Offensichtlich versuchen die Ölkonzerne durch gezielte Preissteuerung den Verbrauchern den Überblick zu nehmen.
Wer den stark gestiegenen Treibstoffpreisen durch die gezielte Auswahl der günstigsten Tankstelle begegnen will, stößt laut ÖAMTC auf immer verwirrendere Preisauszeichnungen. "Bis zu sechsmal täglich ändern manche Tankstellen ihre Spritpreise", so ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexpertin Elisabeth Brandau. Damit solle es den Autofahrern "offensichtlich unmöglich gemacht werden, Preise zu vergleichen".
Ab heute ist der ÖAMTC-Spritpreisdatenbank daher ein Text vorangestellt, der auf diese Tatsache aufmerksam mache. Weiters gibt ein Forum den Usern auch die Möglichkeit, ihre diesbezüglichen Beobachtungen zu posten, so der Verkehrsclub in einer Aussendung.
Fachverband weist Vorwürfe zurück
Christoph Capek,
Geschäftsführer des Fachverbandes der Mineralölindustrie, lässt das nicht
gelten: "Die aktuellen Preise passen sich den Marktveränderungen rasch an
und sind für die Konsumenten sowie die Mitbewerber im Vorbeifahren an den
Tankstellen deutlich wahrnehmbar." Alle Versorgungsverträge der
Mineralölunternehmen basieren demnach auf den Rotterdamer Notierungen und
würden daher diesen angepasst. Ebenso würden Preiserhöhungen und
Preissenkungen am Rotterdamer Markt nach einem kurzen
Marktbeobachtungszeitraum an die österreichischen Autofahrer weitergegeben.
"Das volatile Marktverhalten und zum Teil beträchtliche Preisunterschiede
beweisen, dass es in Österreich keinen Mangel an Wettbewerb gibt", so Capek.
Vom ÖAMTC hingegen hieß es: "Auch für Kakao oder Getreide gibt es zum Beispiel schwankende Börsenpreise, aber kein Supermarkt wechselt bis zu sechsmal täglich seine Preise für Schokolade oder Mehl."
Brandau erinnerte heute weiters daran, dass keine Konsumgüter im Preis so rasant steigen würden wie Nahrungsmittel und Kraftstoffe. Nachdem Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll (V) gestern vorgeschlagen hatte, eine weltweite Spekulationssteuer auf agrarische Rohstoffe einzuführen, fordert der ÖAMTC nun auch eine derartige Initiative für den Ölmarkt. Denkbar wäre für die ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexpertin, dass die UNO, die internationale Energieagentur oder auch die Weltbank ein entsprechendes Konzept mit rigorosen Sanktionsmaßnahmen erstellt.