Die Aufnahme eines Telefonats zwischen Wolfgang Flöttl und Helmut Elsner über ein Geständnis von Flöttl wurde heute im Gericht abgespielt.
Ein Telefonat zwischen Investmentbanker Wolfgang Flöttl und Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner über das von Flöttl verfasste Geständnis zu den von ihm verursachten Spekulationsverlusten von über 400 Mio. Euro mit Uni-Bonds ist am Mittwoch im Gerichtssaal im Wiener Landesgericht abgespielt worden. Flöttl rief Elsner nach eigenen Angaben am 14. Dezember 2000 in Wien an und zeichnete das Telefonat damals auf. Richterin Claudia Bandion-Ortner las das Telefonat heute zuerst vor, dann wurde die Aufnahme auch abgespielt. Darin wird über die Ausfertigung eines schriftlichen Flöttl-Geständnisses gesprochen, mit dem Elsner damals den Bank-Vorstand "beruhigen" wollte.
In dem Telefonat sagte Elsner, "Ich hab was konzipiert in der Sache, über die wir gestern geredet haben". Flöttl meinte dann etwas später, "die haben dann keinen Zugriff darauf?", da er offenbar besorgt war, dass die anderen BAWAG-Vorstände das Geständnis gegen ihn verwenden könnten. "Das will niemand verwenden", beruhigte Elsner. "Dafür ist ja niemand verantwortlich von euch", meinte Flöttl dann. "Ja eben, und das muss herauskommen, dass wir eine Vereinbarung hatten, die dann anders gelaufen ist".
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Streit über Zeitpunkt
Über den Zeitpunkt des Telefonats
entstand daraufhin zwischen Flöttl und Elsner bzw. ihren Anwälten ein
Streit: Während Flöttl vom Datum 14. Dezember 2000 sprach, kann das Gespräch
laut Elsner erst später geführt worden sein. Denn im Telefonat spreche er
auch von BAWAG-Vorständen, die die Bilanz nicht unterschreiben wollten, als
Begründung für seine Forderung nach einem Geständnis Flöttls. Diese Bedenken
der Vorstände seien aber erst später gekommen. Die Vorstände Hubert Kreuch,
Josef Schwarzecker und Christian Büttner bestätigten heute, sie hätten erst
später Bedenken geäußert, die BAWAG-Bilanz für das Jahr 2000 zu
unterschreiben.
Flöttl war völlig mittellos
Flöttl habe im Geständnis
selber erklärt, er sei völlig mittellos und habe sich nicht bereichert,
betonte Elsner heute. Er wollte damals durch das Schriftstück Klarheit
schaffen, dass der Vorstand nicht schuld sei an den Verlusten. Wäre der
Vorstand nämlich schuld gewesen, hätte er wohl zurücktreten müssen, meinte
der damalige Bank-Chef. Das Geständnis Flöttls habe er dann den übrigen
Bank-Vorständen gezeigt. "Mir war nicht ganz klar, was er im
Geständnis haben wollte", sagte Flöttl.
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Aufgezeichnet, um sich zu schützen
"Warum haben Sie
das Gespräch aufgenommen", fragte die Richterin Flöttl. "Um
mich zu schützen, um zu zeigen, dass hier ein Auftrag vorliegt von Elsner
für ein Geständnis", erklärte Flöttl.
Geheimhaltung zum Schutz der Bank
Die Richterin fragte Elsner,
warum er damals Flöttl nicht angezeigt habe, da sich dieser nach Elsners
Darstellung doch vereinbarungswidrig verhalten habe, als er in Uni-Bonds
selber investiert und fast alles Kapital verloren hatte. Wenn Flöttl die
Vereinbarungen gebrochen habe, wäre das doch Untreue bzw. Betrug. "Wir
wollten uns ja nicht selbst anzünden", argumentierte Elsner. Ziel
sei es gewesen, die neuen Verluste nicht öffentlich werden zu lassen. Diese
Geheimhaltung sei aus Verantwortung für die Bank erfolgt.
Bahamas-Urlaub Elsners kam Flöttl teuer
Sehr teuer kam
Investmentbanker Wolfgang Flöttl der Urlaub, den Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner
mit seiner Familie - auf Kosten von Flöttl - im August 2000 auf den Bahamas
verbrachte. Nicht nur, dass sich Elsner dazu ein Privatflugzeug gewünscht
habe, wurde die Geschichte auch noch dadurch verteuert, dass laut Flöttl der
Hund von Elsner, ein Labrador, während dem Flug "äußerln"
musste. Die dafür notwendige Zwischenlandung auf den Azoren führte zu "Extrakosten"
von 10.000 Dollar. "Das habe alles ich bezahlt", so Flöttl heute
im BAWAG-Prozess.
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Elsner widersprach diesen Angaben. Die Zwischenlandung sei nur deswegen erfolgt, weil das Flugzeug auftanken musste, mit dem Hund habe der Stopp auf den Azoren nichts zu tun gehabt. "Flöttl wollte, dass wir kommen", meinte Elsner heute. Flöttl habe seinen Urlaub mit ihm machen wollen. Der Urlaub sei eine "private Sache" gewesen, über Investitionen habe er dabei mit Flöttl nicht gesprochen.
Flöttl war von BAWAG abhängig
"Elsner hat sich
selbst eingeladen", betonte Flöttl heute. "Der Urlaub mit
Elsner hat mir nicht viel Spaß gemacht, ich war aber wirtschaftlich abhängig",
so Flöttl. Die wirtschaftliche Abhängigkeit habe darin bestanden, dass die
BAWAG 2000 sein einziger Kunde gewesen sei und jederzeit ihr Investment
zurückdrehen hätte können. Auch seine Frau habe die dominante Persönlichkeit
von Elsner nicht ausgehalten und sei bereits nach zwei bis drei Tagen
abgefahren.
Elsners Darstellung wich wieder davon ab, Flöttl habe auf dem gemeinsamen Urlaub bestanden. Flöttls Ehefrau Anne Eisenhower sei eine eingefleischte New Yorkerin und habe sich nur in New York wohlgefühlt, nicht am Meer.
Gelächter im Gerichtssaal
Flöttls Aussage, dass neben
Tochter und Schwiegersohn auch die Mutter des Schwiegersohns und der Hund
Elsners mit waren, führte im beinahe voll besetzten Großen
Schwurgerichtssaal zu Gelächter. Der Hund sollte ursprünglich auch unter
Quarantäne gestellt werden, was aber vermieden werden konnte.
Was sich am
Mittwoch sonst noch beim Prozess getan hat, lesen Sie hier.