozent des Gesamt- bzw. 18,3 Prozent des
Industriestromverbrauchs, auf die Eisen- und Stahlindustrie 6,6 bzw. 13,7
Prozent und auf den Bereich Chemie und Petrochemie 6,5 bzw. 13,6 Prozent. In
allen drei Branchen kam es ab dem 4. Quartal 2008 zu erheblichen Rückgängen
der Produktion als auch der Auftragsgänge - was noch einige Zeit ein Minus
beim Stromabsatz im Jahresabstand erwarten lässt.
Stromexporte höher als -importe
Im 1. Halbjahr ist der
gesamte Stromverbrauch in Österreich um 5,4 Prozent oder um 1.850 GWh auf
32.728 GWh gesunken. Wegen des Absatzrückgangs waren heuer bereits im April
die Stromexporte höher als die Stromimporte, im Vorjahr war dies - wie jedes
Jahr über den Sommer - erst ab Mai der Fall. Exporten von 9.041 GWh standen
im Zeitraum Jänner bis Juni Importe von 9.295 GWh gegenüber.
Wärmekraftwerke steuerten im 1. Halbjahr mit 9.936 GWh nicht einmal ein Drittel zum Gesamtstromverbrauch bei - und ihre Erzeugung sank von Monat zu Monat auf nur noch 948 GWh im Juni. Speicherkraftwerke lieferten, mit leicht steigender Tendenz, 6.301 GWh im Halbjahr, die Laufkraftwerke - in ebenfalls wachsendem Ausmaß - 13.399 GWh.